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LICHTENFELS: Unwetter: Elf Einsätze im Landkreis Lichtenfels

LICHTENFELS

Unwetter: Elf Einsätze im Landkreis Lichtenfels

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    In der Schlesier Straße in Altenkunstadt hat eine meterdicke Eiche nur knapp ein Wohnhaus verfehlt.
    In der Schlesier Straße in Altenkunstadt hat eine meterdicke Eiche nur knapp ein Wohnhaus verfehlt. Foto: Dieter Radziej

    Es war wieder einmal das berühmte blaue Auge, mit dem der Landkreis Lichtenfels davongekommen ist. Orkanböen, golfballgroße Hagelkörner, Superzellen, schwere Gewitter und heftigster Niederschlag waren gemeldet für die Nacht von Donnerstag auf Freitag. „Wir haben wieder einmal ganz viel Glück gehabt“, lautet die Bilanz von Kreisbrandrat Timm Vogler. Und dennoch waren die Feuerwehren über Stunden im Einsatz.

    „Es war genau um 21.01 Uhr, als der erste Unwettereinsatz alarmiert wurde“, sagt Vogler im Gespräch mit dieser Redaktion. Schwerpunkt der Einsätze durch Sturm und Gewitter sollten die Bereiche Altenkunstadt, Burgkunstadt, Weismain werden. „THL Baum/Ast auf Gebäude“ hieß es gleich zu Beginn der Einsatz-Serie, doch es war weit mehr: Ein stattlicher, acht Meter hoher Baum mit einem Stammdurchmesser von geschätzt 15 bis 20 Zentimeter hielt dem Wind nicht mehr stand und krachte auf das Gebäude des Kathi-Baur-Kindergartens in der Baiersdorfer Straße in Altenkunstadt.

    Wie hier zwischen Kirchlein und Reuth mussten die Feuerwehren im Landkreis so mancherorts die Straßen von den herabgefallenen Ästen befreien.
    Wie hier zwischen Kirchlein und Reuth mussten die Feuerwehren im Landkreis so mancherorts die Straßen von den herabgefallenen Ästen befreien. Foto: Dieter Radziej

    Eine Schrecksekunde, doch: „Der Baum traf zwar das Dach, doch gab es kaum Beschädigungen“, so Vogler, der selbst vor Ort eilte. „Dankenswerterweise unterstützte uns der Bauhof. Die Mitarbeiter entfernten letztlich den Baum.“ Die Feuerwehr sollte noch genug zu tun bekommen.

    100 Feuerwehrleute im Einsatz

    Minuten nach der Alarmierung am Kindergarten hieß es in Altenkunstadt am Bach „THL Baum/Ast auf Fahrbahn“, alsbald auch „Gebäude sichern“ im kleinen Burgkunstadter Gemeindeteil Reuth. „Dort hatten sich aufgrund der Böen einige Ziegeln von den Dächern gelöst“, sagt Vogler. Auch in Kirchlein hieß es Gebäude sichern (wieder waren es Ziegeln des Dachs), auch dort krachten Bäume beziehungsweise Teile davon auf die Fahrbahn, ebenso rückte in Wolfsloch in der Gemeinde Hochstadt wegen Sturmschäden die Feuerwehr aus.

    Nach Mitternacht war für den Verkehr bei Weihersmühle im Weismainer Land kein Durchkommen mehr, ehe die Feuerwehr die Sturmrelikte auf der Fahrbahn nicht beseitigt hatte. Kurz vor 6 Uhr am Morgen gellte dann die Sirene in Rothmannsthal: Es war wieder eine Technische Hilfeleistung, es war abermals das Einsatzstichwort „Baum/Ast auf Fahrbahn“.

    „Ich stehe klar hinter den Ortsfeuerwehren, die eine vernünftige Ausrüstung brauchen, nicht nur einen Anhänger und ein paar Schläuche.

    „Insgesamt waren es elf Einsätze. Doch wir haben Riesenglück, wenn man die Bilder beispielsweise aus der Tagesschau sieht.“ An die 100 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner waren in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Einsatz. Glück im Unglück hatte außerdem eine Familie in der Schlesier Straße in Altenkunstadt: Der Wind brachte eine meterdicke Eiche zu Fall, die aber glücklicherweise nicht das Wohnhaus traf, sondern „nur“ auf eine Gartenhütte fiel.

    Ein Baum traf den Kathi-Baur-Kindergarten.
    Ein Baum traf den Kathi-Baur-Kindergarten. Foto: Bianca Zapf

    Den wohl gutgelauntesten Funkspruch der Einsatznacht gab es aus dem Staffelsteiner Land: Zwischen Unterzettlitz und Horsdorf, unweit von Eichelsee, sollte die Unterführung an der Bundesautobahn 73 überschwemmt sein. Die Feuerwehren waren nach wenigen Minuten vor Ort, gaben aber launig und flapsig die Rückmeldung, dass es alles andere als schlimm sei: wenige Zentimeter Wasser, nur wenig Schlamm und andere Verunreinigungen – und erst recht kein Aufreger. „Das Wasser war wohl derweil schon selbstständig abgelaufen“, so Vogler. Nach wenigen Minuten war die Sache erledigt.

