Die Friedhofskultur befindet sich im Wandel. Der Trend geht in Richtung Urnengräber. Auch Altenkunstadt macht da keine Ausnahme. „70 Prozent der Anfragen in unserer Gemeinde gehen in Richtung Urne, der Rest entfällt auf Erdbestattung“, stellte Dritte Bürgermeisterin Melita Braun (CSU) bei der Bauausschusssitzung am Dienstagabend fest.
Doch Urnenbestattung ist nicht gleich Urnenbestattung. Das war bereits in der Bauausschusssitzung im November vergangenen Jahres deutlich geworden. Braun hatte damals die bei einer Friedhofsbegehung gewonnen Erkenntnisse vorgestellt. Dabei hatte sie darauf hingewiesen, dass die Nachfrage durch Urnenstelen, Urnenfelder mit oder ohne Namen, Urnenrohre im Boden oder durch Baumbestattungen befriedigt werden können.
Mit dem Namen des Verstorbenen
Die Verwaltung war in den vergangenen Monaten nicht untätig gewesen. Sie hat sich von der Freiburger Firma „Weiher – Die Friedhofsexperten“ ein Urnenerdgrabsystem vorstellen lassen. Dieses präsentierte Bautechniker Frank Söllner von der Gemeinde Altenkunstadt jetzt der Öffentlichkeit.
„Das Urnenerdgrabsystem besteht aus einem Edelstahlrohr und einem Verschlussdeckel aus Bronzeguss“, sagte er. Der Deckel könne unterschiedlich gestaltet werden. Zudem gebe es zwei Längen: ein 75 Zentimeter langes Rohr für zwei Urnen („Partner-Grabstätte“) und ein 1,30 Meter langes Rohr für vier Urnen („Familien-Grabstätte“). Den Durchmesser für den Deckel, auch Grabstättensiegel genannt, bezifferte er auf rund 30 Zentimeter. In den Verschluss lasse sich der Name des Verstorbenen eingravieren.
Wozu braucht es die Rohre?
Braun begrüßte das Urnenerdgrabsystem als eine relativ einfache und schnelle Möglichkeit, eine freie Friedhofsfläche für eine Urnenbestattung zu nutzen, die auch leicht zu pflegen sei. „Man geht einfach mit dem Rasenmäher darüber“, sagte sie. 42 solcher Urnenerdgrabsysteme seien von dem Unternehmen angeboten worden. Fünf davon seien für den Mainecker Friedhof angedacht, der Rest für Altenkunstadt.
„Das ist ein gutes System“, meinte Georg Deuerling von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO). Maximilian Deuber von der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) hingegen konnte sich nicht so recht anfreunden mit dem Gedanken, den Friedhof mit Edelstahlrohren zuzupflastern. „Wozu brauchen wir überhaupt solche Rohre, wo doch die meisten Urnen abbaubar sind?“, fragte er. Die Rohre verhinderten, dass es durch den Auflösungsprozess der Urnen zu einem Absacken der Erde komme. Der Bauhof müsse dann tätig werden. Die Gebühren für diese Einsätze, müssten, so Söllner, auf alle Gebührenzahler umgelegt werden. Nach Ansicht Deubers sollte es auch weiterhin Wahlmöglichkeiten geben. Zweiter Bürgermeister Marco Weidner von der Jungen Wähler Union (JWU) erwiderte, dass das auch der Fall sein werde.
Mögliche Standorte
Als mögliche Standorte für das Urnenerdgrabsystem nannte Braun das Christuskreuz sowie die Wiese unweit der Ruhebank, die sich beide im neuen Teil des Altenkunstadter Friedhofs befinden. Patrick Paravan (SPD) erkundigte sich bei Braun nach dem Preis. „1000 Euro Herstellungskosten für ein Rohr“, antwortete diese. „Das ist nicht schlecht“, staunte Paravan. „Urnenstelen mit einer Laufzeit von 20 Jahren kosten auch 800 Euro, und bei kleinen Urnengräbern liegen wir auch bei Kosten von über 700 Euro“, relativierte Braun. Paravan schlug vor, sich von einem heimischen Metallbauer ein Alternativangebot für Rohre vorlegen zu lassen. Man verständigte sich darauf, das Thema weiterzuverfolgen und in einer der nächsten Bauausschusssitzungen wieder aufzugreifen. Auch ein Alternativangebot soll eingeholt werden.
Aus dem Bauausschuss • Die Gemeinde Altenkunstadt wird um zwei Angebote aus dem Bereich Gesundheit und Wellness reicher: Thomas Pfadenhauer darf das Obergeschoss in seinem Anwesen am Marktplatz 3 in einen Massagesalon umbauen. Melanie und Michael Deuber verwandeln den Keller ihres Hauses in der Woffendorfer Straße 6 in ein Head & Soul Spa. Kunden können sich dort ihre Kopfhaut massieren und reinigen lassen. Den zwei Bauanträgen erteilte der Ausschuss das gemeindliche Einvernehmen. • Der Holzsteg am Bootshaus ist in die Jahre gekommen. „Laut Wasserwacht stellt er im aktuellen Zustand eine Gefahr für die Allgemeinheit dar“, sagte Patrick Paravan. Der Bauhof sollte die Standfestigkeit prüfen und eine Sanierung vornehmen, bat er. Bautechniker Frank Söllner von der Gemeindeverwaltung sicherte zu, sich um die Angelegenheit zu kümmern. • Paravan wies zudem auf zwei weitere Probleme hin: Nach Erschließungsarbeiten in der Altenkunstadter Pommernstraße war es zu deutlichen Setzungen im Straßenbereich gekommen. Außerdem hatte die Telekom in der Woffendorfer Straße und der Neumühle Erschließungsmaßnahmen vorgenommen. Diese hätten zu deutlichen asphaltbautechnischen Mängeln im Gehwegbereich geführt. In beiden Fällen werde auf eine Lösung hingearbeitet, versicherte Söllner.