Eine schwarze Tonscherbe aus der Zeit des römischen Reichs ist der Überraschungsfund bei den archäologischen Grabungen im Hof des Weismainer Rathauses. Das Bruchstück eines Gefäßes stammt aus dem Zeit um 300 nach Christus. „Damit ist Weismain vermutlich deutlich älter als die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 800“, sagte Maria Messingschlager. Die Archäologin von der Grabungsfirma ReVe, die die Untersuchungen im Rathaushof geleitet hat, stellte die Ergebnisse im Stadtrat vor.

„Wir haben allerdings weder Querkela noch einen Gang zur Burg Niesten gefunden“, meinte sie in Anspielung auf Gerüchte in der Faschingszeit. Da die ganze Weismainer Altstadt ein Bodendenkmal ist, seien archäologische Grabungen bei tieferen Bodeneingriffen wie der Rathaussanierung erforderlich. Dafür werde nur der Bereich, in dem gebaut werden soll, unter die Lupe genommen. Neben Sondierungsgräben werden Stellen mit Funden bis zum gewachsenen Boden abgetragen. Dabei fanden die Archäologen zahlreiche Relikte von der Neuzeit bis zum frühen Mittelalter und älter.
Ein Affe aus Keramik

Aus der Neuzeit (18. bis 20 Jahrhundert entdeckten sie Pflastersteine, zahlreiche Griffel und Schiefertafelreste aus der Zeit, als im Rathaus Schüler unterrichtet wurden, und Medizinflaschen von der ehemaligen Apotheke. Eindrucksvoll sind zwei aus Sandsteinen kunstvoll gemauerte Brunnenfassungen aus der Zeit der Renaissance und des Barock (1500 bis 1800), die vermutlich der Familie Neydecker, die das Gebäude 1543 errichten ließ, gehörten. Reste des kunstvollen Aufbaus und zahlreiche Keramik- und Glasscherben, die auf wohlhabende Bürger hindeuten, lagen in den Brunnenschächten. Außergewöhnlich ist eine beige und braun glasierte Keramikfigur eines Affen, die vermutlich als Spielzeug diente.

Aus dem Spätmittelalter (1250 bis 1500) stammen dicke Schichten verbrannten Materials, offenbar von einem Stadtbrand im Jahr 1462. Außerdem mehrere Öfen, die vermutlich zum Brennen von Ziegel und zum Backen dienten. Dabei auch Keramik wie ein Öllämpchen, Spinnwirtel, Münzen und eine Kruseler Puppe aus hellem Pfeifenton.
Öfen von Handwerkern

Aus dem Hochmittelalter (1050 bis 1250) stammen Ofenreste, Fundamente und Schlacke, die auf handwerkliche Produktion (Metall- oder Glasherstellung) hinweisen, ein Würfel aus Bein und Teile eines kunstvollen Krugs. Vorratsgruben, Wellenband-Keramik und die Löcher von Pfosten für Häuser belegen die Besiedlung im Frühmittelalter (500 bis 1050).
Die ältesten Funde sind aus der Zeit vor 500 (Römisches Reich und Völkerwanderung). Neben mit Linien verzierten Keramikscherben, wie sie in einem Grab bei Scheßlitz aus der Zeit von 300 bis 400 gefunden wurde, die Terra-nigra-Scherbe aus römischer Zeit.