Es ist Dienstagabend in Marktzeuln. Ruhe ist eingekehrt an diesem regnerisch kühlen Tag. Doch nicht in einem Zimmer der Grundschule: „I like to move it“ tönt es wummernd aus dem Ghettoblaster. Das Lied ist vor allem durch den Zeichentrickfilm „Madagaskar“ bekannt. Doch mit entspannter Kino-Atmosphäre bei Popcorn und Cola hat das hier nichts zu tun. Fünf Leute bewegen sich kraftvoll im Raum. Unter der Anleitung von Stefan Luthardt haben sich ein paar Frauen eingefunden, die sich sportlich verausgaben möchten.
Heute nehmen ausschließlich Frauen im Alter von 16 bis 47 Jahren teil. Doch dem Trainer ist noch eine Frau im Gedächtnis, die im Alter von 70 Jahren in die Geheimnisse des Kick-Power eingeweiht werden wollte.
Die anstrengendste unter den Fitness-Sportarten
Besondere Voraussetzungen zur Ausübung von „Kick-Power“ benötigt man nicht. Wichtig sind vor allem der Spaß an der Sache, Sportkleidung und etwas zum Trinken. Kick-Power ist im Vergleich zu anderen Kampfsportarten relativ leicht zu erlernen. Es bedarf jedoch einer genauen Technik, was wiederum dazu führt, das Kick-Power als eine der anstrengendsten Fitness-Sportarten gilt.

„Kick-Power“ vereint verschiedene Kampfsportelemente, beispielsweise aus Kick-Boxen, Karate oder Taekwondo, mit Aerobic, einem dynamischen Fitnesstraining in der Gruppe zu motivierender Musik. Das regelmäßige Training steigert sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Kraft- und Schnellkraftausdauer. Auch die Reaktion, Koordination und das Auffassungsvermögen werden verbessert. Zudem werden das Herz-Kreislaufsystem gefordert, Stress abgebaut und die Rumpfmuskulatur gekräftigt. Wenn der restliche Lebenswandel passt, ist Kick-Power auch hervorragend zum Abnehmen geeignet.
Körperspannung, Kondition und Faustschläge in die Luft
Die Bewegungen der Sportlerinnen sind kraftvoll, rhythmisch und dynamisch. Mit jeder Menge Körperspannung und Kondition wird gebeugt und gestreckt. Außerdem werden Schläge mit den Fäusten geübt. Kick-Power ist vergleichbar mit Aerobic und dem Schattenboxen ähnlich. Allerdings eben mit Bewegungen von asiatischen Kampfsportarten. Es ist jedoch selbst kein Kampfsport und keine Selbstverteidigungstechnik, sondern reine Fitnessgymnastik ohne Körperkontakt.

Auf Anweisung von Stefan Luthardt, der seinen asiatischen Kampfanzug trägt, werden einzelne Elemente zu kleinen Choreographien zusammengefügt. Die Bewegungen werden intervallartig auf und ab ausgeführt. Zudem erklingt laute Musik, die basslastig angemixt ist.
Einführung, Warm-Up, Trainingseinheit, Cool-Down
„Kick-Power“ ist Ganzkörper-Herz-Kreislauf-Training“, beschreibt der tonangebende Sportler aus Marktzeuln diese Art der körperlichen Ertüchtigung mit einem Wort. Eine Stunde gliedert sich in die Einführung, das Warm-Up, das Ausüben der Techniken und die Cool-Down-Phase.
Als Zuschauer wird man vom Elan und der Freude der Kursteilnehmer regelrecht angesteckt. Lernen kann man Kick-Power entweder in verschiedenen Volkshochschulkursen oder in manchen Fitnessstudios. Wobei Stefan Luthardt ausdrücklich darauf hinweist, das körperlich sinnvolles und durchdachtes Training nur ein lizenzierter Trainer anbieten kann. Er selbst erwarb seine Lizenz vor fast 25 Jahren. Eine spezielle Ausbildung in der Schweiz , die etwa ein Jahr dauerte, berechtigt ihn zum Lehren von Kick-Power.
Keine neue Modeerscheinung, sondern seit vielen Jahren bekannt
Der Karate-Champion Billy Blanks begann bereits 1989, sein Programm auf Videos und später auf DVDs zu vermarkten. Kick-Power ist also keine neue Modeerscheinung, sondern bereits seit vielen Jahren bekannt.
Luthardt war einst in den 1990-er Jahren im Sportstudio Aktiv in Burgkunstadt, um sich in Form zu halten, als ihm eine Trainerin von Kick-Power erzählte und meinte: „Du bist der richtige dafür!“ Gesagt, getan. Und seitdem begeistert er sich dafür. Seit dem Jahr 2000 ermöglicht er auch anderen Einblicke in diesen interessanten Sport. Außerdem gibt er Selbstbehauptungs- und Anti-Gewalt-Kurse. Und er betreibt in der Freizeit „JuJutsu“ und „Aikido“.
Am Ende erschöpft, aber glücklich und zufrieden
Die Teilnehmerinnen des Kurses sind durchaus begeistert. Sarah Hetzel aus Hochstadt lobt den engagierten 49-Jährigen: „Er ist besser als ein Personal-Trainer!“ Tina Altunbay, ebenfalls aus Hochstadt, betreibt Kick-Power bereits mehrere Jahre und findet, dass man sich damit so richtig auspowern kann. Auch Laura Würstlein aus Marktzeuln, mit 16 Jahren die jüngste Teilnehmerin, hat bereits mit zwölf Jahren einen Kurs dieser Sportart belegt und freut sich, dass man sich danach so gut fühlt und weiß, was man getan hat. Ihr gefällt an Kick-Power die Abwechslung, was mehr Spaß bietet als eintöniges Joggen. Einig sind sich alle Teilnehmerinnen darin, dass Kick-Power zwar extrem anstrengend ist, aber jede Menge Spaß und Abwechslung bietet.
Andrea Bischof aus Trieb ist heute zum ersten Mal dabei. Sie belegte den Kurs, weil Kick-Power „nicht so normal geklungen hat“ und deshalb ihre Neugier weckte. Am Ende sind die Damen alle erschöpft, aber glücklich und zufrieden und freuen sich auf den nächsten Dienstagabend in Marktzeuln.