
Sie ist die erste Frau an der Spitze der Regierung von Oberfranken. Diese Tatsache habe dem Amtswechsel vor einigen Wochen auch „eine besondere Aufmerksamkeit verschafft“, sagt Heidrun Piwernetz. Frauen in Führungspositionen seien eben nach wie vor noch „ungewöhnlich“. Solche Berufungen seien aber durchaus im „Trend der Zeit“. Bayreuth habe eine Frau als Oberbürgermeisterin. Eine Oberfränkin gehöre als Gesundheitsministerin der bayerischen Staatsregierung an.
Die neue Regierungspräsidentin wurde 1962 in Bayreuth geboren. Sie hat schon jetzt eine steile Karriere hinter sich. In Ministerien und in der Bayerischen Staatskanzlei bekleidete sie verantwortungsvolle Positionen. Sie arbeitete in Brüssel und Berlin. Zuletzt war sie Generallandesanwältin bei der Landesanwaltschaft Bayern.
Landkreise sind das Rückgrat
Oberfranken ist Piwernetz aus den Anfangsjahren des Berufsweges zwar vertraut. Nun will sie ihren neuen Verantwortungsbereich aber „im Detail“ kennenlernen. Am Montag stattete sie dem heimischen Landkreis einen Besuch ab. Es sei der erste Landkreisbesuch mit einem ausführlicheren Programm, sagte sie bei einem Empfang im Landratsamt.
„Landkreise und kreisfreie Städte sind das Rückgrat des Regierungsbezirks“, betonte Piwernetz im Beisein der Sprecher der Kreistagsfraktionen. Der Landkreis Lichtenfels sei „klein, aber fein“. Er sei zudem ein wirtschaftlich starkes Stück Oberfranken mit dem inzwischen höchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter allen oberfränkischen Landkreisen. „Wenn ich an die Stadt Lichtenfels denke, dann denke ich zunächst an die Deutsche Korbstadt“, sagt Piwernetz im Interview mit dieser Redaktion weiter. Die Stadt biete einen breiten Mix an Betrieben und sie das „absolute Zentrum“ im Landkreis.
Mit Lichtenfels verknüpfe sie zudem ganz frische und gute persönliche Erinnerungen: Dazu hätte eine im Stadtschloss veranstaltete Vorstellung heimischer Brauereien beigetragen. „Hier ist wirtschaftlich, landschaftlich und kulinarisch viel geboten. Es ist ein Flecken, an dem man sich wohl fühlen kann“, so die neue Regierungspräsidentin wörtlich.
„Hier ist wirtschaftlich, landschaftlich und kulinarisch viel geboten. Es ist ein Flecken, an dem man sich wohl fühlen kann.“
Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin, über Lichtenfels
Heidrun Piwernetz hat zwar ein Jurastudium erfolgreich absolviert und zunächst als Regierungsrätin in Bayreuth gearbeitet. Ihre Karriere führte sie aber schon bald zunächst in die Öffentlichkeitsarbeit. 1995 und 1996 war sie Pressereferentin in der Bayerischen Staatskanzlei. Diese Zeit hat die Bayreutherin offenbar genutzt, um viele wichtige Kontakte aufzubauen, die ihr heute noch von großem Nutzen sind. „Sie ist extrem vernetzt“, so der Landrat. Und sie kann die Arbeit der Medien gut beurteilen: „Die Medienlandschaft in Oberfranken ist vielfältiger als an anderen Standorten und darüber freue ich mich sehr“, sagt Piwernetz . Sie wünsche sich als oberfränkische Regierungspräsidentin allerdings, dass die Berichte in den Zeitungen und in den anderen Medien Oberfrankens nicht zu sehr auf die Zentren des Regierungsbezirks beschränkt wären. „Ich würde mir mehr oberfrankenweite Berichterstattung wünschen“, so Piwernetz.
Über den Landkreis Lichtenfels ließ sich Heidrun Piwernetz am Montag bei Besuchen der Klinikum-Baustelle und in der Obermain-Therme aus erster Hand informieren. Für sie sei nicht nur das „Green Hospital“ ein Leuchtturmprojekt, sondern auch die Lichtenfelser „Sonnentage“. Die Integration der bleibeberechtigten Flüchtlinge sei eine der dringendsten Aufgaben, so Piwernetz weiter. Sie lobte, wie der Landrat auch, die „großartige Arbeit“ aller, die sich bei der Aufnahme der Flüchtlinge bislang engagiert hätten. Behördenmitarbeiter und Ehrenamtliche seien hier an ihre Grenzen gegangen, so die Regierungspräsidentin. Nun gehe es darum, die Menschen, die zu uns geflohen seien und hier bleiben dürfen, zu integrieren. „Das wird richtig spannend“, so Piwernetz.
Thema B 173 neu
Ihr Haus arbeite derzeit am Planfeststellungsbeschluss für die B 173 neu zwischen Michelau und Zettlitz, sagte die Regierungspräsidentin weiter. Der Landkreis fiebere dem Tag der Verkündung entgegen, so der Landrat. Ob dann alles nach Plan laufe, sei ungewiss. Die Planung werde wohl sehr ausgereift sein. Seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gegen den damaligen Ausbauplan seien zehn Jahre Planung vergangen. Der Bau der Umgehung werde sechs bis sieben Jahre dauern. Das Klagerecht gegen das Straßenprojekt bestehe natürlich weiter. Wenn allerdings auch gegen die neue Planfeststellung geklagt werde, dann würde sich das gesamte Projekt um weitere zwei Jahre verschieben.