Am Dienstag waren die Schulferien zu Ende. Der Grund, weshalb Bayerns Schüler nicht schon am Montag in ihre jeweiligen Schulen zu gehen brauchten, lag in Organisatorischem. Mit derlei sind Schulämter alljährlich nach den großen Ferien zum neuen Schuljahresbeginn zuallererst befasst. Es herrschte Betrieb auch am Staatlichen Schulamt in der Kronacher Straße, inklusive Vorstellung der neuen Schulleiterrunde und Informationen zum Schuljahr 2024/25.
Weisungsbefugt
Schulamtsdirektorin Stefanie Mayr-Leidnecker hat ein schönes Büro. Vor allem aber hat sie dort auch einen fast schon sprichwörtlich runden Tisch. An diesem nahmen am Montag Kollegen in der Schulleitung Platz, die sich um eine „Funktionsstelle“ beworben hatten. Sie alle sind nun an ihren jeweiligen Schulen Mitglied der Schulleitung und damit Vorgesetzte und einem Lehrerkollegium und dessen Mitgliedern gegenüber weisungsbefugt.
Es kommen neue Aufgaben auf sie zu. Darauf wollte Mayr-Leidnecker einstimmen. Das tat sie mit einem Satz von Gerhart Hauptmann: „Sobald man in einer Sache Meister geworden ist, soll man in einer neuen Sache Schüler werden.“ In diesem Satz lag eine Wertschätzung für das bisher von Anja Kauper, Sandra Roensch, Sebastian Müller, Annette Kraus und Susanne Kirster an ihren jeweiligen Schulen Geleistete.
Sie leisteten in Grund- und Mittelschulen zwischen Coburg, Redwitz, Altenkunstadt und Ebensfeld als Lehrer beziehungsweise Konrektoren, jetzt haben sie als Rektoren beziehungsweise Konrektoren und mitunter an für sie neuen Schulen zu leisten.
Zwei Sonderfälle
Allerdings gibt es in gewisser Weise mit Susanne Kirster und Annette Kraus auch zwei Sonderfälle, sind die beiden Frauen doch nun in der Erwachsenenbildung tätig. Ihr Job besteht unter anderem darin, Lehrer zu schulen, Lehramtsanwärter auf ein zweites Staatsexamen vorzubereiten und derlei mehr. Annette Kraus, die in der Schulleitung der Bamberger Wunderbur-Schule tätig war, hat die Atmosphäre in Lichtenfels zumindest schon mal als „sehr familiär“ wahrgenommen.
In gewisser Weise könnte beziehungsweise sollte auch diplomatisches Geschick zu ihrer aller künftigen Eigenschaften zählen. Es kommt schließlich auch vor, dass Lehrer selbst mal Probleme haben, unter denen ihre Arbeit leiden könnte. Dann brauchen auch sie Vertrauenspersonen, und als solche habe man auch da zu sein.
Aus Fehlern lernen
Mayr-Leidnecker jedenfalls betonte, sich auf die weitere Zusammenarbeit zu freuen und ermutigte die Anwesenden, an ihren neuen Aufgaben auch durch Fehler, aus denen man lernen werde, zu wachsen.
In Bezug auf Statistisches hatte die Schulamtsdirektorin auch Mitteilungen zu machen. 597 Schulanfänger in den 1. Klassen gibt es. Insgesamt besuchen 2442 Schülerinnen und Schüler die Grundschulen. Sie verteilen sich dort auf 111 Klassen, was einen Durchschnittswert von 22 Schüler pro Klasse bedeutet.
Zuwachs verzeichnet
In den Mittelschulen, bei denen sich 1050 Schüler auf 51 Klassen verteilen, liegt der Durchschnittswert bei 20,6. Was hinsichtlich guter Beschulbarkeit kleinerer Klassen nach einem vergleichsweise sehr guten Wert klingt, kann eine Tücke in sich tragen. Sie liegt darin, dass der Durchschnittswert nur ein Durchschnittswert ist und dem Schulamt organisatorische Jonglagen abverlangt.
Für die Mittelschulen gilt mit dem neuen Schuljahr ein Zuwachs um 57 Schüler, bei den Grundschulen liegt dieser bei 114.
31 Quereinsteiger
Auf die Frage, ob angesichts vieler Zuwanderer-Kinder ohne Kenntnisse der deutschen Sprache Schulunterricht schwierig werden könnten, antwortete Mayr-Leidnecker diplomatisch und sprach davon, dass sich „für viele Schulen neue Erfahrungen“ ergeben werden.
Erfahrungen, die schon hinsichtlich der Personalversorgung durch die Regierung von Oberfranken gemacht werden dürften. Denn zusätzlich zum staatlichen Personal, bei dem es sich um ausgebildete Grundschul-, Mittelschul-, Fach- und Förderlehrer handelt, wurden an 31 Personen befristete Arbeitsverträge vergeben, heißt es in einem Informationsschreiben. Hierbei handelt es sich um Studenten oder Personen mit abgeschlossenem Hochschulstudium, das kein Lehramtsstudium war. Quereinsteiger also, die teilweise in Klassen unterrichten oder als pädagogische Unterstützungskräfte eingesetzt werden.
Was das Informationsschreiben des Staatlichen Schulamts Lichtenfels auch festhält: „Am ersten Schultag sind alle Klassen versorgt, wir können das neue Schuljahr geordnet beginnen.“ Ein Trotzdem gibt es dennoch: man sei personell „auf Kante genäht“.
Verfassungsviertelstunde
Das mochte zu vermuten gestanden haben, doch das dreiseitige Informationsschreiben spart auch nicht mit Neuerungen zum Schuljahr 2024/25. Diejenige, die in dem Schreiben den meisten Raum einnimmt, spricht von einer „Verfassungsviertelstunde“. Sie soll turnusmäßig Schülern aller Schularten die im Grundgesetz und in der Bayerischen Verfassung verankerten Werte näherbringen, aufzeigen, was eine Gesellschaft zusammenhält und wie Konsensfindung in einer Demokratie funktioniert.