Der Wettbewerb „Die Höhle der Keiler“ im Digitalen Gründerzentrum Starthouse Spessart an der Vorstadtstraße hatte am Donnerstag einen klaren Sieger: Marieluise Lang und Lars Helmlinger wollen mit ihrer Lama Recycling Technologies Windeln recyceln. Auf den zweiten Platz kam Quoc Than Dang, der Einzelhändlern im Internet mehr Reichweite verschaffen will.
Das Starthouse hätten gerne mehr Teilnehmer gehabt, betonte seine Leiterin Anja Güll im Gespräch. Tatsächlich habe es vier Bewerbungen gegeben, aber zwei Teams hätten nur für einen Tag kommen wollen. Das habe man nicht akzeptieren können.
Denn das Programm sah für Mittwoch und Donnerstag Beratungen und Trainings vor, denen als Höhepunkt am zweiten Tag der zehnminütige Auftritt vor dem Publikum und einer Jury aus erfahrenen regionalen Business Angels folgte, die das Programm in den zwei Tagen begleitet hatten. Darunter waren Professor Volker Bräutigam von der TH Würzburg-Schweinfurt, der einige seiner Projekte in Schweinfurt vorstellte, und Alexa Hurka, die die Teams auf die Präsentation vorbereitete.
Die „Höhle der Keiler“ ist nach Gülls Wirten mittlerweile ein fester Programmpunkt im Veranstaltungskalender. Mit dem Titel lehne man sich an das TV-Format „Höhle der Löwen“ an. In den letzten Jahren hätten zunehmend Teams teilgenommen, die nicht aus Lohr kamen. Lang und Helmlinger sind aus Würzburg, Dang aus Schweinfurt. Für Güll war ihr Kommen ein „Zeichen, dass Lohr immer eine Reise wert ist“.
Neu war in diesem Jahr eine kleine goldene Keiler-Skulptur für die Sieger, die Güll präsentierte. Es tue ihr fast ein bisschen weh, sie abzugeben, meinte die Starthouse-Leiterin.
Probleme durch Superabsorber
Nach Angaben von Marieluise Lang und Lars Helmlinger werden in Deutschland jedes Jahr rund sechs Milliarden Windeln für Kinder und Erwachsene produziert. Drei Prozent davon oder 15.000 Tonnen sind Ausschuss, der bislang verbrannt wird. Die beiden möchten diesen Ausschuss mit ihrer Lama Recycling Technologies einer Wiederverwertung zuführen.
Dem Recycling stehen bislang die sogenannten Superabsorber entgegen, die für die Saugfähigkeit der Windeln sorgen. Nach Angaben der beiden promovierten Firmengründer ist es mit ihrer Technologie möglich, die Superabsorber zu deaktivieren. Dafür laufe die Patentanmeldung.
Zellulose, Superabsorber und Kunststoff würden so zurückgewonnen und könnten verkauft werden. „Außer uns kann keiner diese Superabsorber aufarbeiten“, betonte Helmlinger. Die Windelproduzenten hätten den Vorteil, dass sie nicht für die Verbrennung des Ausschusses bezahlen müssten. Man stehe bereits in Kontakt mit großen Herstellern.
Eine Million Euro Förderung
Start der Lama Recycling Technologies war laut Lang im August 2023. Im Juni 2025 bekamen die Gründer eine Million Euro Förderung. Derzeit laufen die Gründung der GmbH und die Patentanmeldung. Im Januar 2026 soll die Musterproduktion beginnen. Das Ziel für 2031 sind 3500 Tonnen Produktion und ein Umsatz von über vier Millionen Euro.
Das Problem vieler kleinerer Händler in Innenstädten ist nach den Worten von Quoc Than Dang, dass sie viele Kanäle bedienen müssten, um für potenzielle Kunden sichtbar zu sein. Diese Kanäle hätten aber nur eine geringe Reichweite. Seine Firma Hailait.city wolle alle Aktivitäten einer Stadt auf einer Plattform bündeln. Mit nur einem Auftrag kämen die Händler zu viel mehr Sichtbarkeit und erreichten neue Zielgruppen.
Das Unternehmen sei auf der Plattform zu sehen, die es zudem auf diversen Kanälen der sozialen Medien verbreiteten. Hailait.city wolle alles abdecken: Prospekte, Angebote und Veranstaltungen. Mitte Mai ist er nach eigenen Angaben mit dem Einzelhandelsverband Bayern eine Partnerschaft eingegangen. Im Juni schloss Dang eine Kooperation mit der Stadt Schweinfurt ab.
Angelika Winkler, die Vorsitzende der Lohrer Werbegemeinschaft, wollte wissen, wo der Mehrwert dieser Idee im Vergleich zu Händlerzusammenschlüssen liege, die ihre etablierten Kanäle hätten. Er baue mit seiner Firma eine „ganz andere Reichweite auf“, betonte Dang. Zudem ließen sich mit der Suchfunktion bestimmte Angebote leicht finden.
Dennoch war das Voting der Jury und des Publikums eindeutig. Fast alle Anwesenden sprachen sich für die Recycling-Idee als Siegerin aus. Der goldene Keiler ging an Lang und Helmlinger.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden