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LICHTENFELS: Spitznamen am Obermain: Maascheißer und Queckenpelzer

LICHTENFELS

Spitznamen am Obermain: Maascheißer und Queckenpelzer

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    Der Lichtenfelser „Dümpelschöpfer“ ist am Oberen Tor zu bewundern. Er stammt vom heimischen Künstler Hubert Weber und erinnert daran, dass dieLichtenfelser einst versucht haben, einen Teich leer zu schöpfen, um einen Schatz zu haben.
    Der Lichtenfelser „Dümpelschöpfer“ ist am Oberen Tor zu bewundern. Er stammt vom heimischen Künstler Hubert Weber und erinnert daran, dass dieLichtenfelser einst versucht haben, einen Teich leer zu schöpfen, um einen Schatz zu haben. Foto: Fabian Brand

    Den Lichtenfelser „Dümpelschöpfern“ ist am Oberen Tor ein Denkmal gesetzt worden. Die Plastik stammt vom Lichtenfelser Künstler Hubert Weber und wurde am 15. Juli 1995 feierlich enthüllt. Sie zeigt einen fleißigen Lichtenfelser, der versucht, den Tümpel leer zu schöpfen. Die dazugehörige Sage ist bei Elisabeth und Konrad Radunz so überliefert: „Einst verbreitete sich in Lichtenfels das Gerücht, dass in einem Tümpel am Main ein großer Schatz verborgen sei. Gar eifrig berieten die Bürger und Ratsherren des Städtchens, wie dieser zu bergen sei. Von allen Seiten wurden Vorschläge eingebracht. Doch die meisten wurden verworfen, denn man war einhellig der Meinung, dass solche Reichtümer weder von einem Taucher noch mit Flößerhaken zutage zu bringen waren. So entschied man sich, das Wasser einfach ganz auszuschöpfen.

    Mit allen möglichen Gefäßen rückten nun die Lichtenfelser aus, um den Tümpel zu leeren. Nach stundenlanger Arbeit zeigte sich aber, dass sich der Wasserspiegel um keinen Fingerbreit gesenkt hatte. Da erkannte man endlich, dass das Unterfangen vergeblich war, denn der vermeintliche Tümpel war ein Altwasser des Mains und vom Fluss her drang ständig Wasser nach, mehr als die eifrigen Arbeiter herausbrachten.

    Die Lichtenfelser gaben das Schöpfen auf. Die mühevolle, ergebnislose Arbeit hat ihnen nichts eingebracht, nur den Spitznamen ,Tümpelschöpfer‘ und der ist ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben.“

    „Brr! Schwarz auf`m Tisch!“

    Die Mistelfelder führen im Volksmund den Spitznamen „Brr“. Dem liegt folgende Begebenheit zugrunde: Ein allein zuhause weilender Orteinwohner wurde von einem Landstreicher besucht, der vorgab, er könne helfen gegen mancherlei Schäden im Viehstand und auf dem Feld. Der Fremde forderte ihn unter allerlei Hokuspokus auf, sich auf den Tisch zu setzen, dort unbeweglich und ohne Rücksicht auf irgendwen eine Stunde sitzen zu bleiben und unaufhörlich zu rufen: „Brr! Schwarz auf`m Tisch!“ Dies geschah und der Landstreicher konnte in aller Seelenruhe das Dorf plündern. Die Geschichte wurde aber weitherum bekannt und die Mistelfelder werden nun die „Brr“ genannt.

    Manche Spitznamen haben auch mit der geographischen Lage der Orte zu tun: So tragen zum Beispiel einige Ortschaften, die am Main liegen, den Spitznamen „Maascheißer“. So nennt man unter anderem die Grundfelder, Hochstadter oder Ebensfelder. Im Jura, wo die Äcker von weißen Kalksteinen übersät sind, trifft man hingegen auf Necknamen wie „Staabeißer“ (Kaider), „Staaleser“(Lahm) oder „Staaquatscher“ (Arnstein).  Aufgrund der vielen Nussbäume, die es in dieser Gegend gibt, werden die Uetzinger auch die „Nussprügel“ genannt.

