Mit einer Fledermaus im Vogelnistkasten fing es an. Als Jugendlicher beim Landesbund für Vogelschutz aktiv, setzte sich Gerald Kerth bald nicht nur für Vögel ein, sondern begann auch, sich um Fledermäuse zu kümmern. Mit seinem Freund verbrachte er den Sommer damit, in und um Würzburg auf Dachböden oder in Nistkästen nach Fledermäusen zu suchen. Im Winter zählten sie schlafende Fledermäuse in Kellern und Stollen. Sein Hobby hat Gerald Kerth zum Beruf gemacht. Heute lehrt und forscht der Zoologe an der Universität Greifswald – und hat seine Erkenntnisse über die faszinierende Welt der Fledertiere in einem Buch zusammengetragen.
Frage: Herr Professor Kerth, Sie beschäftigen sich schon so lange mit Fledermäusen. Können die Tiere Sie überhaupt noch überraschen?Gerald Kerth: Immer mal wieder, ja! Es gibt immer wieder spannende Erkenntnisse. Zum Beispiel vor ein paar Jahren, als wir festgestellt haben, dass Fledermäuse zwischen eigenen Koloniemitgliedern und fremden Koloniemitgliedern unterscheiden können und gegenüber Letzteren durchaus auch mal aggressiv auftreten können. Das war etwas sehr Überraschendes für uns. Und was mich persönlich immer sehr fasziniert ist, wie Fledermäuse ihr Verhalten koordinieren, wenn sie täglich als Kolonie von einem gemeinsamen Tagesquartier ins nächste umziehen.