Manche nahmen das mit dem „Tanz in den Mai“ beinahe wörtlich. Dass sie mit dem Tanzen aber noch um gut zwei Stunden im April blieben, lag daran, dass die Wiederauflage der beliebten Veranstaltung gegen 22 Uhr des 30. Aprils zu enden hatte. Wegen der Dezibel, des öffentlichen Raums und dass nach 22 Uhr Anstoß genommen würde. An fünf Lokalitäten, zumeist in der Innenstadt gelegen, ergaben sich Musik, Geselligkeit und Geschichten.
Es war kurz nach 18 Uhr, da fand man Eva Rübensaal im „Pinkus“ beschäftigt vor. Kartoffeln schnippeln. Draußen spielte schon die Band „WIRsindWIR“ und drinnen schnippelte die Schwiegermutter des Pächters. Seit 14 Uhr war man hier mit den Vorbereitungen befasst, derer es für den „Tanz in den Mai“ bedurfte – Einkäufe, Bestuhlung et cetera.
Guter Sound am Säumarkt
Wie Rübensaal vom Soundcheck der Band gegen 16.30 Uhr und so alledem erzählt, sagt sie noch etwas: „Die erste Reservierung für einen Tisch gab es schon vor vier Wochen.“ Klarer Fall, der Tanz in den Mai, diese Mischung aus Frühling und Kneipenmusiknacht ist begeht. Draußen am Säumarkt spielen jetzt „WIRsindWIR“ und da fragt man sich, wieso die Band sich so schreibt. Doch man fragt besser Sängerin „Gitti“ Herold. Gitti betont das -i anstelle eines -y an ihrem Namensende, weil sonst Verwechslung mit einer anderen Sängerin bestehen könnte.

Dann kommt man vom Thema ab und mit Blick auf das schon reichlich vorhandene Publikum, gibt die Sängerin eine Einschätzung ab: „Die sind gemischt.“ Worauf sie anspielt, ist der musikalische Geschmack. Der lässt sich bedienen. 100 Lieder hat sie im Kopf, 1500 mittels Display im Repertoire. Es wird ein langer Abend für sie und ihre Mitstreiter werden, denn noch um 22:10 Uhr ist hier „Take me home country roads“ zu hören. Und zu sehen sind tanzende Lichtenfelser. Zeit- und Ortswechsel: vier Stunden früher und 200 Meter nördlicher. Am Café Moritz spielen „Margas Chamber“. Oder auf deutsch: Margas Kammer.

Das mit der Kammer hat so seine Bewandtnis, aber die soll sich in der Pause klären. Zuerst müssen Timo Glätzer (Gesang, Percussion), Udo Prell (Gitarre) und Max Prell (Keyboard) spielen. Doch unter welchen Umständen? Während das Publikum im Freien isst, trinkt, bedient wird, sich unterhält, aber vor allem lauscht, geht eine Ahnung von möglichem Regen durch die Luft.
Sie wird sich grundlos zerstreuen, der Abend bleibt warm und trocken. Doch was das Publikum lauschend erfährt, ist besonders. Unplugged klingt es, reduziert und schlicht. Aber reizvoll. Auf diese Weise erfahren Klassiker wie „Major Tom“ von David Bowie eine neue Tiefe.

Die Band selbst sitzt wie in einem kleinen eingerichteten Wohnzimmerchen inmitten von Stehlampe, Beistelltisch und Häkeldecken heimelig beieinander. Wieder tauchen Fragen auf: Gab es nicht auch mal einen Seubelsdorfer Bürgermeister namens Max Prell? Vor allem aber: Was hat es mit Margas Kammer auf sich? So hieß eine Ahnin eines Bandmitglieds und ihr Wohnzimmer ist Proberaum. Dann gelingt der Band im Laufe des Abend auch noch der Spagat zwischen „We didn't start the fire“ und R.E.M, und mit „Pfefferminz“ war sie auch noch Prinz.
Braumanufaktur Lippert, Bamberger Straße, etwas außerhalb und sehr voll. „MoJo“ spielen hier, lassen die Animals auferstehen, singen vom Pink Cadillac und von einer auf gut zwei Meter Höhe liegenden Bühne herab in Richtung Publikum, tanzendem Publikum sogar. Draußen vor der Tür, wird weniger getanzt. Aber das Rolltor ist offen und somit ist freie Sicht auf das Spektakel gegeben. Es ist warm, es wird dunkler und Bier und Brotzeiten schmecken. Der Mai ist willkommen.

Zurück in der Innenstadt und bei einem Spruch: „Denn da erschuf der liebe Gott die Mädchen aus dem Kohlenpott.“ Die Frau, die das sagt, heißt Iris Scheffler und kommt aus Mülheim an der Ruhr. Sie ist hier mit Freunden gelandet, weil sie sich mit Freunden immer wieder fest vornahm, zu verreisen und wo zu landen. So ist das, wenn man eine Anzeige aufgibt, die von der Suche nach fidelen Wohnmobil-Fahrern aufgibt.
Ausflug nach Lichtenfels
Besagtes Inserat stammt von 2020, mittlerweile hat sich die Gruppe gefunden, ist acht Personen stark und veranstaltet regelmäßig Treffen und Ausflüge.

Jetzt war Lichtenfels dran und so lernte Iris Scheffler das „Paunchy Cats“ und Gerd Backert kennen. Der packte im Hof des Paunchy sein Repertoire aus Gags, Schlagern und Folk aus. Und Iris schnappte sich Christine und tanzte dazu. Später vermutlich auch im Paunchy, als DJ Daddy auflegte. Blieb noch der Stadtknecht. Auch dort war Belebung, auch dort spielte mit Sven Murphy ein Sänger auf, auch dort war es warm, sommerlich und maivorfreudlich. Und dann war er bald da, der Mai. Er wäre auch so gekommen, aber mit Musik war es origineller.