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KUTZENBERG: Jungen psychisch Kranken helfen

KUTZENBERG

Jungen psychisch Kranken helfen

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    Lassen erkrankte Heranwachsende nicht im Regen stehen: Die Bedeutung der neuen Adoleszentenstation in Kutzenberg als Verbesserung der regionalen ärztlichen Versorgung hoben (v. li.) Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Dr. Helmut Niederhofer, Katja Bittner und Chefarzt Dr. Christoph Mattern hervor.
    Lassen erkrankte Heranwachsende nicht im Regen stehen: Die Bedeutung der neuen Adoleszentenstation in Kutzenberg als Verbesserung der regionalen ärztlichen Versorgung hoben (v. li.) Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, Dr. Helmut Niederhofer, Katja Bittner und Chefarzt Dr. Christoph Mattern hervor. Foto: Mario Deller

    Plötzlich auftretende auffallende Angst- und Persönlichkeitsstörungen, der Jugendliche kapselt sich zunehmend ab, wird depressiv oder flüchtet sich in Drogen und Alkohol. „Wir erkennen unser Sohn nicht wieder“, heißt es dann aus dem Mund der besorgten Eltern. Die Anzahl psychischer Erkrankungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigt. Nun erfährt die Behandlung dieses Patientenkreises in der Region eine Verbesserung: Am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg wird eine psychiatrische Adoleszenten-Station mit 20 Betten und vier teilstationären Plätzen eingerichtet. Die Station wird auf die Behandlung von jungen Betroffenen im Alter von 16 bis 25 Jahren spezialisiert sein. Im Pressegespräch gingen Vertreter des Kutzenberger Bezirksklinikums sowie des Bezirks Oberfranken auf Intention und Charakteristika der künftigen Adoleszentenstation ein.

    „Ein 20-Jähriger, der wegen psychischer Erkrankung einer Behandlung bedarf, fällt nicht mehr in die Kinder- und Jugendpsychiatrie – wenn er zusammen mit 40- oder 50-jährigen Patienten ist, fühlt er sich freilich auch fehl am Platz“, veranschaulicht der Chefarzt der Kutzenberger Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Dr. Christoph Mattern, die Grundidee einer Adoleszentenstation.

    Die „Adoleszenz“ (lateinisch: adolescere) bezeichnet das Heranreifen des Menschen von der Pubertät bis zum „vollen Erwachsensein“. Weder die Kinder- und Jugendpsychiatrie noch die Erwachsenenpsychiatrie deckt den Altersbereich ab, dem sich die Fachkräfte einer Adoleszentenstation annehmen. „Ein 17-Jähriger ist kein Kind mehr und genauso sind 20-Jährige oft noch nicht richtig erwachsen“, unterstrich auch Katja Bittner vom Vorstand des Kommunalunternehmens „Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken“ die Zweckmäßigkeit der Maßnahme in Kutzenberg.

    Die Sinnhaftigkeit der in Kutzenberg geplanten Station ergibt sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen, von steigendem Leistungsdruck bis hin zu hohen Scheidungsraten und einer wachsenden Anzahl von Familien, wo beide Elternteile arbeiten müssen, um den Lebensunterhalt zu finanzieren. Es gehe darum, den Jugendlichen und Heranwachsenden, die den Halt komplett verloren haben und denen im schlimmsten Fall sogar Selbstmord-Gedanken durch den Kopf gehen, in der Adoleszentenstation in Kutzenberg zu neuer seelischer Stabilität zu verhelfen, ihrem Leben wieder eine Richtung zu geben. „Hierzu wird die Einrichtung in Kutzenberg einen wertvollen Beitrag leisten“, ist Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler überzeugt.

    Wertvolle Impulse bekommen die Verantwortlichen in Kutzenberg auch von einem weiteren kompetenten Mediziner, der der Gesprächsrunde beiwohnte, nämlich dem Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bayreuth, Dr. Helmut Niederhofer. „Eine Adoleszentenstation, wie sie nun in Kutzenberg entsteht, will betroffenen Jugendlichen und Heranwachsenden auch Orientierung schenken und ihnen helfen, eine für sie sehr schwere Zeit besser zu überstehen“, so Niederhofer.

    „Ein 17-Jähriger ist kein Kind mehr, und genauso sind 20-Jährige oft noch nicht richtig erwachsen“

    Katja Bittner Vorstand Kliniken und Heime im Bezirk Oberfranken

    Nach der Adoleszentenstation in Wasserburg am Inn ist die künftige Einrichtung in Kutzenberg damit die erst zweite solche Einrichtung in Bayern – und die erste im Freistaat, die neben des Angebots eines stationären Aufenthalts auch eine Tagesklinik beinhalten wird. Es wird von Einzelfall zu Einzelfall entschieden, ob die stationäre Form oder die Tagesklinik-Struktur sinnvoll ist.

    In sechs Wochen stand das Konzept für die Adoleszentenstation in Kutzenberg, die praktische Umsetzung soll in den ersten vier, fünf Monaten des kommenden Jahres erfolgen inklusive Schulung des vorhandenen Personals und Einarbeitung notwendiger neuer Kräfte.

    Rahmenbedingungen sehr gut

    Die Worte von Katja Bittner dürften den Verantwortlichen in Kutzenberg runter gehen wie Öl: „Bei der Frage, wo die neue Adoleszentenstation in Oberfranken etabliert werden soll, fiel die Wahl deshalb auf Kutzenberg, weil hier einfach die Rahmenbedingungen sehr gut sind.“ Erkrankte Heranwachsende in der Region müssten künftig nicht mehr nach Bayreuth fahren, um gezielte Hilfe zu bekommen, freute sie sich. Der genaue Standort der neuen Station in Kutzenberg ist aber noch nicht festgelegt.

    „Vernetzung“ lautet das Zauberwort, das auch hier den Schlüssel darstellt, um den quasi aus der Spur geratenen Heranwachsenden die Hilfe angedeihen zu lassen, die sie benötigen und auch verdienen. Laut Chefarzt Dr. Mattern wird die Arbeit in der neuen Adoleszentenstation geprägt sein von einer engen Verzahnung mit Ambulanzen der Region sowie mit Kinderärzten, Hausärzten, niedergelassenen Psychotherapeuten und auch Erziehungsberatungsstellen. „Von den Mitarbeitern in Kutzenberg wird die Entscheidung für die neue Station im übrigen sehr gut aufgenommen – die sehen ja auch den Bedarf, der hier gegeben ist“, ergänzt der Mediziner.

    Der Bezirk Oberfranken unterstützt die Einrichtung der Adoleszentenstation in Kutzenberg mit einem Zuschuss von 500 000 Euro, ließ Bezirkstagspräsident Denzler wissen.

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