    Bestens vorbereitet

    Die Kreisbrandinspektion hatte sich auf die Unwetternacht bestens vorbereitet. Bereits um 11 Uhr hatte sich die Dispogruppe Starkregen um UG-ÖEL-Leiter Oliver Schardt im Feuerwehrhaus Lichtenfels/Main eingerichtet, um im Bedarfsfall vom lokalen Stabsraum mit der Integrierten Leitstelle (ILS) zusammenzuarbeiten und Teile deren koordinierender Arbeit zu übernehmen. „Das wurde letztlich nicht gebraucht“, so Vogler. „Alles lief weiter über die ILS.“ Gut vorbereitet war der Landkreis aber auch in einem anderen Bereich: „Der Hauptschwerpunkt bei solchen Unwetterereignissen liegt auf den kleinen Feuerwehren vor Ort, die dann mit acht oder zehn Aktiven autark arbeiten sollen – und können. Es ist Teil unseres Konzepts, dass wir die kleinen Ortsfeuerwehren mit Tragkraftspritzenfahrzeugen ausrüsten, die als Zusatzbeladung zum einen eine Tauchpumpe erhalten, zum anderen aber auch Motorsäge, Waldarbeiterhelme, Schnittschutzhose und dergleichen.“ Keller auspumpen oder mal einen Baum beseitigen können dann also auch die kleineren Wehren. Und mehr: „Die Stutzpunktfeuerwehren sind bei flächendeckenden Unwettern in ihren Kernorten gefordert, können dabei im Bedarfsfall auch von den umliegenden Wehren unterstützt werden.“ Der Kreisbrandmeister bringt es auf den Punkt: „Jede Ortsfeuerwehr ist heute wichtig und morgen und übermorgen wichtiger denn je.“ Das sage er auch gerne Vertretern der Politik, wenn diese kritische Töne anschlagen.

    Kreisbrandrat Timm Vogler.
    Kreisbrandrat Timm Vogler. Foto: Markus Drossel

    Aber: „Bei den Feuerwehrbedarfsplänen, die wir seit 2012 erarbeitet haben und der beispielsweise in der Stadt Lichtenfels mittlerweile kurz vor der genehmigten Fortschreibung steht, haben wir große Unterstützung von allen elf Kommunen und dem Landkreis erfahren.“ Dazu gehört auch, dass der Landkreis jede TSF-Anschaffung, wenn von Anhänger auf Fahrzeug umgestellt wird, mit 10.000 Euro bezuschusst, weite 30.000 Euro gibt es vom Freistaat Bayern – und damit sind für die Städten und Gemeinden schon einmal rund 50 Prozent der Kosten abgedeckt. 50 Fahrzeuge wurden in den vergangenen zehn bis zwölf Jahren auf diese Weise angeschafft.

    „Ich stehe also klar hinter den Ortsfeuerwehren, die ebenso eine vernünftige Ausrüstung brauchen, nicht nur einen Anhänger und ein paar Schläuche. Ich sage das nicht nur im Hinblick auf die Unwetterereignisse, sondern auch mit Blick auf Wald- und Vegetationsbrände.“ Auch diese nehmen immer weiter zu.

    Waldbrandgefahr gebannt? 13 Liter Regen dürfen es in Burkheim in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gewesen sein: Zumindest im Regenmesser von Kreisbrandrat Timm Vogler ließ sich das so ablesen. „Damit ist die Waldbrandgefahr zwar etwas gesunken, aber nicht gebannt“, sagt er. „Das war nun wirklich nicht die Welt, dürfte nur wenige Zentimeter in den Boden eingedrungen sein. Die Natur hätte weit mehr Niederschlag gebraucht, vielleicht über eine Woche verteilt 300 Liter.“ Doch zum Wochenende hin ist schon wieder kein Niederschlag mehr gemeldet – und die Temperaturen steigen wieder. Große Vorsicht in Wald und Fluren ist weiterhin angesagt. „Wir haben jüngst seitens des Landkreises die dritte Waldbrand-Ausrüstung angeschafft.“ Diese drei Spezialrüstsätze sind zentral bei den Feuerwehren Lichtenfels/Main und Weismain eingelagert, werden im Fall der Fälle mit den Logistikfahrzeugen vor Ort gebracht. „Die Ortswehren stellen dann die Manpower, werden binnen kürzester Zeit eingewiesen und gehen dann gemeinsam vor“, so der Kreisbrandrat. „Ich bin stolz und froh, das Team um Christian Kunstmann zu haben, das sich diesbezüglich hervorragend auskennt.“ Und auch immer wieder Lehrgänge anbietet.

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