    Dem „Graatzer Hecht“ ist mitten in Marktgraitz ein Denkmal gesetzt. In einem Heimatlied heißt es über ihn: „Er frisst und säuft net schlecht: der Graatzer Hecht“.
    Dem „Graatzer Hecht“ ist mitten in Marktgraitz ein Denkmal gesetzt. In einem Heimatlied heißt es über ihn: „Er frisst und säuft net schlecht: der Graatzer Hecht“. Foto: Fabian Brand

    Wieso die Weismainer als „Kaulhaazn“ bekannt sind

    Am ganzen Obermain bekannt sind die Weismainer als „Kaulhaazn“. Dabei handelt es sich um einen Fisch, der den Namen Groppe trägt und in den heimischen Bächen weit verbreitet ist. In Weismain nennt man diesen Fisch „Kaulhaaz“. Die Altenkunstadter hingegen sind als „Hefenklöß“ bekannt. Dieser Beiname hat seinen Ursprung in einer überlieferten Begebenheit: Eine Bäuerin wollte Hefenklöße zubereiten und wunderte sich, dass der Teig nicht gehen wollte, obwohl er am warmen Ofen stand. Als der Bauer in die Stube kam, wies er seine Frau daraufhin, dass dies auch kein Wunder sei, da sie vergessen hatte, dem Teig die Hefe hinzuzufügen. Und man sagt bis heute über die „Altenkunstadter Hefenklöß“: Wenn sie hocken, dann hocken sie.

    Graatzer Hechtn und Zeulner Frösch

    Die Marktgraitzer tragen den Beinamen „Hechtn“ und wer aufmerksam die Marktgemeinde durchquert, wird den Hecht gleich an mehreren Stellen entdecken. Und in einem Lied heißt es dazu: „A jedes Land, a jede Stadt, ein wohl verdientes Wappen hat: An Turm, an Baam und an Specht, wir Graatzer, wir ham unsern Hecht. Jaja in Stadt und Land ist er gar wohlbekannt, er frisst und säuft net schlecht: der Graatzer Hecht.“

    Während die Redwitzer den Spitznamen „Ölpumper“ haben, sind die Marktzeulner als „Zeulner Frösch“ gut bekannt. Die Michelauer hingegen nennt man im Volksmund die „Michlaarer Fraßkrüetn“. Bei Radunz lautet die Erklärung dieses Beinamens: „‘Ich ass ölles gern außer Gäns – die ass ich seh gern!‘ Dieser Spruch ist bezeichnend für die Michelauer. Sie arbeiten viel, sie feiern aber auch und essen gern. Früher haben sie oftmals am Freitag und am Samstag bis spät in die Nacht hinein geschafft, dafür aber am Montag, blau gemacht‘. Und ,Krüet‘ ist in Michelau kein Schimpfwort. Als ,Krüetn‘ wird alles bezeichnet, was man schätzt und gern hat, das Geld beispielsweise und der Arbeitgeber, die Regierung, die Eltern, die Kinder und sogar die eigene Frau wird liebevoll ,Krüet‘ genannt.“

    Die Weidnitzer Queckenpelzer

    Dass die Mistelfelder als „Brr“ bekannt sind, geht auf eine alte Episode zurück: Dabei wurde ein nicht allzu kluger Dorfbewohner von einem Gauner überlistet.
    Dass die Mistelfelder als „Brr“ bekannt sind, geht auf eine alte Episode zurück: Dabei wurde ein nicht allzu kluger Dorfbewohner von einem Gauner überlistet. Foto: Repro. Fabian Brand

    Einen etwas eigenartigen Spitznamen haben die Weidnitzer weg: Man sagt zu ihnen auch „Queckenpelzer“. Eine mögliche Erklärung dieses Namens lautet: „Quecken“ meint ein Unkraut, nämlich die Kriech-Quecke, die sich relativ zügig ausbreitet. „Pelzen“ hingegen ist eine alte Bezeichnung für das Veredeln von Pflanzen. „Queckenpelzer“ ist also jemand, der ein Unkraut veredelt, also etwas tut, was völlig sinnlos ist. Denn niemand käme auf die Idee, ein Unkraut auch noch zu veredeln.

    Die Staffelsteiner werden landauf landab als „Pass auf“ bezeichnet. Den Hintergrund bildet eine Erzählung, die im Buch von Radunz so überliefert ist: „Der Bürgermeister der Stadt hatte einen wunderschönen Kanarienvorgel. Das ganze Städtchen war stolz auf dieses außergewöhnliche Tier. Aber eines Tages, als die Tür des Käfigs offenstand, entwischte der Vogel und flog davon. Die gesamte Bevölkerung Staffelsteins wurde aufgerufen, das Vögelchen wieder einzufangen. Damit es aber nicht entfliehen konnte, befahl der Bürgermeister, dass man die Stadttore geschlossen halten müsse. ,Pass auf!‘, mussten alle Leute rufen, die glaubten, den Ausreißer zu sehen.

    Da hörte man freilich an allen Orten ,Pass auf!‘-Rufe, doch das Tierlein hat man nicht einfangen können. Als die Nacht hereinbrach, gab man das Suchen auf. Sollte der Kanarienvogel trotz der geschlossenen Stadttore aus der Stadt entkommen sein? Das Losungswort ,Pass auf!‘ ist den Staffelsteinern allerdings als Spitzname geblieben.“

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