Aus Protest gegen die angekündigte Stilllegung des Schaeffler-Zweigwerkes Elfershausen ließen die Arbeiter am Dienstag die Arbeit ruhen. Nach einer kurzen Kundgebung am Werkstor gegen 6.30 Uhr fuhren 250 Betroffene nach Suhl. Dort machten sie am Rande einer Gesamtbetriebssitzung mit Vertretern aller 26 Schaeffler-Standorte ihrem Unmut Luft.
Vor allem Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld wollten sie in Thüringen mit ihrer Enttäuschung konfrontieren. Von ihm hofften sie auch Aufschluss über die Gründe für die überraschende Ankündigung zur Werksschließung vor zwei Wochen. Zahlen und Fakten dazu gab es jedoch weiterhin nicht.
Rosenfeld stellte sich zwar dem Gespräch. Er zeigte auch Verständnis für die Elfershäuser Mitarbeiter, berichtet Betriebsratsvorsitzender Michael Walter hinterher. Aber für die Schließung sehe Rosenfeld jedoch keine Alternative. „Er begründete dies mit der allgemeinen Industrieschwäche weltweit“, fasst es Walter zusammen.
„Wir haben nicht erwartet, ihn von seiner Haltung zur Werksschließung abzuhalten“, räumt Walter ein. Aber: „In einer Sache nehme ich ihn beim Wort“. Rosenfeld habe betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Auseinander gehen die Meinungen darüber, ob der bis 2020 gültige Standortsicherungsvertrag vorher kündbar ist. „Das müssen wohl Juristen klären“, sagt Walter nach der Begegnung in Suhl.
Ein Kritikpunkt bei der Demo am Morgen: Die Mehrarbeit von fünf Stunden pro Woche zur Sicherung des Standortes habe Schaeffler gerne genommen, jetzt wolle der Konzern die Gegenleistung schuldig bleiben. Im Wert von rund 17 Millionen Euro hätten die Mitarbeiter dem Konzern in den vergangenen zehn Jahren nach Schätzungen der Arbeitnehmervertreter außertariflich Zusatzstunden geleistet. Dagegen habe Schaeffler nur zwölf Millionen Euro investiert.
Erneut kritisierte Michael Walter die Informationspolitik des Konzerns. „Wir wissen nicht, ob Schaeffler das Problem, was es hat, mit der Schließung löst“, gibt er zu bedenken. Dankbar zeigt er sich für die Solidarität der anderen Standorte. „Es darf kein Werk geschlossen werden“, umriss Walter die Linie aller Kollegen. Vom Schaeffler-Standort Eltmann fuhren auch Kollegen mit nach Suhl.
Zum Kampf gegen betriebsbedingte Kündigungen rief Thomas Höhn als zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall (Schweinfurt) auf. „Es ist das Allerschlimmste, wenn ein blauer Brief nach Hause kommt und du nach sieben Monaten mit deiner Familie vor dem Nichts stehst“, sagte Höhn. Man sei für die Familie Schaeffler auf die Straße gegangen, als der Konzern durch die Conti-Übernahme in Schieflage geriet. Nun fordere man Solidarität zurück. Ein Konvoi mit fünf Bussen startete in Richtung Thüringen, wobei der letzte Bus für die Fahrt als Ruhezone ausgerufen war für jene Kollegen, die soeben die Nachtschicht beendet hatten. Jetzt drängt der Betriebsrat auf Einblick in die Zahlen, die die Konzernleitung für die Entscheidung zur Werksschließung heranzieht.