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LICHTENFELS: Von Teamspirit und Amazonassumpf

LICHTENFELS

Von Teamspirit und Amazonassumpf

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    Trotz Sicherung gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, wie dieser Junge in acht Metern Höhe freihändig über den Holzbalken zu laufen.
    Trotz Sicherung gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu, wie dieser Junge in acht Metern Höhe freihändig über den Holzbalken zu laufen. Foto: Mario Deller

    „Gib mir deine Hand, dann schaffen wir's“, ruft die zehnjährige Aline der zwei Meter entfernten Leonie zu. Die im Wasser treibenden hungrigen Krokodile gehen leer aus. Keine Bange, die Mädchen befanden sich zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Und die Krokos gibt es nur in der Phantasie. Doch die Botschaft, dass gemeinsam vieles leichter fällt, lässt sich eben am besten vermitteln durch Spiel und Spaß inklusive eingebauter Phantasie.

    Der Besuch im Bamberger Hochseilklettergarten im Rahmen des Kinderferienprogramms bedeutete für die teilnehmenden 14 Jungen und Mädchen aus dem Landkreis Lichtenfels im Nebeneffekt Erkenntnisgewinne, aber bereitete ihnen vor allem eine Menge Spaß. Krönung für die Zehn- bis 15-jährigen war dabei der Hochseilparcours, wo sie sich in luftiger Höhe wie Zirkusartisten fühlen konnten.

    „Hallo zusammen!“ Nadine Rohowsky von der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises begrüßte zusammen mit Elisa Fischer und Katharina Koch an diesem Dienstag um kurz vor neun am Lichtenfelser Bahnhof das gute Dutzend Kinder. In deren Augen spiegelte sich Vorfreude und Neugierde.

    Im Anschluss an die Zugfahrt nach Bamberg ging es per pedes dann zum oberhalb des Doms gelegenen Don-Bosco-Gelände, wo die Jungen und Mädchen von den beiden ausgebildeten Hochseiltrainern Birgit Porzner und Jürgen Pfister willkommen geheißen wurden.

    Sofort fiel der Blick der Kinder auf die futuristisch anmutende Hochseilanlage. „Das ist dann der zweite Teil“, ließ Porzner lächelnd wissen. Zunächst stand nämlich der Teamparcours im Niedrigseilbereich auf dem Programm. Die drei Stationen verlangten den in zwei Gruppen aufgeteilten jungen Teilnehmern Körperbeherrschung und Grips ab, schärften aber insbesondere das Bewusstsein, dass alle profitieren, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.

    „Gemeinsam ankommen“

    „Gemeinsam ankommen“ lautete schließlich auch das vorgegebene Ziel beispielsweise bei der geländerlosen „Indianerbrücke“, wo es galt, einen Holzstamm zu überqueren. Blöd nur, dass es im gedachten Wasser nur so wimmelt von den eingangs bereits erwähnten Krokodilen – und zudem die rettenden Lianen, sprich Seile, nur sehr dünn gesät sind. Doch mit vereinten Kräften gelang die Aufgabe.

    Auch an den anderen Stationen fanden die Kinder nach einiger Überlegung Lösungen, um ans Ziel zu gelangen, ohne als Frühstück der Alligatoren zu enden oder im Treibsand zu versinken. Hier bastelten sie sich eine Seilwinde. Woanders banden sie ihre Schuhe an den Schnürsenkeln zusammen und konnten mit diesem „Lasso“ die ansonsten unerreichbare Liane zu sich heranziehen.

    Dass sich der gewünschte Erfolg in der Regel nicht auf Anhieb einstellte, war bei der Ferienaktion zweitrangig. „Das werten wir mal als geschafft. Ich habe nichts gesehen. Das war jetzt euer Joker“, meinte Jürgen Pfister lachend, als ein Junge kurz vor dem Erreichen des Gruppenziels das Gleichgewicht verlor und „ins Wasser fiel“.

    Fast automatisch, ohne dass Birgit Porzner und Jürgen Pfister dies extra betonen mussten, nahmen die Kinder auch Rücksicht auf die nicht ganz so Sportlichen in ihren Reihen. Denn diese waren es dann, die an anderer Stelle kreative Ideen zur Umsetzung der weiteren Aufgaben einbrachten.

    Nach einer Mittagspause mit leckerer Pizza bildete das Hochseilprogramm aus Sicht der Kinder freilich den Höhepunkt der Kinderferienaktion. Wer wollte, konnte in acht Metern (!) Höhe einen Catwalk absolvieren oder beim Sprung am Trapez sich wie ein Zirkusartist fühlen. An oberster Stelle stand natürlich die Sicherheit. Dank der Erfahrung der Hochseiltrainer sowie durch angelegte Sicherheitskleidung, Sicherungsseile sowie die bewährte Back-up-Sicherungskette konnte nichts passieren.

    Schwindelfreiheit und Mut

    Doch Schwindelfreiheit und unerschrockener Mut – in acht Metern Höhe werden selbst die Knie mancher gestandener Mannsbilder weich wie Pudding – sind eben nicht jedem in die Wiege gelegt. Vor diesem Hintergrund hatten die beiden Trainer gleich zu Beginn des Hochseilparts eindringlich betont: „Es herrscht hier das Prinzip der Freiwilligkeit. Und wenn sich jemand nicht hoch traut und nur ein Stückweit, ist das vollkommen in Ordnung “, wies Porzner auf die wichtigste menschliche Regel hin. Doch dahingehend brauchten sich die beiden Hochseiltrainer keine Sorgen machen, wie sich zeigte. Die Kinder bewiesen einen sehr guten Charakter, klatschten sogar Beifall, wenn ein Mädchen oder ein Junge nur wenige Meter hochkletterte und das Ganze wieder abbrach, weil ihm oder ihr das Herz in die Hose rutschte.

    Hämische Kommentare? Fehlanzeige!

    Die Wagemutigen genossen die Höhenluft. „Geil, das war megacool“, überschlug sich etwa der knapp zwölfjährige Maximilian aus Schney geradezu vor Begeisterung, als er wieder unten war.

    „Das habt ihr super gemacht! Ihr wart eine super Truppe“, zollte Birgit Porzner den Kindern großes Lob, als es wieder Abschied nehmen hieß. Und sie meinte damit sicher nicht in erster Linie die Fitness, sondern die Umsetzung von Hilfsbereitschaft und Empathie.

    Das frühe Aufstehen an diesem Ferientag hatten sich für die 14 Jungen und Mädchen gelohnt. Wenngleich „Schule“ aus Sicht der Kinder derzeit eher den Status eines „Unworts“ einnehmen dürfte, hatten sie an diesem Tage eine Menge gelernt. Jeder hat Stärken und Schwächen. Was liegt da also näher, als sich gegenseitig die Hand zu reichen. So wird meine ansonsten unüberwindbare Aufgabe mitunter sogar zum Kinderspiel.

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