Knechte und Mägde gab es bis vor wenigen Jahrzehnten auf vielen Bauernhöfen am Obermain. Sie lebten eng mit der Bauersfamilie zusammen, ohne zur Familie zu gehören. Sie arbeiteten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang bei freier Kost und Logis; ein wenig „Taschengeld“ war der Jahreslohn.
Auf großen Bauernhöfen waren Großmagd und Großknecht die Vorarbeiter; es gab noch Mittelknecht und Mittelmagd und Kleinknecht und Kleinmagd. Große Unterschiede gab es bei der Entlohnung: Um 1750 bekam ein Großknecht den vierfachen Lohn einer Großmagd.
Große Unterschiede in der Entlohnung der Geschlechter
Zwischen 1820 und 1830 bekam in Bayern der einfache Knecht 24 Gulden und zum Namenstag 24 Kreuzer, dazu ein Paar Schuhe oder zwei Gulden, ein härenes Hemd und ein Pfund Schweinefett. Die Großmagd dagegen bekam nur 20 Gulden, zum Namenstag immerhin einen Gulden. Dazu ein Paar Schuhe oder zwei Gulden, zehn Ellen härene und zehn Ellen rupferne Leinwand, zwei Pfund Wolle und ein Pfund Schweinefett.
Unterkunft und Verpflegung waren frei. Es gab Regelkost für die Werktage und besondere Kost für Feiertage und die Erntezeit. Eine typische Regelkost am Montag: „In der Frühe Brod-, Trebern-, Brenn- oder Herbstmilch-Suppen und schwarzes Brod. Um 9 Uhr: Erdaepfel, Rättig oder Milch und weisses Brod. Mittags: Nudl und Kraut oder Salad, Milch und gedörrte Birnen. Um 3 Uhr nachmittag: Bierbrod und weisses Brod. Für 3 Personen eine halbe Maaß Bier. Nachts: gestutzte oder geschnittene Nudl.“
Im Lauf der Zeit stieg der Gesindelohn. Im Landgerichtsbezirk Lichtenfels betrug 1854 der Jahreslohn für eine Frau 125 Gulden und für den Mann 150 Gulden. Erste Einlegerin bei der Sparkasse Lichtenfels war übrigens eine Dienstmagd. Sie erreichte im Laufe ihres Lebens ein Sparguthaben von 650 Gulden. Das war die Ausnahme. Eine andere Dienstmagd brachte es lediglich auf sechs Gulden.
Das entspricht nicht den Vorstellungen der „guten alten Zeit“
Bei näherer Betrachtung ergibt sich: Mehr als die Hälfte der Dienstmägde und Dienstknechte konnten nur fünf Gulden pro Jahr erübrigen, ein Drittel kam auf eine Sparquote von 25 bis 35 Gulden pro Jahr. Die spareifrigste Dienstmagd bei der Sparkasse Lichtenfels brachte es auf 52 Gulden pro Jahr.
Ein Großknecht hatte um 1900 in Oberfranken einen Jahreslohn von etwa hundert Mark, eine Magd bekam um die 85 Mark oder weniger. Wirtschaftlich gesehen entspricht dies nicht den gängigen Vorstellungen von der „guten alten Zeit“.
Anstrengendes Mähen mit der Sense war Männerarbeit
Im 21. Jahrhundert ist nicht mehr vorstellbar, welch harte und schweißtreibende Arbeit Knechte und Mägde auf dem Bauernhof hatten. Sie trugen die Hauptlast, wie im Hochsommer bei der Getreideernte: Das anstrengende Mähen mit der Sense war Männerarbeit. Die Mägde und Kinder nahmen das Getreide auf, formten Bündel daraus und banden diese mit einem Strohseil zu Garben.
Nach ungefähr einer Woche wurde das Getreide mit dem Pferde- oder Kuhgespann in die Scheune gefahren. Dort lagerten die Garben bis zum Spätherbst. Erst dann wurde gedroschen.
Heimische Volksagen berichten von Knechten und Mägden
Heimische Volkssagen berichten vom Leben der Knechte und Mägde. Eine Magd aus Wallersberg hatte beim Gang zum Getreidefeld ihren kleinen Jungen verloren. Er kam nach zehn Jahren als „Höllenbub“ zurück.

Ein Pöpel hatte im Zehndschdodl zu Altenbanz gewohnt. Beim Dreschen war er eine große Hilfe. Die Knechte und Mägde riefen nach oben: „Wirf runter“, schon flogen die Getreidegarben nach unten. Einmal ging eine Magd alleine in die Scheune, einen Korb voll Streu zu holen. Da kam der Pöpel die Leiter herunter, sprach sie an, doch sie war vor Schreck sprachlos. Der Pöpel sagte ihr, weil sie ihm nicht geantwortet habe, müsse er jetzt nochmals 100 Jahre in der Scheune hausen, bis er erlöst würde.
Die letzten acht Tage vor Lichtmess waren die „Schindertage“
„Mariä Lichtmess“ am 2. Februar war besonders im ländlichen Raum ein bedeutender Tag und bis 1903 in Bayern ein staatlicher Feiertag. Für die Knechte und Mägde endete an Lichtmess ihre Dienstzeit. Ihr Vertrag wurde entweder verlängert, oder sie dienten mit Beginn des neuen Bauernjahres einem anderen Herrn. Da hatten die Dienstboten ihren Urlaub von meist nur drei Tagen. Die Mägde gingen mit ihren Körbchen auf dem Rücken heim zu ihren Angehörigen, bepackt mit allerlei Lebensmitteln, der Teil des Lohnes war. Sie brachten auch ihre alte Wäsche zum Ausbessern mit.
Die Knechte trugen ihre Habe im Bündel. In der Hosentasche klimperte das Geld ihres Jahreslohnes. Auf dem Lichtmessmarkt setzte man einiges davon um, oder der Lohn wurde manchmal im Wirtshaus versoffen. Dabei wurde das neue Arbeitsjahr tüchtig begossen, aber auch der Frust vom alten Jahr „runter gespült“. Denn oft waren die letzten acht Tage vor Lichtmess die „Schindertage“. Da mussten die Arbeiten erledigt werden, die keiner gerne verrichten wollte.
Die Stall- und Feldarbeit hat sich mit der Zeit verändert. Maschinen übernahmen die schwere Arbeit. Heute sind Knecht und Magd vergessene Berufe.