Bis in die Karnevalshochburg Mainz ist der Ruf von Franz Besold alias Till Eulenspiegel aus Weismain schon gedrungen. Und so stand er am Freitag beim „Mombacher Carneval-Verein 1886 – Die Bohnebeitel“, einem der tragenden Vereine des Mainzer Karnevals, in der Bütt.
Die Fastnachtssitzung in der großen Sporthalle des Mainzer Turnvereins ist immer bis auf den letzten Platz ausverkauft. Wohl auch deswegen, weil die Karnevalisten im Mainzer Stadtteil Mombach jedes Jahr viel Wert auf ein attraktives Programm legen.
Der Träger des Frankenwürfels hat sich ins Gespräch gebracht
So fiel ihr Blick auf den Träger des Frankenwürfels, Franz Besold aus Weismain. Zumal er bei einem Besuch in Mainz eine Feier spontan und derart nachhaltig bereichert hatte, dass sein Namen in bester Erinnerung geblieben war. Besold konnte seine Vorstellungen darlegen, und bald war auch ein Thema gefunden, das bestens ins Programm der insgesamt zwölf Karnevalssitzungen passt.
Und so reisten am Freitag Barbara und Franz Besold zum Auftakt in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Hier fiel um 19.11 Uhr der Startschuss mit dem Einmarsch des Komitees, bei dem die Faschingsgarden und effektvolle Trommler den Hofstaat bildeten.
Nach dem „närrischen Protokoll“ geht es Schlag auf Schlag
Nach der Begrüßung durch Präsident Heinz Meller verlas der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling das „närrische Protokoll“. Danach ging es Schlag auf Schlag. Begleitet von der Faschingshausband „Notenbeitel“, durfte ein Mainzelmännchen ebenso wenig fehlen wie Dennis Wittenberg, die „Maledos“, Gerd Brömser und Harry Borger. Es hatte der Schlageranalytiker Frank Golischewski seinen Auftritt und Faschingspräsident Heinz Meller schlüpfte gekonnt in die Rolle von Heinz Erhardt.
Meller stimmte sehr gelungen in Franz Besolds Auftritt ein. Er gestand dem „Volksstamm“ der Franken zu, dass es ein gutes Bier braut und dass es dort viele schöne Gastwirtschaften und Bierkeller gibt. Nicht selten seien hier Kellerasseln zu finden. Und so wurde denn auch die Kellerassel Besold von den unzähligen Närrinnen und Narren mit einem dreifach kräftigen „Helau“ empfangen.
„In Oberfranken vor einer Woch'/ging ich bei mir ins Kellerloch/fing an zu graben, und ei der daus,/kam ich plötzlich in Mombach raus.“
Franz Besold als Kellerassel

Seinen Auftritt in Mombach erklärte er so: „In Oberfranken vor einer Woch'/ging ich bei mir ins Kellerloch/fing an zu graben, und ei der daus,/kam ich plötzlich in Mombach raus.“ Natürlich gab es Beifall von den Mainzern für die nächsten Reime: „Ich will nicht klagen oder flennen,/es hätte sogar schlimmer kommen können./So steh' ich in Mombach als närrischer Frank'/und nicht in Wiesbaden, dem Himmel sei Dank.“
Humorvoll stellte er sich selbst vor: „Es nervet euch nun mit Gequassel,/Franz die Kellerassel.“ Launig schilderte er, was eine Kellerassel halt so tut: „Es ist nun mal mein Lebenszweck,/ich wühle ach so gern im Dreck,/stört euch auch nicht daran, was hier verpufft,/war Scheuers Maut, nur heiße Luft,/ und lange dauert es bestimmt nicht mehr,/ dann fliegt der Scheuer hinterher.“ Und das begründete er so: „Verträge, die man bezahlt und nichts erhält,/es ist ja auch nur Steuergeld,/wär's statt Steuergeld, denk' ich mir echt,/wär's Scheuers Geld, dann wär's gerecht.“
Von Kuhglocken, glücklichen Kühen und Ernährungsgewohnheiten
Als beim Wühlen in der Mülltonne gar eine Kuhglocke auftauchte, kam Besold auf die glücklichen Kühe und die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu sprechen: „Liegt die Wurst dann im Regal,/ist es uns doch schnurzegal, woher sie kommt, aus welchem Kreis,/wichtig ist bei alledem nur der Preis.“
Prinz Harrys Krone, die Brexit-Entscheidung der Briten, dann wieder die vegane Ernährung, aber auch die Bonpflicht griff Franz Besold auf: „Einkaufsbons, die niemand scheren,/die zu nichts und gar nichts taugen,/wenn sie doch wenigsten dreilagig wären,/könnte ich sie noch gebrauchen.“ Weiteres kräftiges Wühlen in der Mühltonne brachte massig Papier zum Vorschein. Vor allem die Urlaubsprospekte hatten es der Kellerassel angetan: „In der Tonne liegen stapelweise/Prospekte für die Urlaubsreise/Pleitenreisen, Lug und Trug,/und deshalb die direkte Frage:/Hast Du gebucht bei Thomas Cook?“
„Schickt diese Greta hierher zur Fastnacht,/damit das Mädchen einmal lacht,/ich fände dies so richtig prima,/dies täte ihr gut und auch dem Klima.“
Franz Besold als Kellerassel
Zur Fridays-for-Future-Bewegung schlug Besold vor: „Schickt diese Greta hierher zur Fastnacht,/damit das Mädchen einmal lacht,/ich fände dies so richtig prima,/dies täte ihr gut und auch dem Klima.“

Im Schlussteil seiner Büttenrede holte dann Franz Besold nochmals ganz weit aus: „Bei all dem Müll und dem Geschlamp,/der letzte Reim für Donald Trump,/der Iran, Irak, China und die ganze Welt/tagtäglich doch in Atem hält./Die Großmächte machen uns dabei glauben,/sie wären die reinsten Friedenstauben,/im eigenen Land nur nichts entfachen,/doch in der Ferne lässt man's krachen.“ Stehend applaudierten alle im Saal nach seinem Schlusswort: „Der Mensch ist hierbei außer Acht,/es geht um Öl, um Geld und Macht.“
Am Faschingssonntag in Weismain, am Rosenmontag in Mainz
Nach der Pause gab es mit den Programmpunkten wie „Wahres und Klares“, der „Squaw Pusteblume“, „Willi Windhund“ und den choreographisch wohl abgestimmten Tanzeinlage der „Wassernixen“ weitere Höhepunkte, bevor der Abend mit einem glanzvollen Finale und dem „Ausmarsch“ seinen Abschluss fand.
Franz Besold ist der Fasching in Weismain natürlich gleichermaßen wichtig. Wie in jedem Jahr wird er als Till Eulenspiegel dem närrischen Volk im Jurastädtchen nach dem Umzug am Sonntag seinen Spiegel vorhalten. Dann aber springt er wieder mit seiner Gattin ins Auto zum letzten Auftritt in Mainz. Erstmals darf er auch am Rosenmontag beim Umzug auf dem Wagen der „Bohnebeitel“ mitfahren.
Die Fastnachtssitzung der „Bohnebeiteln“ mit dem Auftritt von Franz Besold wird am Dienstag, 18.Februar, und am Montag, 24. Februar, jeweils ab 20.15 Uhr im SWR ausgestrahlt.