Wenn Investoren Photovoltaik-Freiflächenanlagen entlang von Bundesautobahnen oder mehrgleisigen Bahnstrecken errichten wollen, dann gelten diese als privilegiert: Das will der Gesetzgeber so, es ist Teil der Strategie zur Energiewende. Städte und Gemeinden haben bei diesen Projekten mit Sonderstellung kaum Mitspracherecht. Im Stadtrat der Stadt Bad Staffelstein und dessen Ausschüssen sorgte das schon mehr als einmal für Diskussionsstoff.
Nicht, dass die Stadträtinnen und Stadträte per se gegen Sonnenstrom wären, zumal es im Stadtgebiet auch einen der Pioniere in diesem Bereich gibt. Die Ursache ist eine andere: Durch das Bad Staffelsteiner Stadtgebiet verläuft nicht nicht nur die A 73 und entlang dieser Vorrangflächen 200 Meter links und rechts.
Entlang der Bahngleise
Hinzu kommen die Bahnlinie Bamberg-Lichtenfels und die ICE-Neubaustrecke, auf der Personen- und Güterzüge an Wiesen vorbei durch den Banzgau in Richtung Coburg fahren - und umgekehrt. Und so hatten die Stadträtinnen und Stadträte in einer der vergangenen Sitzung Rathausverwaltung und Bürgermeister gebeten, doch einmal einen Überblick über die Menge der privilegierten Flächen zu geben. Dieser Bitte kam Mario Schönwald in der letzten Arbeitssitzung des Jahres unter „Sonstiges“ nach.
„Insgesamt sind es rund 297 Hektar Fläche“, informierte der Rathaus-Chef das Gremium. „Besonders betroffen sind for Gemarkungen Schönbrunn, Unterzettlitz und Bad Staffelstein.“ So gibt es in Unterzettlitz rund 220 Hektar Grün- und Ackerland, von denen 74,3 privilegiert sind – satte 33,8 Prozent. Spitzenreiter bei der prozentualen Privilegierung ist Schönbrunn mit mehr als einem Drittel der Gesamtfläche an Grün- und Ackerfläche (36,78 Prozent).
Wer in diesen Vorrangbereichen eine PV-Anlage errichten möchte, spart sich das gemeindliche Bauleitplanverfahren zur Aufstellung eines Flächennutzungsplanes beziehungsweise eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans – und damit viele Monate oder gar Jahre an Zeit.
Fokus auf den Banzgau

Gerade im Banzgau hatten Projekte von Investoren immer wieder für Diskussionen gesorgt. Beispiel Stadel: Dort sind gleich zwei Photovoltaik-Freiflächenanlagen angedacht, eine von IBC Solar und eine von den Stadtwerken Bamberg. 32 Hektar landwirtschaftlicher Fläche könnten sie zusammengerechnet umfassen, etwas mehr als acht Prozent der Fläche der Gemarkung, gelegen außerhalb der privilegierten Flächen. Knapp 398 Hektar Grün- und Ackerland gibt es in der Gemarkung Stadel, wovon nicht ganz 17 Hektar (4,1 Prozent) privilegierte Flächen sind, weil sie entlang der ICE-Strecke liegen. Auch in Zilgendorf gibt es Pläne für Solarstromanlagen – und Debatten
Doch gerade im Banzgau gibt es laut dem Altenbanzer Stadtrat Jürgen Hagel einen großen Wettbewerb um die fruchtbaren Böden, da auch Konkurrenz aus dem Itzgrund und Coburger Land hier um Anbauflächen buhlt. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Preise der Pächter. Hagel hat schon mehrfach öffentlich seine Befürchtung geäußert, die Pacht könne noch mehr steigen, wenn durch Solarstromanlagen die bewirtschaftbaren Areale zusätzlich verknappt werden. So könnte sich mancher Landwirt gezwungen fühlen, die Bauerei für immer einzustellen.
Wo die privilegierten Flächen liegen Altenbanz: 342,05 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon für Photovoltaik-Freiflächenanlagen privilegiert: 12,43 Hektar (3,63 Prozent) Bad Staffelstein: 415,7 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 74,13 Hektar (17,83 Prozent) Frauendorf: 541,33 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: nichts Grundfeld: 160,97 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 7,86 Hektar (4,88 Prozent). Horsdorf: 253,58 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 8,58 Hektar (3,38 Prozent) Nedensdorf: 297,23 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 19,51 Hektar (6,56 Prozent) Schönbrunn: 196,11 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 72,12 Hektar (36,78 Prozent) Schwabthal: 449,02 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: nichts Stadel: 397,9 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 16,61 Hektar (4,17 Prozent) Stublang: 278,85 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: nichts Uetzing: 789,45 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: nichts Unnersdorf: 244,6 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: nichts Unterzettlitz: 219,78 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 74,34 Hektar (33,82 Prozent) Wiesen: 202,41 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 8,11 Hektar (4,01 Prozent) Wolfsdorf: 331 Hektar Grün- und Ackerfläche, davon privilegiert: 3,59 Hektar (1,08 Prozent)