Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain
Icon Pfeil nach unten

WEISMAIN: Weismain ist weit älter als gedacht

WEISMAIN

Weismain ist weit älter als gedacht

    • |
    • |
    Einen Brunnen, der aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte, hat das Archäologenteam der Firma ReVe unter Leitung von Maria Messingschlager im Hof des Weismainer Rathauses ausgegraben. Er wurde wohl für die Familie Neydecker errichtet, denn nur wohlhabende Bürger konnten sich eigene Brunnen leisten. Archiv-
    Einen Brunnen, der aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte, hat das Archäologenteam der Firma ReVe unter Leitung von Maria Messingschlager im Hof des Weismainer Rathauses ausgegraben. Er wurde wohl für die Familie Neydecker errichtet, denn nur wohlhabende Bürger konnten sich eigene Brunnen leisten. Archiv- Foto: Gerhard Herrmann

    Eine schwarze Tonscherbe aus der Zeit des römischen Reichs ist der Überraschungsfund bei den archäologischen Grabungen im Hof des Weismainer Rathauses. Das Bruchstück eines Gefäßes stammt aus dem Zeit um 300 nach Christus. „Damit ist Weismain vermutlich deutlich älter als die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 800“, sagte Maria Messingschlager. Die Archäologin von der Grabungsfirma ReVe, die die Untersuchungen im Rathaushof geleitet hat, stellte die Ergebnisse im Stadtrat vor.

    Mit der Spachtel legt Olga Czeckiewicz eine Keramikscherbe frei. Links sind die verkohlten Steine es Backofens aus dem Hochmittelalter zu erkennen.
    Mit der Spachtel legt Olga Czeckiewicz eine Keramikscherbe frei. Links sind die verkohlten Steine es Backofens aus dem Hochmittelalter zu erkennen. Foto: Gerhard Herrmann

    „Wir haben allerdings weder Querkela noch einen Gang zur Burg Niesten gefunden“, meinte sie in Anspielung auf Gerüchte in der Faschingszeit. Da die ganze Weismainer Altstadt ein Bodendenkmal ist, seien archäologische Grabungen bei tieferen Bodeneingriffen wie der Rathaussanierung erforderlich. Dafür werde nur der Bereich, in dem gebaut werden soll, unter die Lupe genommen. Neben Sondierungsgräben werden Stellen mit Funden bis zum gewachsenen Boden abgetragen. Dabei fanden die Archäologen zahlreiche Relikte von der Neuzeit bis zum frühen Mittelalter und älter.

    Ein Affe aus Keramik

    Die Keramikfigur eines Affen, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt, und eine Kruseler Puppe aus dem Spätmittelalter haben die Archäologen ausgegraben.
    Die Keramikfigur eines Affen, die vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt, und eine Kruseler Puppe aus dem Spätmittelalter haben die Archäologen ausgegraben. Foto: Gerhard Herrmann

    Aus der Neuzeit (18. bis 20 Jahrhundert entdeckten sie Pflastersteine, zahlreiche Griffel und Schiefertafelreste aus der Zeit, als im Rathaus Schüler unterrichtet wurden, und Medizinflaschen von der ehemaligen Apotheke. Eindrucksvoll sind zwei aus Sandsteinen kunstvoll gemauerte Brunnenfassungen aus der Zeit der Renaissance und des Barock (1500 bis 1800), die vermutlich der Familie Neydecker, die das Gebäude 1543 errichten ließ, gehörten. Reste des kunstvollen Aufbaus und zahlreiche Keramik- und Glasscherben, die auf wohlhabende Bürger hindeuten, lagen in den Brunnenschächten. Außergewöhnlich ist eine beige und braun glasierte Keramikfigur eines Affen, die vermutlich als Spielzeug diente.

    So könnte der Brunnen der Familie Neydecker ausgesehen haben, dessen Schacht die Archäologen bei den Ausgrabungen im Hof des Weismainer Rathauses gefunden haben.
    So könnte der Brunnen der Familie Neydecker ausgesehen haben, dessen Schacht die Archäologen bei den Ausgrabungen im Hof des Weismainer Rathauses gefunden haben. Foto: Maria Messingschlager

    Aus dem Spätmittelalter (1250 bis 1500) stammen dicke Schichten verbrannten Materials, offenbar von einem Stadtbrand im Jahr 1462. Außerdem mehrere Öfen, die vermutlich zum Brennen von Ziegel und zum Backen dienten. Dabei auch Keramik wie ein Öllämpchen, Spinnwirtel, Münzen und eine Kruseler Puppe aus hellem Pfeifenton.

    Öfen von Handwerkern

    Scherben von aufwändig gestalteten Glasgefäßen (re.) haben die Archäologen im Hof des Weismainer Rathauses ausgegraben. Das konnten sich im 16. Jahrhundert nur sehr wohlhabende Familien wie die Neydecker leisten.
    Scherben von aufwändig gestalteten Glasgefäßen (re.) haben die Archäologen im Hof des Weismainer Rathauses ausgegraben. Das konnten sich im 16. Jahrhundert nur sehr wohlhabende Familien wie die Neydecker leisten. Foto: Maria Messingschlager

    Aus dem Hochmittelalter (1050 bis 1250) stammen Ofenreste, Fundamente und Schlacke, die auf handwerkliche Produktion (Metall- oder Glasherstellung) hinweisen, ein Würfel aus Bein und Teile eines kunstvollen Krugs. Vorratsgruben, Wellenband-Keramik und die Löcher von Pfosten für Häuser belegen die Besiedlung im Frühmittelalter (500 bis 1050).

    Die ältesten Funde sind aus der Zeit vor 500 (Römisches Reich und Völkerwanderung). Neben mit Linien verzierten Keramikscherben, wie sie in einem Grab bei Scheßlitz aus der Zeit von 300 bis 400 gefunden wurde, die Terra-nigra-Scherbe aus römischer Zeit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden