
Turbulent läuft die Vorbereitung des CSU-Ortsverbands auf die Kommunalwahl 2020. Der bisherige Ortsvorsitzende Daniel Lohfink hatte bei der Nominierungsversammlung für den Bürgermeisterkandidaten im Juni überraschend seinen Austritt aus dem Ortsverband angekündigt und den Raum verlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich abgezeichnet, dass Amtsinhaber Alfred Gündling von den Anwesenden erneut ins Rennen um den Posten geschickt wird. So kam es dann auch. Gündling bekam zwölf Stimmen, es gab keine Gegenstimmen, zwei Wahlzettel waren ungültig.
Doch nun muss die Nominierungsversammlung wegen Formfehlern wiederholt werden. Viel problematischer ist hingegen, dass der Ortsverband schon länger in Gündling- und Lohfink-Befürworter gespalten ist. "Der Formfehler ist Ausdruck der Stimmung", sagt Jan Gawlik als einer der beiden noch amtierenden stellvertretenden Vorsitzenden auf Nachfrage dieser Redaktion.
Warten auf ein klärendes Gespräch
Ob er wie Daniel Lohfink aus der Nominierung Gündlings personelle Konsequenzen zieht, möchte Gawlik von "sehr klärenden" Gesprächen am Sonntag, 7. Juli, abhängig machen. Denn es gebe noch mehr in der Partei, die nicht davon überzeugt sind, dass die Wiederwahl Gündlings das Beste für den Ort sei, sagt Gawlik, der auch SV-Vorsitzender ist. Viele seien ja 2008 überhaupt wegen Gründungsvorsitzendem Daniel Lohfink in den damals neuen CSU-Ortsverband eingetreten. Jetzt fürchtet Gawlik, je nach Entwicklung des Konflikts, gar eine Austrittswelle von bis zu sieben der 23 Mitglieder.
Optimistischer ist Sebastian Wieber, bisher ebenfalls zweiter Vorsitzender. Der 24-Jährige hatte sich spontan bereit erklärt, die denkwürdige Nominierungsversammlung kommissarisch zu leiten. Unverhofft stolperte der 24-jährige Student der Wirtschaftsinformatik mit seiner Entscheidungsfreude über die Tücken des Kommunalwahlrechts. Entgegen der Empfehlung erfahrener Anwesender zog er nach dem Rückzug Lohfinks die angesetzte Kandidatenkür durch. Allerdings fehlten in der Einladung dafür drei wesentliche Tagesordnungspunkte.

Unerwähnt war darin die Einsetzung eines Beauftragten für die Wahl. Dieser ist unter anderem dafür verantwortlich, den Wahlvorschlag bei der Gemeinde einzureichen. Nicht vorab aufgeführt war in der Einladung auch die erforderliche Zahl von zehn Unterstützern, die gewissermaßen als Leumund auch für die Parteitreue des Kandidaten einstehen. Und letztlich war auch die Wahl von zwei Unterzeichnern des Wahlprotokolles nicht angekündigt, die den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl dokumentieren.
In der CSU-Wahlkreisgeschäftsstelle aufgefallen
Aufgefallen sind die Mängel bei der routinemäßigen Kontrolle des Wahlprotokolles in der CSU-Wahlkreisgeschäftsstelle. "Das kommt immer wieder mal vor", sagt Kreisgeschäftsführer Detlef Heim zu Fehlern im Prozedere. Die Geschäftsstelle geht den Ortsverbänden zur Hand, weil die rechtlichen Abläufe komplex sind . "Es wäre jetzt falsch, wegen der aktuellen Versäumnisse jemanden an den Pranger zu stellen", warnt Heim vor Entmutigung der Beteiligten. "Noch ist nichts passiert", sagt er. Schlimmer wäre es gekommen, wenn so ein Formfehler vor Ablauf der Bewerbungsfrist auftaucht. Wegen der Ladungsfristen sind auf diese Weise schon Kandidaturen gescheitert.
Wiederholung am 22. Juli
Anders in Ramsthal. Der CSU-Ortsverband will die Kandidaten-Nominierung am 22. Juli, 20 Uhr, diesmal im Weingut Gündling , wiederholen und bei dieser Gelegenheit gleich einen neuen Vorsitzenden wählen. "Die Nominierung Gündlings wird eine reine Formsache", ist Wieber überzeugt. Gleichzeitig will sich Wieber als Ortsvorsitzender bewerben. Trotz seines Studiums in Bamberg hat er die Anbindung an seine Heimat nie verloren. In der Domstadt bereitet er sich dienstags bis donnerstags auf seine Master-Prüfung vor, bevor er wieder heimfährt. "Als Schiedsrichter bin ich hier sehr verwurzelt", beschreibt er seine Leidenschaft. Er pfeift in der Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen, für die er als Lehrwart auch Nachwuchs ausbildet. Zudem ist er für die Bundesliga der A-Junioren überwiegend in Süddeutschland unterwegs.
Eigentlich sei diese Tätigkeit keine schlechte Voraussetzung, um in der aktuellen Lage seines Ortsverbands zu schlichten, lässt er am Telefon scherzend einfließen. Dabei ist ihm der Ernst der Lage durchaus bewusst. So auch Jan Gawlik. "Die CSU ist meine politische Heimat", sagt er überzeugt. Er sei nicht wegen des Ortsverbands eingetreten und werde wohl deshalb auch nicht austreten. Ob er sich im Ramsthaler Ortsverband weiter engagiert, lässt er allerdings offen.
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