Wie es sich anfühlt, aus dem Alltag gerissen zu werden, musste Julia Betz mit 23 Jahren erfahren. Diagnose: Leukämie. „Lebensfroh“, beschreibt sie ihr Freund im Gespräch mit dem Fränkischen Tag. Das Paar aus Zapfendorf schmiedete Pläne für eine gemeinsame Zukunft – nun kämpfen sie gemeinsam gegen die Zeit.
Es war während der Corona-Pandemie, als Alexander Walther immer wieder ein „nettes Mädel mit Maske“ in einem Supermarkt in Zapfendorf auffällt. Irgendwann spricht er sie an. Die beiden quatschen ausgiebig, verstehen sich, gehen spazieren – und verlieben sich.
Drei Jahre später wohnen Julia und Alexander gemeinsam in einer Wohnung im Landkreis Bamberg. „Mit Julia an meiner Seite kann ich mir alles vorstellen“, erzählt der 27-Jährige. Das Paar reiste sechs Wochen durch Amerika. Ein Video des Roadtrips zeigt, wie sie die Natur filmen. Alexander sagt zu Julia: „Das Video schauen wir uns in fünf Jahren noch mal an und denken uns: Das war cool!“ Doch nicht einmal ein Jahr später kämpft Julia um ihr Leben.
„Wir dachten, es sei ein Infekt“
Nach der Reise wird Julia krank. „Sechs bis acht Wochen hat sie rum gehustet und gekränkelt. Wir dachten, es sei ein Infekt“, so Alexander. Ihr Hausarzt stellt fest, dass die Leukozyten abnehmen und überweist sie zu einer Onkologin. „Da diese nach mehreren Blutanalysen nicht mehr weiter wusste, bekam Julia im August 2024 eine Überweisung zur Immunologie.“ Im Uniklinikum Erlangen ist der nächste freie Termin im März 2025.
Sofort in die Klinik
„Der Arzt machte eine Blutuntersuchung und sagte, dass er sich innerhalb von sechs bis acht Woche melden werde, außer es wäre etwas Akutes“, erzählt Alexander Walther. Zwei Stunden später klingelte das Handy. „Julia musste sofort zurück.“
Die Neutrophile – eine Art der weißen Blutkörperchen, die dem Körper bei der Bekämpfung von Infektionen und der Heilung von Verletzungen helfen – waren lebensbedrohlich niedrig, weshalb die 23-Jährige umgehend isoliert werden musste. Nun stand auch die Diagnose fest: akute myeloische Leukämie (AML). Eine schwere Art des Blutkrebses, die rasant verläuft.
Rasanter Verlauf
„Bei einer akuten myeloischen Leukämie breiten sich Leukämiezellen innerhalb weniger Wochen schnell im Knochenmark, im Blut und im ganzen Körper aus“, schreibt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Unbehandelt kann die Krankheit innerhalb von kurzer Zeit zum Tod führen. In Deutschland wird die Diagnose einer akuten Leukämie pro Jahr bei vier von 100.000 Erwachsenen gestellt. Das durchschnittliche Erkrankungsalter einer akuten Leukämie liegt laut DKFZ bei über 60 Jahren.
Alexander Walther kann es nicht fassen: „Warum meine Julia?“, fragt er. „Sie raucht nicht, trinkt nicht, wir haben immer gut auf uns geachtet.“
Basketball und Uni
Julia spielt beim SC Kemmern Basketball.
Vor 15 Jahren begann sie den Ballsport beim SV Zapfendorf, gewann 2016 mit dem DJK Don Bosco Bamberg die Deutsche U15-Meisterschaft und durfte sich mit ihrem Team ins Goldene Sportbuch der Stadt Bamberg eintragen. An der Universität Bayreuth studiert sie einen Master in Biochemie und molekularer Chemie.
Als möglicher Stammzellenspender wird Julias Bruder, 28 Jahre, getestet: negativ. In der deutschlandweiten Datenbank der DKMS finden sich keine passenden Spenderinnen oder Spender, auch nicht in der internationalen Datenbank. „Eine beschissene Nachricht folgte nach der anderen“, erinnert sich Alexander Walther. „Du bist platt, wenn du früh schon aufstehst, denn du schläfst total unruhig und wenig durch diese Ungewissheit.“
Für Julia beginnt indessen die zweite Chemotherapie, da die erste nicht den gewünschten Effekt erzielen konnte. Diesmal mit erhöhter Dosis. Leukämie-Zellen sollen vernichtet und die normale Blutbildung wiederhergestellt werden.
Eine Kämpferin
„Juli kann eine richtige Kämpferin sein und verliert selten ihre positive Art“, erzählt Alexander Walther. „Durch die Chemo hat sie aber zu kämpfen: Sie ist sehr schwach. Ihr ist schwindelig, sie bricht zusammen und hat Magenkrämpfe. Im Moment liegt sie wie eine Hülle im Bett.“
Zusammen mit Julias Familie und ihren Freunden erstellt Alexander Walther Flyer und Videos für einen Online-Spendenaufruf, damit sich potenzielle Stammzellenspender beim DKMS registrieren.

„Helft mit – ein Wangenabstrich genügt“, heißt es auf einem der Flyer.
Wie eine Spende anläuft
Es gibt zwei verschiedene Methoden, Stammzellen zu spenden: Bei der peripheren Stammzell-Entnahme werden laut DKMS die Stammzellen aus dem Blut gewonnen. Dieses Verfahren kommt zu 90 Prozent zum Einsatz.
Die zweite Methode ist eine Knochenmark-Entnahme und wird bei rund zehn Prozent der Stammzellspenden eingesetzt. Dabei wird ein Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Das Knochenmark regeneriert sich innerhalb weniger Wochen. Wenige Tage kann ein lokaler Schmerz, ähnlich einer Prellung, auftreten.
Spenderinnen und Spender müssen mindestens 17 Jahre alt und gesund sein. Eine Registrierung ist auch online möglich unter: www.dkms.de
Registrierungsaktionen Die Familie, Freunde, Team-Kameradinnen und Julias Freund haben spontan Registrierungsaktionen initiiert: • Samstag, 19. April, ganztags, Ertl-Zentrum in Hallstadt • Samstag, 19. April, 9 bis 14 Uhr, Citycenter LIFE in Lichtenfels • Samstag, 19. April, BBC Bayreuth • Samstag, 19. April, ab 13 bis 16 Uhr Eintracht Bamberg • Sonntag, 20. April,13 bis 18 Uhr, Café Schloss Seehof in Memmelsdorf • Freitag, 25. April, Bamberg Baskets • Sonntag, 27. April, 14 bis 18 Uhr, Zapfendorf • Mittwoch, 30. April, ab 17.30 Uhr Maibaum-Aufstellung in Rattelsdorf • Samstag, 3. Mai, Weltkulturerbelauf in Bamberg • Sonntag, 4. Mai, SC Kemmern Sportheim • Sonntag, 4. Mai, 10 bis 18 Uhr, FFW Sassanfahrt Jede Person ab 17 Jahren ist willkommen. „Die Registrierung tut nicht weh und ist ruckzuck passiert“, sagt Alexander Walther. „So einfach kann Julia die Chance auf ein zweites Leben geschenkt werden. Bitte helft meiner Juli und vielen weiteren!“ (red)