Schon mehrfach haben wir im OT über die Folgen der anhaltenden Trockenheit der vergangenen zwei Jahre für die heimischen Bäume berichtet. Nun machten uns Diplom-Ingenieur Forst und Baumpfleger Steffen Hartan und sein Vater Norbert auf einen weiteren Aspekt des Themas aufmerksam: Denn nicht nur im Wald sollten die verdörrten Bäume möglichst rasch gefällt werden.
„Die vertrockneten Bäume werden sehr rasch spröde und damit extrem brüchig“, erläutert Steffen Hartan. Ganz abgesehen davon, dass dies generell eine Gefahrenquelle darstellt, sollten vor allem Garten- und Grundstücksbesitzer ein waches Auge haben. „Solange die dürren Bäume direkt gefällt oder mit der Hebebühne stückweise heruntergekürzt werden können, ist das alles noch kein so großes Problem. Kritisch wird es aber, wenn wir aus Platzmangel zum Fällen in die Bäume steigen müssen“, erklärt der Profi.
Schon nach zwei Jahren kann es richtig gefährlich werden
Denn spätestens nach zwei Jahren seien besonders verdörrte Kiefern-, Fichten-, Buchen- und Birkenstämme dermaßen fragil, dass eine Sicherung mittels Seilen im Baum beziehungsweise an dessen Ästen nicht mehr möglich ist. Ein weiterer Aspekt: Auch die speziellen Steigeisen der Baumkletterer würden dann nicht mehr im Stamm halten. „Wir müssen bei jedem unserer Fälleinsätze genau alle Risiken abwägen. Und irgendwo gibt es dann eben den Punkt, an dem wir sagen müssen, das geht nicht mehr“, verdeutlicht Norbert Hartan das Dilemma. „Im schlimmsten Fall muss der Baum dann solange stehen bleiben, bis er von alleine und damit in unbestimmte Richtung umfällt.“ Manchmal sei es zwar noch möglich, bis zur Hälfte auf den vertrockneten Stamm zu steigen, aber auch dann müssten große Kronenstücke auf einmal abgesägt werden. „Und das setzt dann wieder den entsprechenden Platz voraus.“
Sind die Nadeln einmal weg, wächst nichts mehr
Der Experte macht auch die Hoffnungen zunichte, dass die Baumgerippe wieder austreiben würden. „Wenn an Kiefern oder Fichten die Nadeln abgefallen sind, dann tut sich da nichts mehr“. Lediglich bei Birken bestünde noch die Möglichkeit, dass sie im unteren Bereich noch einmal austreiben. Aber auch dann müssten die dauerhaft abgestorbenen Kronen entfernt werden.

Auch Stadtbaumeister Gerhard Pülz macht auf die Problematik aufmerksam. So hätte jeder Baumbesitzer dafür zu sorgen, dass Dritte nicht durch kranke oder tote Bäume zu Schaden kommen können. „Wenn ein kranker oder verdörrter Baum auf die Straße fällt und er im Notfall von der Feuerwehr beseitigt werden muss, dann erhält der Baumbesitzer dafür auch die Rechnung.“
Eine regelmäßige Kontrolle kann nicht schaden
Um auf Nummer sicher zu gehen und der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, sollte also eine regelmäßige Kontrolle der Bäume vorgenommen werden. Steffen Hartan rät: „Man sollte neben Trockenschäden zum Beispiel darauf achten, wie alt der Baum ist, ob sich nach Stürmen die Wurzeln bereits aus der Erde gehoben haben und nachsehen, ob er von Fäulnis befallen ist. Im Zweifel sollte ein Fachmann hinzu geholt werden.“