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WEISMAIN: Weismain: Eine Kunstaktion, die Asylbewerbern Hoffnung macht

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Weismain: Eine Kunstaktion, die Asylbewerbern Hoffnung macht

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    Bei der Teestunde im Weismainer Asylbewerberheim präsentiert Elham Rahmani (3. v. li.) seine Kunstwerke aus Schallplatten zusammen mit (v. li.) Hausverwalter Ronald Petzold, Luchilia Rudianska und Martin Reuther.
    Bei der Teestunde im Weismainer Asylbewerberheim präsentiert Elham Rahmani (3. v. li.) seine Kunstwerke aus Schallplatten zusammen mit (v. li.) Hausverwalter Ronald Petzold, Luchilia Rudianska und Martin Reuther. Foto: Roland Dietz

    Bunt wird die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber Heim betreten. Der bisher trist und grau wirkende Eingangsbereich und das Treppenhaus wird durch zwei große bunte Wandbilder aufgewertet, die Hausverwalter Ronald Petzold zusammen mit den Bewohnern in Eigeninitiative geschaffen hat.

    „Wer eine derartige Einrichtung betritt, tut das schon mal mit gewisser Berührungsangst vor Menschen aus anderen Ländern, die er nicht kennt“, sagt Petzold. Die Bilder schafften somit ein verbessertes Klima in Räumen, die nicht jeder gerne betrete. Die Kunstaktion hat Petzold selbst initiiert und beim Malen mitgeholfen.

    Die Bilder gefallen den Gästen, die am Montag zu einer Teestunde in die Unterkunft eingeladen waren. Und mit Elham Rahmani, der schon fast sechs Jahre dort lebt, hat Petzold einen begabten Künstler im Haus. Als Rahmani sieht, welche Wirkung seine Bilder auf andere haben, strahlt er. Unter einer schwarz-rot-goldenen Sonne hat er die Umrisse von 24 Paar Füßen in den Farben der 24 Nationen gemalt, die im Weismainer Asylbewohnerheim Zuflucht gefunden haben.

    Beschäftigung schafft Perspektiven

    Das Projekt soll nun fortgesetzt werden im Flur fortgesetzt werden. Die Wände haben die Bewohner schon geweißelt als Grundlage für bunte Wandbilder. So wird die Gemeinschaftsunterkunft verschönert und die Bewohner finden eine sinnvolle Beschäftigung, die sie vom oft zermürbenden Warten auf die Anerkennung als Asylbewerber oder einen Job ablenkt, erklärt Hausverwalter Petzold. „Gemeinschaft schafft Gemeinsames, und zusammen können wir viel erreichen“, ist seine Devise. Grau in Grau schaffe nur triste Atmosphäre. Martin Reuther, der bei dem Malprojekt unterstützend gewirkt hat, sieht darin auch die Chance, dass die Bewohner ihre Gefühle ausleben können.

    Bei den Malarbeiten will auch Luchilia Rudianska mitarbeiten, wie sie bei der Teestunde erklärt. Seit vier Jahren lebt die junge Frau von der russisch besetzten Halbinsel Krim schon in Weismain. Eine Zukunftsperspektive hat sie nicht. Gerne würde sie eine Arbeitsstelle annehmen, aber ihr fehlt die Anerkennung, aus einem nicht sicheren Land zu kommen. Da sie acht Sprachen spricht, wäre die Verständigung kein Problem, weiß Angelika Geyer aus Burgkunstadt. Ronald Petzold geht da noch weiter: „Die Beiden sind das beste Beispiel dafür, dass unsere Wirtschaft auf solche Arbeitnehmer wartet.“ Deshalb sei die Dauer ihrer Asylverfahren nicht zu verstehen.

    Dies sieht auch der Altenkunstadter Holzbildhauer Ernst Müller so. „Einen geschickteren Handwerker und Feinmechaniker als Elham Rahmani erlebt man wohl selten“, betont er.

    „Es ist nicht in Ordnung, dass Menschen, die so kreativ sind wie der junge Afghane immer noch keiner Arbeit nachgehen dürfen.“

    Ernst Müller, Holzbildhauer aus Altenkunstadt

    „Es ist nicht in Ordnung, dass Menschen, die so kreativ sind wie der junge Afghane immer noch keiner Arbeit nachgehen dürfen.“

    Rahmani zeigt kunstvolle Uhren und Portraits, die er aus alten Vinylschallplatten gefertigt hat. Sogar den Weismainer Bürgermeister Udo Dauer hat er protraitiert. Luchilia Rudianska berichtet über die schlechte W-lan-Verbindung in der Gemeinschaftsunterkunft, die ihr den Kontakt zu ihrer Familie erschwert. „Ich mache mir Sorgen wegen meiner Verwandten auf der Krim, weiß aber nicht wie es ihnen geht“, berichtet sie.

    Dort hätten die Menschen zwar das Problem, dass sie kaum Strom, Wasser und Nahrung haben, aber die Internetverbindungen über W-Lan seien sehr gut, so dass die Menschen wenigstens ihre Kontakte pflegen könnten.

    „Es ist bedrückend, wenn man die Menschen sieht, die arbeiten wollen, aber wegen Bürokratie keine Chance dazu erhalten“, spricht Ernst Müller allen Gesprächsteilnehmern aus der Seele. Beeindruckt waren sich auch vom Aroma des servierten afghanischen Tees.

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