Der Sommer ist da und mit ihm die Zeit der Feste und Feiern. Jedes Wochenende ist in der Umgebung etwas los. Ob private Feiern wie Hochzeiten, Geburtstage oder Sommerfeste oder im Öffentlichen wie das Schützenfest, die vielen Dorffeste oder die Feste der Kirchengemeinden, der Feuerwehren und der vielen Vereine.
Gehen Sie eigentlich gerne auf so ein Fest? Ich werde schon von Berufs wegen zu einigen Festen eingeladen. Als der „Neue auf der Pfarrstelle in Lichtenfels“ gehe ich dort gerne hin, um die Menschen kennenzulernen und mitzubekommen, was die Menschen hier in und um Lichtenfels bewegt.
Gemeinschaft
Die meisten Feste sind so gestaltet, dass man sich als Gast und Besucher wohlfühlt. Es gibt leckeres Essen und was Gutes zu trinken, ganz zur Ehre unserer oberfränkischen Genussregion. Mit Musik wird Freude und Geselligkeit verbreitet. Eine Tombola, ein Glücksrad oder ein Familien-Angebot gefällt meist nicht nur den Kindern und Jugendlichen. Die Bierbänke laden ein, in die Gemeinschaft einzutauchen und ins Gespräch mit Bekannten und Unbekannten zu kommen.
Da sitzt man dort auf seiner Bierbank, mit einem Flechterla, einem naturtrüben Radler oder einer Limo und einem Bratwurst-Brötla oder Stück Kuchen und ist in ein gutes Gespräch vertieft. Die Sonne scheint und eine Brise Wind weht durch den Festplatz unter den schattigen Bäumen. Dies ist für mich der Inbegriff von fränkischer Gemütlichkeit und einem gelungenen Fest.
Wenn dann zufällig der Diakon oder Pfarrer mit am Tisch sitzt, dann kommen schnell die theologischen Fragen oder Glaubens-Themen auf. Ganz nach dem Motto „Herr Pfarrer, wenn ich Sie schon mal treffe, …“ oder „… bei uns Katholiken ist es so, wie ist des denn bei euch Evangelischen?“
Lustig oder tiefgründig
Dann geht es um die Sünd‘, den letzten Sonntagsgottesdienst, die eigene Konfirmandenzeit, welche Rolle Kirche heute noch spielt, sowie die eigenen Erfahrungen mit dem Glauben. Oft wird deutlich, dass „die Kirch‘ schon noch wichtig für unser Zusammenleben ist“ oder ich höre „Ich geh nimmer so oft in die Kirch‘, aber ich glaub fei schon noch an meinen Gott“. Manchmal wird’s lustig bei den Gesprächen, manchmal auch kritisch gegenüber der Kirche, immer wieder auch tiefgründig oder hochtheologisch.
Die Gesellschaftsentwicklungen zeigen den Rückzug ins Private, Individualität prägt unser Denken und Glaube ist zur Privatsache geworden. Ich bin davon überzeugt und habe es erfahren, dass der Glaube die Gemeinschaft braucht. Die Erfahrungen des Glaubens sind eng mit Beziehungen verbunden, sowohl zu Gott als auch zu anderen Menschen. Gemeinschaft hilft, den Glauben zu vertiefen, Fragen zu klären und gemeinsam zu wachsen.
„Wo zwei oder drei...“
Jesus selbst hat seine Zeit in die Beziehung zu den zwölf Jüngern und vielen anderen Menschen investiert. Bekannt ist auch sein Wort „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Dies gilt für unsere Versammlungen in Gottesdiensten und Andachten ebenso wie bei der Begegnung auf einer unserer schönen Feste.
Die intensivsten und bewegendsten Gespräche über den Glauben habe ich nicht in der Kirche, sondern am Lagerfeuer, auf einer Wanderung und auf Festen geführt.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte Sie nicht vom Besuch des nächsten Gottesdienstes abhalten. Dies möchte ich deutlich machen, damit ich nicht noch Ärger mit meinen Pfarrkollegen bekomme. Kommen Sie gerne zu uns in den Gottesdienst. Ich ermutige zusätzlich, beim nächsten Fest über Gott und die Welt und den eigenen Glauben ins Gespräch zu kommen. Denn Sie wissen ja „Wo zwei oder drei…“. Und so sitzt vielleicht der Herr selbst mit am Biertisch und genießt die fränkische Lebensfreude.
Marco Schindler,
evangelischer Diakon,
Lichtenfels
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