


Der Himmel strahlt blau, Paul Lehrieder, der Würzburger Bundestagsabgeordnete, strahlt auch: „Wenn jetzt schon so viele Leute da sind – sieht gut aus!“ Am Rand, im Schatten der Häuser, recken ein paar Dutzend Milchbauern probehalber Transparente in die Höh'.
„Wir sind einfach da und zeigen Präsenz“, sagt Alfred Greubel, Landwirt aus Elfershausen. Bei ihm und seinen Kollegen geht keine Luzie ab, sondern der Frust. Eine Woche lang haben die Bäuerinnen vor dem Kanzleramt demonstriert, die Hausherrin ließ sich nicht einmal blicken. „Arroganz hat einen Namen: Angela Merkel“, steht jetzt auf den Plakaten.

Und dann, ziemlich pünktlich, kommt die Bundeskanzlerin. Schüttelt Hände, winkt in die Menge, lächelt. CSU-Chef Horst Seehofer, die Generalsekretäre Ronald Pofalla und Alexander Dobrindt und die unterfränkische CSU-Europaabgeordnete Anja Weisgerber im Schlepptau. Vorne am Podium wird der wartende ehemalige Wirtschaftsminister Michael Glos herzlich begrüßt, Küsschen links und Küsschen rechts.
Horst Seehofer, der Ministerpräsident, spricht nur kurz, bittet das Publikum „vom Wahlrecht Gebrauch“ zu machen und „bayerisch zu wählen“. „Wenn die Chefin da ist, empfiehlt es sich, dass für die Knechte eine kurze Redezeit gewährt wird“, gibt sich der CSU-Chef demütig und überlässt nach schnellen fünf Minuten der „lieben Angela“ die Bühne.
Und die beginnt – staatsmännisch – mit einem Lobpreis auf die 60-jährige Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland und auf das Grundgesetz, „eine der besten Verfassungen der Welt“. Und natürlich merkt die Bundeskanzlerin an, „dass diese Bundesrepublik wie wir sie heute kennen, ohne CDU und CSU völlig undenkbar wäre“. Und: „Es ist ein Glücksumstand, dass es Europa gibt.“
Dem „feierlich-historischen“ Auftakt folgt das Thema Wirtschaftskrise. Merkel beschwört die „soziale Marktwirtschaft“, rechtfertigt die Staatshilfe für die Banken. „Ich denke, wir kriegen schon vieles wieder. Muss man nur zehn Jahre warten oder 20.“ Sie erntet Lacher und lächelt selbst: „Jetzt wo so ein bisschen Gelächter ist, kommen wir ins Gespräch, das finde ich gut. Ich glaube nicht, dass wir alles wiederkriegen, das sage ich ehrlich. Aber wir kriegen doch vieles wieder.“
Als die Kanzlerin dann auf die Plakate der Milchbauern eingeht, schallen laute „Buhs“ über den Markt. „Landwirtschaft, das ist mehr als einfach nur Lebensmittel zu produzieren“, sagte Merkel. Sie fügt die Versicherung an, mit Seehofer alles tun zu wollen, um den Milchbauern zu helfen – und ist schon beim nächsten Thema Forschung. „Das sind alles Sprechblasen, nicht aussagekräftig“, wird Armin Zehner aus Oberschwarzach nach der Veranstaltung sagen. Der Frust der Landwirte wird an diesem Dienstag nicht kleiner.
Noch lauter als die Milchbauern sind die Studenten, die mit „Bildungsopfer“-Todesanzeigen gegen Studiengebühren protestieren. „Hört doch mal lieber zu, es geht um Eure Zukunft hier“, ruft die Kanzlerin launig über den Platz. „Jeder, der in Bayern zur Schule geht, kann froh sein, dann hat er wenigstens ein anständiges Abitur.“ Die Älteren applaudieren, die CSU-Größen an Merkels Seite strahlen. Die Schützenhilfe lindert die Sorgen, am 7. Juni – mitten in den Pfingstferien – vielleicht doch die Fünf-Prozent-Hürde zu verfehlen.