Wo sind die Lohrer Wasserleitungen zu stark dimensioniert, wo zu schwach? Und vor allem: Kann die Feuerwehr im Brandfall überall ausreichend Wasser aus den Leitungen ziehen? Solche und andere Fragen lässt die Stadt jetzt klären.
Die Stadt Lohr lässt per Gutachten ihr Trinkwassernetz analysieren. Ziel ist es laut Aussage von Matthias Sattler, dem technischen Leiter der für die Wasserversorgung zuständigen Stadtwerke, Schwachstellen zu finden und möglichst zu beseitigen. Dass es solche Schwachstellen gibt, weiß man schon jetzt. Doch fundierte Daten zum gesamten Netz sollen mögliche Handlungsprioritäten aufzeigen.
Das Problem beim Trinkwassernetz sei, so Sattler, dass man im Gegensatz zu Abwasserkanälen „nicht einfach reinschauen kann“. Daher soll das vom Werkausschuss des Stadtrats beauftragte Fachbüro Aquadrat Ingenieure aus Griesheim das gesamte Lohrer Trinkwassernetz umfassend untersuchen . Es geht unter anderem darum, für die einzelnen Strecken die geringsten und höchsten Verbräuche zu ermitteln, ebenso wie die Normallast.
Wo sind die Leitungen zu dick, wo zu dünn?
Laut Sattler will man zum einen herauszufinden, wo die Leitungen zu schwach dimensioniert sind. Ausreichender Durchfluss sei nicht nur dann wichtig, wenn es um die Versorgung größerer Neubauten gehe. Daneben sei die Stadt auch verpflichtet, die Löschwasserversorgung sicherzustellen.
Die Gutachter sollen allerdings auch jene Stellen identifizieren, in denen die Leitungen zu üppig dimensioniert sind. Denn bei zu wenig Durchfluss oder gar Stagnation drohen hygienische Probleme.
Uli Heck (Freie Wähler) sprach davon, dass beispielsweise in der Saumstraße in Ruppertshütten der Wasserdruck „ganz gering“ sei. Ob ein Ergebnis des Gutachtens sein könne, dass man dort einen Druckverstärker einbaue, wollte er wissen. Für solch konkrete Einzelfallbeurteilungen sei es zu früh, erwiderte Stadtwerke-Leiter Johannes Goßmann. Es gehe zunächst darum, für das gesamte Stadtgebiet Daten zu erheben. Dabei würden sicher „Flecken herauskommen, wo das Netz für die Löschwasserversorgung nicht ausreicht“.
Allerdings könne man Löschwasser nicht nur über das Leitungsnetz bereitstellen, sondern etwa auch mit Zisternen. „Wir können nicht überall große Leitungen bauen“, machte Goßmann klar, da sonst im Normalbetrieb der Durchfluss zu niedrig sei. Veränderungen im Netz erforderten auf jeden Fall immer auch die Absprache mit der Lohrer Feuerwehr.
Deren ehemaliger Kommandant Clemens Kracht (Grüne) sprach von „einigen Schwachstellen“ bei der Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet. In normalen Baugebieten müssten für die Feuerwehr 800 Liter pro Minute bereitstehen, und das über zwei Stunden.
Kracht wollte wissen, wie es mit den aus den Gutachten zu erwartenden Ergebnissen konkret weitergehe. Bürgermeister Mario Paul erklärte dazu, dass weitere Schritte im Stadtrat besprochen werden müssten, sobald die Daten vorliegen. Wo es „sinnvoll und wirtschaftlich darstellbar“ sei, gelte es, die Löschwasserversorgung zu verbessern - „ohne die Trinkwasserversorgung einzuschränken“, so Paul mit Blick auf die zu geringen Durchflussgeschwindigkeiten bei zu groß dimensionierten Leitungen.
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