Gedränge auf dem Rastplatz, Einordnen zwischen zahllosen Reisebussen und die Sehnsucht, doch nun auch in diesem Bus Richtung Süden zu sitzen – all das scheint Jahre her. Schuld ist das neuerliche Komplettverbot für Reisebusunternehmen. Bund und Länder kündigten neben bestehenden Überbrückungshilfen zwar eine außerordentliche Wirtschaftshilfe für die Zeit der verordneten Schließung an, die jetzt unbürokratisch zur Wirkung gebracht werden müsse. Wann und in welchem Umfang diese greifen soll, ist jedoch noch unklar. Real ist: Zwischen den beiden „Lockdowns“ der Corona-Krise im Frühjahr und Herbst haben kaum Tages- oder gar Fernreisen via Bus stattgefunden.

Über vereinzelte Gruppenreisen, wie sie das Busunternehmen Kaiser Reisen aus Gärtenroth bei Burgkunstadt im Juli und August angeboten hat, haben sich die Teilnehmer aber gefreut, verrät Beate Kaiser. „Aber natürlich sind die Busse nicht so ausgelastet. Viele Reisebusfahrer müssen nun Linienbusse fahren.“ Die Busse des Unternehmens Gutgesell Reisen aus Schney hätte seit März diesen Jahres rund 500 000 Kilometer zurücklegen sollen, von denen jedoch lediglich Leserreisen des Obermain-Tagblatts und Fahrten der Mannschaft des HSC Coburg zu den Auswärtsspielen der Handball-Bundesliga stattfinden konnten.
Ähnlich erging es Deuber Reisen aus Modschiedel, die „zum Glück“ durch ihren zweiten Standort in Appolda/ Thüringen Umsatzeinbußen in den Sommermonaten in Franken auffangen konnten. Von dort aus steuerten die Reisebusse Ziele wie den Thüringer Wald, Bitterfeld oder Altenburg an. „Die Gäste waren froh, dass sie mal wieder raus konnten“, hat Monika Dengler aus dem Unternehmen beobachtet. Die geforderten Hygienemaßnahmen wie etwa das Anbringen eines Desinfektionsmittelspender oder das Freihalten der vorderen Sitzreihen im Bus seien nicht schwer umzusetzen gewesen. Nach den Lockerungen Mitte Mai wurde zudem das Mindestabstandsgebot von 1,5 Meter zwischen Fahrgästen und Fahrpersonal aufgehoben, ebenso wie die zum Lüften verbindliche Pausen. Die Pflicht der Mund-Nase-Bedeckung blieb.
Keine Busreise seit dem März

Leider betraf dies den Standort Modschiedel weniger: Hier fand seit März diesen Jahres keine Busreise mehr statt. „Und wir wagen keine gute Prognose für die Zukunft. Keiner weiß, wie es im nächsten Jahr sein wird“, befürchtet Monika Dengler. „Auch das Vertrauen der Menschen hier in der Region wieder aufzubauen könnte dauern. Ich denke, viele Menschen in Thüringen sind durch Einstellung und Kultur her weniger ängstlich.“ Das betreffe jedoch nicht die Busfahrer selbst – also diejenigen, die ja für lange Zeit im Menschenkontakt stehen. Sie fühlen sich mit den bestehenden Regeln weitestgehend sicher.
Auch die Aussichten bleiben düster
Auch bei Wich Reisen aus Bad Staffelstein und Gehringer Reisen Ebensfeld fanden seit dem ersten Lockdown keine Busreisen statt. Erstere haben sich im Kerngeschäft auf Gruppenreisen spezialisiert, die von März bis zum heutigen Tag nacheinander storniert wurden. „Kein Fahrgast setzt sich so lange mit Maske in den Bus, Essen und Trinken soll man nicht, unterhalten ist schwer“, weiß Inhaber Stefan Wich. Als kleines Familienunternehmen bedient er zudem zwei Buslinien für den VGN. Dennoch blickt er sorgenvoll in die Zukunft: „Es wird natürlich nicht besser: Auch im neuen Jahr wird es keine Studienfahrten geben, keine Fahrten von Schulen etc. Ich gehe davon aus, dass der Busreiseverkehr bis mindestens Juni zum Erliegen kommt.“
Die Fahrgäste sind vernünftig
Übereinstimmend loben die Busunternehmen jedoch ihre Fahrgäste: „Es gibt keine Probleme mit den Maßnahmen, die Menschen halten sich an die Regeln“, so Inhaber Jobst Gehringer vom gleichnamigen Unternehmen. Dies sind die Maskenpflicht und das Abstandsgebot. Weitere Maßnahmen betreffen die Organisation: Bei Gutgesell Reisen erfolgt der Ein- und Ausstieg nur durch die hintere Fahrgasttüre und die vorderste Reihe bleibt frei. Der Bus werde täglich mehrmals desinfiziert und in den modernen Bussen wird über das gefilterte Lüftungssystem ständig für Luftaustausch gesorgt, verrät Lukas Gutgesell.
Nach und nach haben die meisten Konzerne seit den ersten Sicherheitsregeln der Corona-Krise etwa Plexiglasscheiben im Fahrerbereich angebracht.
Dort fühlt sich auch Murat, der für Kaiser Reisen im Einsatz ist, gut aufgehoben: „Die Menschen haben mehr Disziplin als im Frühjahr und viele Regeln sind schon selbstverständlich geworden.“ Auch die Schüler vergessen kaum mehr eine Maske, beobachtet er. Auf den Abstand müsse man sie manchmal noch hinweisen – der im Öffentlichen Nahverkehr niemals Pflicht oder Gesetz war. Wie auch? Dort müssen die Mund-Nasen-Bedeckung und ein rascher Luftwechsel einen ausreichenden Infektionsschutz bieten.
Bei aller Vorsicht meldet das Robert Koch Institut Ende Oktober aber auch, dass das Infektionsrisiko mit Covid-19 in einem Bus nicht signifikant hoch sei: „Nur dann, wenn Menschen miteinander kommunizieren, treten auch Aerosole auf, mit denen man sich mit dem Coronavirus anstecken kann. In Bus und Bahn wird beispielsweise nicht viel gesprochen - daher sei die Gefahr, sich dort mit Corona zu infizieren vergleichsweise gering“, heißt es.