Selten kommt man einem verstorbenen Künstler so nah wie in der Atelier-Ausstellung über den Kissinger Maler Robert Kirchner. Im Obergeschoss seines Wohnhauses sitzen die Besucher auf dem Sofa im Arbeitsraum des Kissinger Malers, wo es noch so aussieht, als sei er nur mal eben rausgegangen, oder im Schlafzimmer auf der Bettkante, wo dicke Mappen zum Studium seiner hinterlassenen Grafiken und Lithografien einladen.
Einen größeren Gefallen hätte Hildegard Kirchner ihrem am 14. Oktober 2009 im Alter von nur 69 Jahren verstorbenen Ehemann gar nicht machen können. Robert Kirchner hatte nie daran Gefallen, sich selbst als Kunstschaffenden außerhalb seines Hauses zur Schau zu stellen. Sein Leben waren sein Zuhause, die Kunst und seine Pferde. Gäste waren immer willkommen.
„Wir hatten hier eine Welt für uns“, erklärt die Witwe des Künstlers Zurückhaltung. Sie hat ihn immer verstanden, war sie doch selbst halbe Künstlerin. Als Kunsterzieherin am Gymnasium sicherte sie den Lebensunterhalt, denn auch das war für Robert Kirchner nicht so wichtig.
„Schon als Kind wollte er Maler werden.“ Das künstlerische Talent hatte der am 21. Juli 1940 in Bad Kissingen geborene Robert von Vater Josef Kirchner, der hier Schreinermeister und Holzschnitzer war. Der Vater bestand aber auf einem „anständigen Beruf“ und empfahl seinem Sohn allenfalls die Holzschnitzkunst. So begann der junge Robert mit dem Schnitzen und verfeinerte seine Fähigkeit, bis er später sogar Riemenschneider-Figuren kopieren konnte. Aber schon nach der zehnten Gymnasialklasse „ist er zum Entsetzen seiner Eltern abgehauen“. In Paris schloss er sich jungen Künstlern an und besuchte Kurse an einer Kunstschule. Zurück in der Heimat nahm er zunächst Kurse an der Kunst- und Handwerkerschule in Würzburg, studierte dann aber an der Kunstakademie in Nürnberg und später an der bekannten Frankfurter Städelschule.
Zuhause an der Unteren Saline, wo er sich trotz seiner künstlerischen Experimentierfreude doch immer am wohlsten fühlte, malte und zeichnete er, „am liebsten in Öl, aber auch Aquarelle“. Seine Vorliebe war die Akt- und Porträtmalerei, aber die Rhöner Landschaft animierte ihn auch zu Landschaftsmotiven und zu Stillleben. Als anerkannter Grafiker hat er schon in jungen Jahren mehrere Werke der klassischen Literatur illustriert. Später kam noch die Kunst der Lithografie hinzu, in der er sich ebenfalls einen Namen machte, so dass bekanntere Kollegen wie Helmut Andreas Paul Grieshaber ihre Werke bei ihm drucken ließen.
Kirchner sei ein grüblerischer und sehr belesener Mensch gewesen, sagen Wegbegleiter. Kunstgeschichte, Kunst und Philosophie hätten ihn interessiert. Mit Philosophen und Theologen habe er sich ausgetauscht. Ausstellungen hätte es kaum gegeben, wenn nicht seine Frau wenigstens für einige im bayerischen Raum gesorgt hätte – die letzte schon vor 20 Jahren. Die Würzburger Galerie am Grasholz durfte hin und wieder Werke von ihm präsentieren. Sogar die jetzige Atelier-Ausstellung im eigenen Wohnhaus hat Hildegard Kirchner nur deshalb arrangiert, weil Freunde sie dazu ermuntert hatten. Hier zeigt sie 60 Gemälde und fast 500 Grafiken und Lithografien.
Weitere Ausstellungstermine: Hildegard Kirchner, Untere Saline 17, Bad Kissingen, Samstag 19. Mai, und Sonntag, 20. Mai, Samstag, 9. Juni, und Sonntag, 10. Juni, jeweils 11 bis 18 Uhr.