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HAB: Nostalgie und Renaissance

Hammelburg

HAB: Nostalgie und Renaissance

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    Hängen am HAB – D 237: Maria Fell (hinten) und ihre Schwester Brigitte.
    Hängen am HAB – D 237: Maria Fell (hinten) und ihre Schwester Brigitte. Foto: Fotos: Pleier

    Abmelden, um Versicherungsbeiträge zu sparen? Kommt nicht in Frage für die Fells. Auch wenn der Traktor nur noch zweimal im Jahr eingesetzt wird. Denn die gute alte Zugmaschine hat etwas, was Seltenheitswert gewonnen hat: ein Kennzeichen aus jener Zeit, in der Hammelburg noch Kreisstadt war. Seit der Gebietsreform 1972 wurden Nummernschilder mit den Buchstaben HAB nicht mehr ausgegeben.

    Gut möglich, dass sich das künftig wieder ändert. Nach einer entsprechenden Gesetzesänderung stimmt der Stadtrat Hammelburg in seiner Sitzung am kommenden Montag darüber ab, ob er die von manchen durchaus begehrten HAB-Kennzeichen wieder zulassen will. „Hoffentlich klappt es“, fiebert Maria Fell dieser Entscheidung entgegen. Sollten der Stadtrat und in der Folge dann auch der Kreistag „Ja“ sagen, wäre sie eine der Ersten, die sich ihr geliebtes HAB wieder besorgen würde. Sie würde sofort versuchen, sagt sie, ihren Mann davon zu überzeugen, „dass wir wieder mit HAB fahren“.

    Die Fells haben eine emotionale Beziehung zu diesem Kennzeichen, mit dem der Traktor schon seit 55 Jahren herumfährt. Erstmals angemeldet in Westheim, wechselte er 1969 den Eigentümer: Ludwig Fell, damals Schuhmacher bei der Standortverwaltung und Nebenerwerbslandwirt, hatte den Traktor der Firma Eicher gekauft. Sein Vorgänger, ein Güldner, hatte sich am Sindlersberg selbstständig gemacht, den Hang hinuntergerollt und in zwei Teile zerbrochen, erinnert sich Maria Fell, die damals noch ein kleines Mädchen war.

    Der Eicher stand im Hof, als die Familie Fell noch in der von-Hess-Straße lebte. Mitte der 80er Jahre zog er mit um in die Dalbergstraße. Und derzeit steht er in der Ecke einer Scheune in der Rote-Kreuz-Straße, eingepfercht von Hänger, einem jüngeren Traktor und Ackergeräten. Er wird ja nur zweimal im Jahr gebraucht, erzählt Maria Fell. Nämlich: Einmal zur Ernte der Frühkartoffeln und ein zweites Mal zur Ernte der Spätkartoffeln. Denn der Roder, den sie dafür benutzen und der die Kartoffeln aus dem Ackerboden herausrüttelt, passt nur auf den Eicher.

    Wenn Papa Ludwig Fell, der vor vier Jahren gestorben ist, mit ihm aufs Feld fuhr, war oft die ganze Familie dabei: Mama Anna Fell saß mit einem Kind vorne auf dem Lattenrost überm Antriebsrad, die anderen fünf Geschwister hinten auf dem Hänger. Sie mussten helfen, das Gras für die zwei Kühe zusammenzurechen.

    Als der Papa mal für drei Wochen auf Kur war, war Maria selbst gefragt. Sie hatte mit 16 den Traktorführerschein gemacht und fuhr das Gespann auf der Straße – mit gehörigem Bammel, wie sie sich erinnert. „Solang es geradeaus ging, war's okay.“ Auf dem Acker aber übernahm das Nesthäkchen der Familie, der einzige Bruder das Lenkrad. Damals war Albin Fell grade mal zehn Jahre alt – und heute ist er derjenige, der das Erbe des Vaters als Mondscheinbauer weiter pflegt.

    Maria kennt noch eine ganze Reihe von Hammelburgern, die „ganz heiß sind“ auf HAB. Unter anderem „Leute mit historischen Autos“. Vielleicht verfolgen einige von diesen ja am Montag die Diskussion im Stadtrat. Doch selbst wenn der Rat zustimmt: Das letzte Wort hat der Landrat. Thomas Bold werde diese Verwaltungsentscheidung persönlich treffen, teilte das Landratsamt Bad Kissingen auf Anfrage der Main-Post mit.

    Bolds Rhön-Grabfeld-Kollege Thomas Habermann hat bereits grünes Licht für KOEN und MET gegeben. Im Landkreis Würzburg einigte sich Landrat Eberhard Nuß mit den Fraktionsvorsitzenden des Kreistags auf die Zulassung von OCH-Nummernschildern im Altlandkreis Ochsenfurt. Schweinfurts Landrat Florian Töpper wird ebenfalls am Montag den Kreistag über das Wunschkennzeichen GEO für Gerolzhofen abstimmen lassen. Brückenaus Bürgermeisterin hat sich kräftig für eine BRK-Renaissance ins Zeug gelegt.

    Negativ entschieden hat bislang nur der Landkreis Main-Spessart: Dort lehnte der Kreistag eine optionale Rückkehr zu den alten Kennzeichen KAR, GEM, LOH und MAR für Karlstadt, Gemünden, Lohr und Marktheidenfeld – neben dem aktuell gültigen MSP – einstimmig ab.

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