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KLOSTER BANZ: Kammerkonzerte auf Kloster Banz: Wieder Musik für die Seele

KLOSTER BANZ

Kammerkonzerte auf Kloster Banz: Wieder Musik für die Seele

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    „Große Schubertiade der Streicherkammermusik“ ist der erfolgreiche Auftakt der Kammerkonzerte 2024/25.
    „Große Schubertiade der Streicherkammermusik“ ist der erfolgreiche Auftakt der Kammerkonzerte 2024/25. Foto: Thomas Schaller

    „Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele“, begrüßte der künstlerische Leiter Achim Melzer das erwartungsvolle Publikum mit den Platon zugeschriebenen Worten. Gut aufgelegte Streicher der Bamberger Symphoniker setzten dies als Trio, Quartett oder Quintett in einem anspruchsvollen Programm mit großer Spielfreude um. Sie wählten dafür Musik von Franz Schubert aus seinem Jugend- bis zu seinem Spätwerk aus, wenn man dies überhaupt von einem Komponisten sagen kann, der mit 31 Jahren viel zu früh die Bühne des Lebens verlassen hatte.

    Der Streifzug durch Schuberts kompositorisches Schaffen für Streicher begann mit der Ouvertüre für Streichquartett in C-moll, das der 15-Jährige als Schüler am K. K. Stadtkonvikt schrieb und das für Quartettzirkel im Elternhaus und in der Schule bestimmt war.

    Von der Jugend an erfolgreich

    Ein Mitschüler muss sehr beeindruckt gewesen sein, denn er beschrieb, wie leicht dem jugendlichen Schubert das Komponieren von der Hand ging: „… leicht, flüssig, ohne viele Korrekturen.“ Dagmar Puttkammer, Michaela Reichel-Silva (Violine), Wen Xiao Zheng (Viola) und Guilherme Nardelli-Monegatto (Violoncello) spielten von Beginn an perfekt aufeinander bezogen. Besonders das Allegro war mit seinen vielen Wechseln von ungestümen, süßlichen, verspielten, wilden und tänzerischen Elementen ein furioser Start in die neue Saison.

    Neben den orchestralen Klangwirkungen war aber im Largo auch Platz für berührende solistische Episoden, Wen Xiao Zheng spielte diese Melodien mit seiner Viola unglaublich traurig - Platon hätte sich bestätigt gefühlt.

    Im Streichtrio B-Dur, 1817 für die häusliche Kammermusik mit Ferdinand Schubert an der Violine, Vater am Cello und Franz an der Viola geschrieben, hatte Dagmar Puttkammer Pause. In dieser Phase setzte sich Schubert mit der Tradition der Wiener Klassik auseinander, pflegte aber auch deutlich seine eigene, romantische Besonderheit in die Musik ein.

    Das herrliche Zusammenspiel des Trios und der intime, verletzliche, durchsichtige Klang waren ein Vergnügen für das Ohr. Manches wirkte in diesem Trio nahezu „opernhaft“, die Töne wie Perlen auf unsichtbaren Fäden, die sich geheimnisvoll miteinander verwoben.

    Nach der Pause gesellte sich zum Streichquartett ein zweites Cello mit Lucie de Roos. Schuberts einziges Streichquintett in dieser Besetzung komponierte er im September 1828, wenige Monate vor seinem Tod. Das Quintett in C-Dur ist wie eine groß angelegte Symphonie mit überirdischer Klangschönheit und dramatischen Kontrasten. Aber Geld ließ sich damit nicht verdienen, das wusste Schubert, er schrieb schon vier Jahre vorher in sein Tagebuch „Meine Erzeugnisse sind durch den Verstand der Musik und durch meinen Schmerz vorhanden; jene, welche der Schmerz allein erzeugt hat, scheinen am wenigsten die Welt zu erfreuen.“

    Stück erst später gewürdigt

    Und so wurde das längste und reifste Kammermusikstück des Wiener Komponisten erst 22 Jahre nach seinem Tod in Wien uraufgeführt. Bei den Verlegern seiner Zeit stieß das Werk auf vollkommenes Unverständnis. Ein Vergleich mit überragender populärer Musik sei erlaubt - „Bohemian Rhapsody“ von Queen, ein Meilenstein der Popmusikgeschichte wäre um ein Haar auch in irgendeinem Archiv gelandet. Nur durch den Rat des Radio-DJ Kenny Everest waren die EMI-Verantwortlichen zu überzeugen, sie zweifelten an dem überlangen, außergewöhnlichen Stück. Es war von Mercury gegen alle Konventionen komponiert, aber dann der erste Nummer-1-Hit der Band.

    Schubert bildet alle Seelenlandschaften ab, eine permanente, phantasievolle Abwechslung aus einem Guss und er nutzt dabei die Möglichkeiten mit dem zweiten Cello: Intensität im unisono, Zweistimmigkeit und Klangeffekte. Die fünf Musiker spielten im Kaisersaal perfekt miteinander, beseelt, fast wie im Rausch, ehrfurchtsvoll staunend vor der Komplexität einer Musik, die in ihren Modulationen in einer einzigen Phrase den gesamten Quintenzirkel durchschreiten kann. Im zweiten Satz aufwühlende Klänge in düsterer Verzweiflung eingebettet in ein süßes Wiegenlied, das bei der Wiederholung eine gewisse Todessehnsucht ausstrahlt. Im dritten Satz dann erklingt ein Schubert voller Tatendrang und Lebendigkeit, wie Phönix aus der Asche – souverän dabei die führenden Stimmen des Quintetts. Danach der musikalische Seufzer, der Protagonist hat sich zu viel zugemutet. Ein wunderschönes Klangbild durch das zweite Cello voller Vibration und Resonanz. Elektrisierende Dissonanzen zum Ende hin, das Banzer Publikum atmete voller Erwartung auf den Schlusssatz tief durch. Musik mit versöhnlichem Beginn, die sich steigert und mit einer grandiosen Coda endet. Musik, die das Auditorium sich von den Sitzen erheben ließ und die Musiker mit Bravo-Rufen und lang anhaltendem Applaus bedachte.

    Die Reihe geht am 10. Oktober mit „Concerto grosso Banz“ weiter - ein voradventliches Crossover vom Barock bis zum Jazz.

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