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LICHTENFELS: Medizinischen Nachwuchs gewinnen

LICHTENFELS

Medizinischen Nachwuchs gewinnen

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    Lichtenfelser Modell: Martin Zierhut aus Eltmann und Ina Bischoff aus Bad Rodach (3. u. 4 v. li.) haben sich für eine allgemeinmedizinische „Ausbildung aus einem Guss“ nach dem Lichtenfelser  Modell entschieden. Darüber freuen sich (v. li.) Personalleiter Rainer Wich und die Chefärzte Dr. Bernd Greger und  Dr. Erich Dünninger.
    Lichtenfelser Modell: Martin Zierhut aus Eltmann und Ina Bischoff aus Bad Rodach (3. u. 4 v. li.) haben sich für eine allgemeinmedizinische „Ausbildung aus einem Guss“ nach dem Lichtenfelser Modell entschieden. Darüber freuen sich (v. li.) Personalleiter Rainer Wich und die Chefärzte Dr. Bernd Greger und Dr. Erich Dünninger. Foto: Gerda Völk

    Dass sie in Lichtenfels eine allgemeinmedizinische „Ausbildung aus einem Guss“ erhalten, war für Martin Zierhut aus Eltmann und Ina Bischoff aus Bad Rodach der größte Anreiz, in unsere Region zu kommen. Damit gehören sie zu den 20 Ärzten, die derzeit im Rahmen der „Weiterbildungsinitiative Lichtenfels“ (WBI) eine Ausbildung durchlaufen oder bereits damit fertig sind. Der Gedanke der seit 2008 bestehenden Initiative ist es, medizinischen Nachwuchs für den ländlichen Raum zu begeistern und auch vor Ort zu halten.

    Unsere Zeitung wollte wissen, wie das Vorzeigeprojekt vorangekommen ist. „Die von der WBI ausgebildeten Allgemeinmediziner sollen die Menschen hier behandeln“, erläutert Chefarzt Dr. Erich Dünninger im Rahmen eines Pressegespräches. Acht Ärzte hätten bisher auf diesem Weg die Ausbildung durchlaufen. Zwei von ihnen seien dem hiesigen Klinikum treu geblieben, die anderen hätten Praxen übernommen oder neue eröffnet. Beispielsweise übernimmt Judith May die Praxis ihres Vaters Dr. Roland May in Michelau.

    Dünninger: „Die Weiterbildungsinitiative ist somit erfolgreich.“ Um auch weiterhin medizinischen Nachwuchs in die Region zu bekommen, müssen die Initiatoren kräftig die Werbetrommel rühren. Denn längst interessieren sich auch andere Landkreise für das Modell. In Bamberg und Haßfurt soll ähnliches aufgebaut werden. Damit bekomme Lichtenfels Konkurrenz. „Wir hätten gerne auch wieder Ärzte für das Klinikum und die Hausarztpraxen“, macht Chefarzt Dr. Bernd Greger deutlich.

    Im Ausbildungsangebot der WBI stehen neben den Hauptfächern Innere Medizin, Chirurgie und Allgemeinmedizin weitere Fachbereiche wie Notfallmedizin, Anästhesie, Kinderheilkunde, Geriatrie, Orthopädie, Neurochirurgie, Gynäkologie, Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik zur Verfügung. Damit haben Studienabgänger, Ärzte in der Weiterbildung und Wiedereinsteiger eine ganze Reihe von Möglichkeiten, je nachdem, welche Ziele sie verfolgen.

