Einen gelungenen Abschluss der Spielsaison bot der Fränkische Theatersommer mit der Aufführung der Tragikomödie „Emmas Glück“ in Burgkunstadt. Es ist schon etwas Besonderes, wenn im Rathausfoyer eine kleine adrette Bühne mit entsprechenden Requisiten aufgebaut ist. Auf der linken Seite wird ein bäuerliches Anwesen mit Mistgabel, Jaucheschöpfer und Hackstock gezeichnet, auf der anderen Seite eine Wohn- und Waschstube mit Küchenutensilien und Toilettenartikel und einer bunten Fliesenwand. Das alles macht die 50 Besucher schon neugierig. Ein Gläschen Sekt sorgt für die Einstimmung.
Wie Kostüme wechselt die Schauspielerin die Charaktere
Die schrullige Emma lebt alleine auf einem heruntergekommenen, verschuldeten Bauernhof. Sie ist einsam, hat sich aber mit trotzigem Pragmatismus darin eingerichtet. Es ist eine kleinkarierte Dorfstruktur und ihr einziger Freund, der Polizist Henner, ist klein, hässlich und kennt auch nichts anderes als diese kleine Welt. Spätestens als die Hauptdarstellerin auch in die Rolle des Polizisten schlüpft, ist jedem klar, dass es sich um ein Solo-Theaterstück handelt. Auch den Feuerwehrmann Karl spielt Rebekka Herl. Ebenso die eifersüchtige Mutter des verliebten Henner. Rebekka Herl begeistert durch Spielfreude ebenso wie durch facettenreiche Darstellung zahlreicher Charakter bis hin zu Schwein und Hahn.
Es ist nicht nur die Suche nach dem großen Glück, das Emma umtreibt, sondern auch die Suche nach der Liebe, was ihr allerdings selbst nicht bewusst ist. Als Henner mit seiner Mutter auf den heruntergekommen Hof kommt, um diesen bei einer möglichen Zwangsversteigerung billig zu ergattern, geht sie resolut mit der Mistgabel auf die beiden los. Liebe hat sie nie bekommen, weder von der Mutte, noch vom Vater oder vom groben Großvater der sie mit der Mistgabel aus ihrem Versteck in der Scheune scheuchte. Doch die sind alle schon verstorben.

Der Opa wollte immer einen Enkel und hat nach Emmas Geburt zu seinem Sohn gesagt „Net amol an Sohn kriegsta hin.“ Während andre Mädchen Stricken lernte, musste sie Blut rühren und kletterte mit Jungs auf Bäume, erzählt sie deprimiert, aber auch voller Ironie. Zärtlichkeit kennt sie nur von Spielen in Kinderzeiten mit dem minderbemittelten Polizisten Henner. „Lieber Gott mach mich reich oder glücklich”, hat sie jeden Abend bei offenem Fenster gebetet, jahrzehntelang.
Wenn der Traumprinz im Gartenzaun verunglückt
Und tatsächlich, plötzlich ändert sich alles. Eines Nachts wird sie von einem Knall geweckt: Ein Sportwagen ist in den Zaun vor ihrem Haus geknallt. Darin liegt bewusstlos ein attraktiver Mann mit schönen braunen Augen und den Taschen voller Geld. Sie holt ihn heraus, versteckt das Geld im Schweinestall. Sie pflegt den Verletzten. Er gefällt ihr, und damit er bleiben muss, zündet sie den Sportwagen an.

Nachdem der fremde wieder auf die Beine kommt, stellt sie schnell fest, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Und tatsächlich, Max hat das Auto und das Geld gestohlen. Gesund ist er auch nicht. Doch Max gewöhnt sich schnell an die ungewöhnlichen junge Frau die ihm sogar seinen Freund Mario, dem er den Sportwagen gestohlen hat, vom Halse hält und in die Scheune einsperrt. Langsam stellen Emma und Max fest, dass sie Zuneigung zueinander empfinden. „Ich lass ihn nicht mehr fort“, sagt sich Emma. Doch Max wird immer kränker.
Er hat Bauchspeicheldrüsenkrebs, aber Emma kennt sich ja aus mit dem Sterben. Es so beginnt für die beiden eine kurze, intensive Phase gemeinsamer Liebe und Glücks. Max kocht Ratatouille und räumt die Wohnung auf, repariert Emmas alte Zündapp. Emma kauft eine Stereoanlage und Musik von Georg Friedrich Händel, die Max liebt. Eine berauschende Darstellung, als sie heiraten und von einer Reise nach Mexiko träumen. Als Max Emma bittet, ihr zu helfen, wenn die Schmerzen übermächtig werden, endet die Aufführung.

Selten hat man eine so vor Leben und Widersprüchen strotzende Figur wie Emma gesehen, der Rebekka Herl mit ihrem brillanten Spiele viele unterschiedliche Facetten vermittelt, auf einer Bühne gesehen.