Die Stadt braucht dringend Platz für Gewerbe und Wohnen . Aber
wo stehen in der Kernstadt entsprechende Flächen zur Verfügung?
Bürgermeister Helmut Blank hatte zu einer Informationsveranstaltung in die
Freiherr-von-Lutz-Schule eingeladen. Etwa 20 Bürgerinnen und Bürger bekamen
eher ernüchternde Antworten auf die Fragen, wo Platz für
Gewerbe-Neuansiedlungen oder Erweiterungen und neue Wohnhäuser ist.
"Naturzschutz zum Teufel"
Diplom-Ingenieur (FH) Frank Matthias Braun (Planungsschmiede Braun
Würzburg) und Diplomingenieur (FH) Matthias Kirchner (Bautechnik Kirchner
Oerlenbach) machten deutlich, dass aus vielerlei Gründen die Möglichkeiten
eingeschränkt sind. "Jagt doch den Naturschutz zum Teufel" erregte sich
deshalb ein Bürger.
Matthias Kirchner hatte bereits 2017 eine Konzeptstudie "Baugebiet
Kernstadt" dem Stadtrat vorgestellt. In der jetzigen
Informationsveranstaltung betonte er, dass er darin auch "eher abseitige
und exotische" Standorte betrachtet habe, um wirklich alle Möglichkeiten
auszuloten. Er hatte auch mehrere kleinere Flächen untersucht, die zur
Schaffung von Bauplätzen überbaut werden könnten. "Nicht schön, aber
möglich" sei zum Beispiel die Verlegung des Bolzplatzes am Schindberg.
Eine stattliche Anzahl von Bauplätzen könne im Maital geschaffen werden. Im
Michaelsgrund seien mit hohem Aufwand fünf Baugrundstücke möglich. Sogar 17
Plätze seien am Windsburgweg oberhalb der Reichenbacher Straße denkbar.
Aber diese Lage sei städtebaulich isoliert und deshalb für junge Familien
nicht attraktiv, ein Teil sei biotopkartiert, wegen der Bahnlinie seien
möglicherweise Lärmschutzmaßnahmen nötig, die Ver- und Entsorgung unklar
und der Flächennutzungsplan müsse vorab geändert werden.
Schwierig, wenn einer nicht verkauft
Weitere acht Grundstücke könnten am Strahlunger Weg östlich des jetzigen
Baugebietes erschlossen werden. Ein großes Problem, so Helmut Blank und
Matthias Kirchner, ist hier, dass ein Eigentümer sein Grundstück nicht
verkaufen will. Doch ohne dieses gehe es nicht. "Wenn einer nicht verkauft,
ist es schwierig für uns, etwas zu machen", kommentierte der Bürgermeister.
Sogar 24 Bauplätze könnten am Schwimmbadweg erschlossen werden, auch in
einzelnen Bauabschnitten. Die Lage sei reizvoll und stelle eine
städtebaulich ideale Erweiterung dar. Die Ver- und Entsorgung sei
gesichert. Allerdings liegt dieses Gebiet im Trinkwasserschutzgebiet. Der
hier vorhandene große Streuobstbestand erfordere einen erhöhten
Ausgleichsbedarf und schließlich müsse auch der Flächennutzungsplan
geändert werden, was zusätzlichen Zeitaufwand bedeute.
Sechs Bauplätze seien in der Grube möglich. Das alte BBZ wird abgerissen. Hier können
nach einer Konzeptstudie aus dem Jahr 2014 etwa 15 Baugrundstücke
geschaffen werden.
Mit großen Baugebieten bekommt man Leute nach Münnerstadt " betonte Bürgermeister Blank. Er will dem Gemeinderat vorschlagen, dass die Idee aufgegriffen wird, am Schwimmbadweg, am
Strahlunger Weg und am Maitalweg neue Baugebiete zu erschließen (der
Strahlunger Weg ist bereits Thema im Stadtrat). Damit zeigten sich die
anwesenden Bürger auch einverstanden. Blank hob auch hervor: "Wir müssen
fragen, ob die Behörden einverstanden sind." Naturschutz , Artenschutz,
Biotopkartierung, Wasserschutz engen die Planungsmöglichkeiten gerade in
Münnerstadt stark ein, wie Matthias Kirchner mehrfach betonte. Franz-Josef
Scheublein kommentierte: "Was kann Münnerstadt denn noch machen? Wir sollten
auf die Straße gehen und protestieren. Die können doch nicht alles einengen, das geht doch nicht!"