    Während ihrer fünfjährigen Weiterbildung möchte sich Ina Bischoff neben den Hauptfächern auch Kenntnisse im Bereich der Psychiatrie aneignen. Die 52-Jährige will, nachdem ihre Kinder erwachsen sind, wieder in den Beruf einsteigen. In einer Hausarztpraxis hat sie als sogenannte Praxisassistentin bereits Erfahrungen gesammelt. Ihr Ziel ist, diese Praxis einmal zu übernehmen. „Viele Patienten haben eine psychische Miterkrankung“, lautet ihre Erfahrung in Umgang mit den Patienten. Künftige Hausärzte würden immer weniger Kinder zu behandeln haben und dafür immer mehr ältere Menschen. Darauf will sich Ina Bischoff in ihrer Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin schon vorbereiten. Der Vorteil der Lichtenfelser Weiterbildungsinitiative ist die Ausbildung aus einem Guss, betont Dr. Dünninger. Berufsanfänger müssten sich sonst für jeden Teil ihrer Ausbildung ein neues Krankenhaus suchen, sich neu bewerben und damit möglicherweise auch den Wohnort wechseln. „Damit ist eine solche Ausbildung extrem unkomfortabel“, erklärt Martin Zierhut. Eine Studienkollegin habe ihm von der „Super“ Ausbildung in Lichtenfels berichtet. Bis dahin kannte der 41-Jährige die Korbstadt nur den Namen nach. Auch die Dienstbelastung hält sich für ihn am Lichtenfelser Klinikum in Grenzen, sagt er. Da seien seine Studienkollegen mit Wochenenddiensten und Nachtschichten deutlich höher belastet.

    Neben der Ausbildung aus einem Guss bietet das Modell auch eine Reihe von so genannten weichen Faktoren. „Wir helfen auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz für den Partner“, berichtet Personalleiter Rainer Wich. Im Bedarfsfall werde bei der Suche nach einer Wohnung geholfen. Und für den Nachwuchs gebe es einen Platz im Kindergarten oder der Kindertagesstätte des Klinikums.

    Für jeden in der WBI ausgebildeten Arzt erhält das Lichtenfelser Klinikum von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) je nach Abteilung einen Zuschuss. Das Geld für die Ärzte in der „WBI“ gibt es direkt nach Beendigung der Ausbildung, so Dünninger.

    Da in den nächsten Jahren viele Hausärzte in Pension gehen, startet die WBI eine neue Offensive. Die Homepage www.weiterbildungsinitiative-lichtenfels.de wurde überarbeitet. An den Gymnasien im Landkreis wird das Konzept vorgestellt. Darüber hinaus sollen Medizinstudenten in den höheren Semestern angesprochen werden. Das alles mit dem Ziel, das auch nach dem anstehenden Generationswechsel noch ausreichend Ärzte in der Region praktizieren werden.

    Stichwort: Weiterbildungsinitiative Lichtenfels

    Die „Weiterbildungsinitiative Lichtenfels“ (WBI) besteht seit dem Jahre 2009. Das Primärziel des Projekts war und ist es, so steht es auf der WBI-Homepage, „den bestehenden Mangel an Assistenzarzt/-Ärztinnen in den Klinken zu beheben und die hausärztliche Versorgung im Landkreis Lichtenfels langfristig zu sichern.“Das Primärziel stellt einen Lösungsansatz für die „Versorgungslücke Land“, dar. „Die Weiterbildungsinitiative Lichtenfels“ besteht aus dem Zusammenschluss der weiterbildungsermächtigten Chefärzten/-innen der Kliniken im Landkreis sowie weiterbildungsermächtigten Allgemeinärzten des Landkreises, es beinhaltet den Einbezug einer fachlich und qualitativ hochwertigen, strukturierten Verbundweiterbildung im Fach Allgemeinmedizin, sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen hausärztlichen Bereich, mit dem Sekundärziel „der allgemeinmedizinischen Ausbildung aus einem Guss“. Junge Mediziner werden schrittweise an ihre Aufgaben herangeführt und von Mentoren begleitet. Zusätzlich besteht ein Seminarangebot, um die Jungärzte/Ärztinnen für die für die Facharztprüfung und schließlich der Niederlassung im hausärztlichen Bereich frühzeitig zu qualifizieren.

    Info: www.weiterbildungsinitiative-lichtenfels.de

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