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BAD STAFFELSTEIN: Projekt gut – Umsetzung holprig

BAD STAFFELSTEIN

Projekt gut – Umsetzung holprig

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    Sieben Aufkleber übereinander: Beim Staffelberg kreuzen sich zahlreiche Wanderwege. Die Markierer haben ihre Arbeit erledigt, die Hauptschilder fehlen immer noch.
    Sieben Aufkleber übereinander: Beim Staffelberg kreuzen sich zahlreiche Wanderwege. Die Markierer haben ihre Arbeit erledigt, die Hauptschilder fehlen immer noch. Foto: Birgid Röder

    Mit viel Enthusiasmus sind die ehrenamtlichen Helfer an das groß angekündigte landkreisweite Wanderwegeprojekt herangegangen. Mittlerweile sind manche der Naturfreunde verärgert. Das Projekt, das Wanderwegenetz innerhalb des Landkreises und seiner elf Kommunen den heutigen Anforderungen anzupassen und einheitlich auszuschildern, begrüßen sie einheitlich. Allein die Umsetzung steht in der Kritik. Ehrenamtliche Markierer sprechen von mangelhafter Kommunikation. Sie vermissen ein Feedback von der Firma aus Lauf an der Pegnitz, die mit dem Projekt beauftragt ist. Auch die Informationen aus dem Landratsamt würden nur spärlich fließen. Es gibt jede Menge Beschwerden über das Projekt, in das der Landkreis und mehrere Zuschussgeber viel Geld investieren, insgesamt 265 000 Euro.

    „Ich habe mich bei einem der zwei Schulungstreffen für das Revier ,Staffelberg‘ entschieden“, sagt Joachim Pritzel aus Horsdorf. Rund um den Staffelberg verlaufen viele verschiedene Wanderwege. Die überregionalen wie der Main-Wanderweg oder der Main-Donau-Weg. Dazu sehr viele kleine Rundwege, dazu noch Nordic-Walking-Strecken. In seiner Werkzeugkiste hat Pritzel daher sieben unterschiedliche Aufkleber zur Auswahl. Von Juni vergangenen Jahres bis zum Spätherbst war der 64-Jährige damit beschäftigt, gemeinsam mit einem Freund, die Wege zu markieren. Es ging schon mit Verspätung los. Für April wurden ihnen die Markierungsschildchen versprochen. Im Juni endlich haben die Horsdorfer ihre Pakete erhalten.

    „Ich stand plötzlich allein da mit meinen Schildchen.“

    Andernorts dauerte es sogar bis in den Spätsommer, bis die Lieferungen ankamen und die Ehrenamtlichen ihre Arbeit aufnehmen konnten. Dazu sorgten viele Verwechslungen bei der Zustellung für Ärger und weitere Verzögerung. „Bei der Organisation fehlte der Zug dahinter“, sagt Pritzel.

    Die Arbeit ist zeitintensiv. Teilweise führen die Wege „mitten durch die Prärie“. Hier gibt keine Bäume, um Markierungen anzubringen, Pflöcke sind notwendig.

    Andernorts sind verwachsene Trampelpfade auszuzeichnen. Es dauert, bis ein geeigneter Stamm gefunden und von Heckenbewuchs freigelegt ist, damit der Wanderer die Markierung später auch sehen kann. „Je nach Aufwand kamen wir nur einige Hundert Meter weit an einem Nachmittag“, schildert Pritzel. Das ist kein Problem für ihn. Er ist gerne mit seinem Hund in der Natur unterwegs. Freut sich, wenn Wanderer stehen bleiben und sich mit ihm über das Projekt unterhalten.

    Doch die Unterstützung von der mit dem Projekt beauftragten Firma und den Verantwortlichen aus Landratsamt und Stadt vermisst er sehr: „Ich stand plötzlich allein da mit meinen Schildchen.“ Auf Laternenmasten oder Pfosten von Verkehrsschildern ist das Aufkleben der „Abziehbilder“ kein Problem. In der Flur sieht es anders aus. Auf der groben Eichenrinde halten die „Papperla“ nicht. Soll die Rinde vom Baum mit dem Messer glatt geschabt werden? Und wäre es nicht besser, bei fünf und mehr Aufklebern diese vorher auf ein Brettchen zu pappen und dieses festzunageln?