Ein anderer kritisierte lautstark den
"ganzen Naturschutz-Blödsinn." Bürgermeister Blank sagte dazu nur: "Wir
machen die Schutzgebiete nicht, die Stadt macht sie nicht." Die Ortsteile
waren in dieser Versammlung kein Thema, mit Ausnahme eines Platzes in
Burghausen. "Unsere Baugebiete in den Ortsteilen sind voll", so Blank.
Machbarkeitsstudie für Hörnauweg
Eine Machbarkeitsstudie für das Gewerbegebiet Hörnauweg wird im Oktober den
Stadtrat beschäftigen. Deshalb gab es dazu von Bürgermeister Blank und von
Diplom-Ingenieur (FH) Frank Matthias Braun noch nicht allzu viele Details.
Das Gebiet liege zum Teil im Hochwassergebiet der Lauer, im
Landschaftsschutzgebiet und es gebe diverse andere Auflagen. Ein Problem
ist die Zufahrt, die nur über das Gebiet von Burglauer möglich sei. Die Gemeinde sei aber an einem interkommunalen Gewerbegebiet
nicht interessiert und orientiere sich in Richtung Niederlauer.
"
Mammutprojekt" Kreisverkehr
Auch das Gebiet Lache, auf dem das neue Feuerwehrhaus, ein Discounter mit
insgesamt 9000 Quadratmeter Fläche (auch einschließlich der Parkplätze)
sowie ein innenstadtnaher Parkplatz mit 170 bis 200 Plätzen entstehen
sollen, wurde diskutiert. Allein der zur Anbindung nötige Kreisverkehr sei
ein "Mammutprojekt", so Matthias Kirchner. Vorab seien in der Lache
archäologische Sondierungsgrabungen nötig. Außerdem seien
Kampfmittelsondierungen erforderlich, da möglicherweise in alten Gräben
nach dem Weltkrieg Munition entsorgt worden sei. Kirchner versicherte, "der
Naturschutz hat nichts gegen das Projekt". Die Planung sei sehr komplex und
dauere oft dreimal so lange wie die Bauzeit.
Discounter sei "innenstadtverträglich"
Die Innenstadt blute durch
einen Discounter in der Lache noch weiter aus, kritisierte eine Bürgerin.
Helmut Blank und Matthias Kirchner betonten jedoch, dieser
Einzelhandelsmarkt sei nach Studien als innenstadtverträglich eingestuft.
Kommentar von Dieter Britz
Schon möglich, dass die amtlichen und privaten Naturschützer bei ihrer
Arbeit das eine oder andere Mal übers Ziel hinaus schießen. Aber sie sind
nicht schuld daran, dass es hier in Münnerstadt mehr schützenswerte Natur
als in den Nachbargemeinden gibt. Auch für die etwas ungünstige
geographische Lage im Talkessel zwischen dem Schindberg, dem Karlsberg und
der Zent kann man keinen Naturschützer verantwortlich machen, die
Topografie ist halt gottgegeben. In Salz oder in Niederlauer ist es nun
einmal um einiges einfacher und billiger, Gewerbe und Industrie
anzusiedeln, denn dort ist das Gelände ziemlich eben und Wald gibt es dort
auch kaum. Seien wir froh, dass Ämter, Behörden und auch private
Naturschützer sich um die Erhaltung von Natur und Umwelt kümmern. Auch
Wasserschutzgebiete brauchen wir nun einmal, sonst haben wir irgendwann
kein sauberes Trinkwasser mehr. Dass Münnerstadt ein so großes
Wasserschutzgebiet hat, liegt allerdings nicht am eigenen Bedarf. Bad
Kissingen wird seit Jahrzehnten von hier aus zum großen Teil mit bestem und
preiswertem Trinkwasser versorgt. Münnerstadt hat leider nichts davon,
außer dass es im Notfall darauf zurückgreifen darf. Die dazu nötigen
Schutzgebiete behindern die Entwicklung der Stadt und natürlich auch die
Landwirte. Das hätte man vor Jahrzehnten bedenken müssen, bevor die
Kreisstadt die Erlaubnis bekam, hier Wasser zu entnehmen.
Trotzdem sind Äußerungen wie "jagt doch den Naturschutz zum Teufel", "der
ganze Naturschutz-Blödsinn" oder gar "studierte A..." , die bei der
Informationsveranstaltung der Stadt fielen, wenig hilfreich und nicht
angebracht.
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