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ALTLANDKREIS: Dramatische Szenen einer Ehe

ALTLANDKREIS

Dramatische Szenen einer Ehe

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    Symbolbild Gericht
    Symbolbild Gericht Foto: Laszlo Ruppert

    „Diesen Würgegriff vergesse ich in meinem ganzen Leben nicht“, sagte die Rentnerin unter Tränen. „Er hat einfach nicht aufgehört und ich habe geschrien, geschrien, geschrien“, schilderte sie der Richterin am Amtsgericht Bad Kissingen diese dramatische Szene ihrer ohnehin längst zerrütteten Ehe.

    Doch ihr angeklagter Ehemann bestritt in der Verhandlung den Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung. Vielmehr habe er an jenem Morgen im vergangenen November nach heftigem Streit mit seiner Frau eine Eskalation verhindern wollen und deswegen die Polizei gerufen. „Ich wollte Hilfe von außen, damit nichts passiert“, begründete er seinen ungewöhnlichen Schritt.

    Zwei Beamte der Polizeiinspektion Bad Brückenau prüften dann in der Wohnung des Ehepaares, ob es sich um einen Fall häuslicher Gewalt handle. In diesem Fall hätte der Ehemann auf polizeiliche Weisung hin die Wohnung verlassen müssen. Doch einen so genannten Platzverweis sprachen die Beamten seinerzeit nicht aus.

    „Wie gelähmt“

    Laut Akte beziehungsweise Vernehmungsprotokoll hatte die Ehefrau den Beamten gegenüber nämlich nichts von einem gewalttätigen Übergriff ihres Ehemannes gesagt. Das sorgte bei der Richterin für Erstaunen. „Es wäre doch sehr nahe liegend gewesen, die Polizisten direkt zu informieren, wenn sie schon im Haus waren“, so die Richterin. Die Zeugin antwortete daraufhin: „Ich war wie gelähmt.“ Erst viel später habe sie die Wohnung verlassen und sich einer Freundin anvertraut.

    Die Ehefrau hatte keinen Arzt aufgesucht, um ihre Verletzungen zu dokumentieren. „Ich hatte zu viel Scham.“ Außerdem habe sie befürchtet, dass ihr sowieso niemand Glauben schenke. Die Frau beschrieb sich selbst als eine Art schwarzes Schaf innerhalb einer im Altlandkreis „sehr angesehenen Familie“.

    Die Ehefrau machte ihre Zeugenaussage im Beisein einer Anwältin, sprach stockend und brach mehrmals in Tränen aus. „Angedrohte Schläge waren bei ihm normal, er ist immer aggressiv“, beschrieb sie ihren Ehemann, von dem sie mittlerweile getrennt lebt. In ihren Aussagen zu detaillierten Fragen nach dem Vorfall verwickelte sich die psychisch und körperlich sichtlich angeschlagene Frau in Widersprüche.

    Die Richterin setzte daraufhin die Verhandlung aus. Um Licht in die Vorfälle an jenem Morgen zu bringen, sollen nun die Beamten der Polizeiinspektion Bad Brückenau als Zeugen gehört werden. Auch die Freundin, der sich die Ehefrau anvertraut hatte, soll vor Gericht aussagen.

    Der Angeklagte blieb bis zuletzt bei seiner Aussage, seiner Frau „an diesem Tag keinerlei Gewalt“ angetan zu haben. Er habe längst einen Schlussstrich unter seine Ehe gezogen und die Scheidung eingereicht. Ende August wird der Fall neu verhandelt.

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