Ein Dorf feiert Jubiläum. In die Reihe der Feierlichkeiten zu 700 Jahre Wombach luden die Organisatoren Klinikreferent René Bostelaar und den Projektleiter für das neue Klinikum Main-Spessart, Roland Wolf, ein. Knapp 150 Interessierte kamen zu einem Vortrag mit Fragerunde.
Als Nachbar und Mit-Sponsor der Feierlichkeiten passe der Vortrag gut in die Veranstaltungsreihe. Lohrs Bürgermeister Mario Paul nannte das neue Klinikum eine „Jahrhundertinvestition“ in der Geschichte der Stadt Lohr mit 230 Millionen Euro.
Moderne Versorgung
Zunächst stellte der Klinikreferent einige grundlegende Neuerungen vor. Bostelaar schwärmte von einem voll digitalisierten Krankenhaus. „Mit das modernste Krankenhaus in Deutschland“, sagte Bostelaar. Die Gesundheitsversorgung sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr, viele Krankenhäuser müssten schließen.
Das moderne Haus sei ein großes Geschenk für Lohr. Als Beispiel nannte er Roboter, die Reinigungsarbeiten übernehmen, und die Tatsache, dass die Digitalisierung in die Operationssäle und Krankenzimmer einziehen werde. „Das ist kein Science-Fiction, sondern oft schon Normalität“, so Bostelaar weiter.
Roland Wolf zeigte aktuelle Bilder und berichtete vom Baufortschritt. René Bostelaar verwies auf wichtige Erneuerungen. Als extrem wichtig nannte er dabei das Schlaganfall-Zentrum, das man quasi vom Bezirkskrankenhaus geerbt habe. „Das ist gut so, in zehn bis 15 Jahren werden wir rund acht Prozent mehr Menschen über 60 Jahre im Landkreis Main-Spessart haben“, sagte der Klinikreferent.
Ab 1. Juli komme mit der Thrombektomie ein weiterer wichtiger Baustein dazu. Als „Kirsche auf der Torte“ nannte er die Akutgeriatrie. Diese helfe richtig dabei, die Menschen wieder in die Selbstständigkeit zu bringen.
Insgesamt hofft Bostelaar darauf, dass das neue Klinikum attraktiv für junge Ärzte wird. „Dass es ein Magnet wird“, komplettierte der Niederländer.
Geburtshilfe rechnet sich nicht
Die Wombacher hatten Fragen. Was ist mit einer Geburtshilfe? Hier antwortete Bostelaar, dass alleine die Versicherung rund eine Million Euro im Jahr kosten würde. Dazu sei es schwer, Hebammen und Ärzte zu finden. Rechnen würde sich so eine Station erst ab rund 2000 Geburten pro Jahr. Als Referenz nannte er zuletzt 320 Geburten in Karlstadt.
Klaus Roth fragte nach dem Ablauf. Er konnte sich nicht vorstellen, wie der Umzug gestaltet wird. Hier sagte Bostelaar, dass es sich mit einem Krankenhaus um eines der kompliziertesten Gebäude überhaupt handele. „Alles geht um Sicherheit und Hygiene“, so Bostelaar. „Aber wenn wir den Schlüssel rumdrehen, dann läuft das Ding“, war er sicher. Insgesamt sei es eine hochspannende, große Herausforderung für das Personal. Wie man denn Personal bekomme, lautete die nächste Frage. Bostelaar meinte, man habe sehr gutes und überdurchschnittlich treues Personal. Man sei ein attraktiver Arbeitgeber, ein Eigenbetrieb im öffentlichen Dienst, der auch nicht insolvent gehen könne. „Eine hoheitliche Aufgabe, hier ist der Landkreis in der Pflicht“, machte der Klinikreferent deutlich. Aktuell gibt es 1000 Mitarbeiter, davon 70 Prozent Frauen. Von diesen würden etwa 30 Prozent in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen.
Auch Pflegezimmer
Als Roland Wolf die maximale Belegung mit 280 Betten, also 80 mehr als derzeit nannte, lautete ein Kommentar: „80 Patienten mehr, aber kein Personal.“ Tatsächlich stehen laut Bostelaar auch 100 Pflegezimmer in den Senioreneinrichtungen leer, weil kein Personal da ist. Am Ende meinte Lohrs Bürgermeister Mario Paul, dass die Nachnutzung des Gebäudes in der Stadt noch offen sei. „Eine Herausforderung für eine Innenstadt, die sich verändert“, sagte der Bürgermeister.