    Er habe keinerlei Feedback erhalten. Keine Informationen, wie weit das Projekt vorangeschritten ist, keinerlei Austausch. Es gab keine Tipps und Hinweise für die Markierer mehr. Einmal kam dann doch der zuständige Projektleiter der Firma aus Lauf an der Pegnitz und ließ sich von Joachim Pritzel die Probleme bei den notwendigen Markierungen am Kemitzenstein zeigen. Eine Reaktion darauf habe er bis heute nicht erhalten. Die Großschilder im Bad Staffelsteiner Gebiet fehlen immer noch. Dabei könnten diese in der momentanen Witterung leicht aufgestellt werden. Wenn sie endlich fertig wären.

    Viele, die anfangs Feuer und Flamme für das Projekt waren, sind wegen der für sie unzureichenden Begleitung durch die Organisatoren und die stetigen Verzögerungen verstimmt. Joachim Pritzel lässt sich nicht entmutigen. Neben dem Staffelbergrevier hat er noch die Serkendorfer Wege übernommen, weil kein Freiwilliger da war.

    „Papperla“ in Winterpause.

    Mit der weiteren Anbringung der Markierungen müssen die Ehrenamtlichen warten, bis die Tagestemperaturen wieder über zehn Grad liegen. Nur in einem bestimmten Temperaturbereich können sie aufgeklebt werden, müssen in Wasser getaucht und mit Leim bestrichen werden.

    „Früher hatten wir bei unseren Wanderungen einige Markierungsschildchen des betreffenden Weges im Rucksack, dazu kleine Nägel und einen kleinen Hammer. Wo ein Schild fehlte, haben wir ein neues befestigt“, beschreibt Monika Hüttner, die ihren Mann Wolfgang immer auf den Touren begleitet, wie einfach das bisher war. Mit den Aufklebern sei das nicht mehr möglich.

    Wolfgang Hüttner ist schon seit 30 Jahren Wanderführer im Bad Staffelsteiner Land. „Wie kann man ortsfremden Leuten so ein Projekt übertragen?“, fragt er. Es seien teils völlig ungeeignete Wege ausgewählt worden, mit viel zu wenig Rücksprache mit den Menschen vor Ort, die sich auskennen. Beispielsweise Hohlgassen, die seit Jahren zugewachsen sind. „Sollen die Wanderer die Machete mitbringen?“, so Hüttner mit einem Kopfschütteln.

    Manche Wege führen ins Nirgendwo, sind anfangs sauber beschildert und enden dann am Ufer des Mains oder vor einem Acker. Nach einer Beschwerde im Landratsamt über Unzulänglichkeiten habe die Firma die Schuld an dem „Chaos“ auf die Ehrenamtlichen geschoben. Die Folge: Verärgerung bei den Helfern, die sich nicht ernst genommen fühlten.

    Die angebliche Haltbarkeit der Aufkleber von vier Jahren bezweifeln die Markierer durchwegs. Die ersten „Papperla“ am Uetzinger Kreuz waren schon nach vier Wochen kaputt. Wetterfest? Nur bedingt. Hier brannte die Sonne auf die Schildchen, das haben sie nicht vertragen, sind aufgerissen und abgeblättert. Dazu kommt, dass Unbekannte anscheinend mit Genuss die Aufkleber abkratzen. So geschehen mit den gelben Punkten im Bereich des 4-Brunnen-Wanderweges bei Buch am Forst, und nicht nur dort.

    Ein guter Rat: Wanderer, nimm dir eine Brotzeit mit im Rucksack. In Unterbrunn weist eine der größeren Hinweistafeln nach Birkach, schön mit Messer und Gabel gekennzeichnet. Was nicht dabei steht: In Birkach gibt es höchstens an der Kerwa oder einem Dorffest für Gäste etwas zu essen. „Bei hinreichender Rücksprache mit den Wanderführern vor Ort wäre das nicht passiert“, so Hüttner. Im Ebensfelder Gebiet stehen zwar die Hinweistafeln schon. Dafür fehlen dort weitgehend die Markierungen entlang der Wege.

    Auch Franz Böhmer aus Wiesen hat noch ein großes Wegenetz vor sich. Es erstreckte sich über die Eierberge und bis Nedensdorf. Er hat noch keinen einzigen Aufkleber befestigt, denn, und da ist er konsequent: „Ich gehe nicht eher 'raus, bevor nicht die Hauptschilder passen und an den richtigen Plätzen stehen.“

    Treffen mit Wanderwegewarten

    Bei Kreisentwickler Andreas Grosch vom Landratsamt Lichtenfels laufen die Fäden zusammen. „Wir sprechen hier von 1500 Kilometern Wanderwege im Landkreis, die aktuell erstmalig einheitlich markiert werden“, erklärt er. Von Seiten der Stadt Bad Staffelstein (Kur und Tourismusservice) belegen Umfragen, dass die Wanderwegebeschilderung in der Vergangenheit der Hauptkritikpunkt unter den Gästen war. Grosch: „Dies wollen wir damit beheben.“ Es werde im März noch ein Treffen mit allen Wanderwegewarten geben. Zudem habe auch vergangene Woche eine Besprechung mit allen elf Bürgermeistern, Landrat Christian Meißner und der zuständigen Firma gegeben, an der noch offene Punkte und Probleme diskutiert wurden. Die Firma habe zugesichert, alle angesprochenen Themen abzuarbeiten und zu erledigen.

    „Bei aller Kritik, die geäußert wird und auch berechtigt ist, geht ein Appell an alle Interessierten und Unterstützer, die Umsetzung konstruktiv zu begleiten, denn wir wollen hier gemeinsam unsere Region voranbringen“, bittet Grosch.

    Schilder noch in Abstimmung

    Er erklärt, dass die Schilder gemeindeweise aufgestellt werden. Teilweise befinden sich noch die Schilderinhalte in Abstimmung mit den Kommunen. Etwa die Hälfte der 650 Hinweistafeln stehe inzwischen. Teilweise müsse ein Pfosten neu gesetzt werden. Die Schilder für den Bereich Bad Staffelstein stehen bisher nur in wenigen Teilbereichen, da sich viele Schilderinhalte, gerade aufgrund der Symbole für Übernachtung und Gastronomie, noch in Abstimmung befinden.

    Es sind 90 ehrenamtliche Wegewarte im Einsatz. „Mir sind nur vereinzelte Fälle bekannt, wo es mit der Abstimmung Probleme gegeben hat. Probleme oder An- und Rückfragen die bei mir eingehen, werden unverzüglich an die Firma weitergegeben“, unterstreicht Grosch.

    „Bei aller Kritik, die geäußert wird und auch berechtigt ist, geht ein Appell an alle Interessierten und Unterstützer, die Umsetzung konstruktiv zu begleiten.“

    Die Klebetechnik ist seiner Meinung nach ausreichend erprobt. Sowohl in Michelau als auch in Burgkunstadt werde von dortigen ehrenamtlichen Wegewarten die Klebetechnik seit Jahren eingesetzt. In einem Gespräch mit den Wegewarten vom „Fränkische Schweiz Verein“ und „Rennsteig Verein“ wurden die unterschiedlichen Markierungsmethoden und Möglichkeiten bereits im Vorfeld diskutiert. Aufgrund der unterschiedlichen Anbringungsweisen an Bäumen, Metall, Lichtmasten, wurde diese Methode gewählt.

    „In einzelnen Bereichen werden wir künftig auch noch eine Trägerplatte für die Zeichen anbringen, da sich damit die Haltbarkeit erhöht“, informiert Grosch. Grundsätzlich liege die Haltbarkeit je nach Standort zwischen drei und sieben Jahren.

    Für Hinweise: Sollten Schilder einen falschen Inhalt haben, werden diese von der Firma geändert und ersetzt. Ansprechpartner hierzu ist Herr Schettler unter Tel. (09123) 96299-0.

    Von der Idee zur Verwirklichung

    Am 30. September 2009 stellte Andreas Grosch im Kreisentwicklungsausschuss die Wanderwegekonzeption für den Landkreis vor. Im Oktober 2010 teilte er dem Tourismusverein im Hinblick auf das Wanderwegekonzept mit, dass es seit Mai 2010 leider nicht gelungen sei, das Wanderwegekonzept weiter zu bearbeiten. Dies habe insbesondere an manchen Kommunen gelegen, die nicht in der Kürze der Zeit ihre Erhebungsdaten rechtzeitig vorgelegt hätten. Im April 2011 informierte Grosch den Kreisentwicklungsausschuss, dass das Wanderwegekonzept derzeit komplett überarbeitet werde. Es entstehe ein Nachfrage orientiertes Wegenetz in Abstimmung aller Kommunen. Es müssten neue Markierungszeichen entworfen, Schilder aufgestellt und die Entfernungen nicht mehr in Minuten sondern in Kilometern angegeben werden. Der Kreisausschuss hat am 11. Juli 2011 die Umsetzung der Wanderwegekonzeption einstimmig beschlossen. Im Oktober 2012 informierte Grosch den Tourismusverein, dass das Wanderwegekonzept im Frühjahr 2013 abgeschlossen sein soll. Die Ausschreibung des Wanderwegekonzepts erfolgte am 4. Januar 2013. Aktueller Plan: Abschluss des Projekts bis Mai 2014.

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