Das sind Gründe genug für Else Dachlauer, die 84-jährige Witwe des 1995 verstorbenen Künstlers Reinhard Dachlauer, sich ihrer neuen Wahlheimat Eckarts gegenüber großzügig zu zeigen. Dachlauer schuf bekannte Bronzeplastiken wie Bulle und Bär für die Frankfurter Börse.
Ihm zum Gedenken spendete Else Dachlauer dem Zeitlofser Ortsteil Eckarts einen Dorfplatz und wertvolle Bronzeplastiken.
Der 1922 geborene Reinhard Dachlauer verdankt seine künstlerische Neigung wohl seinen Vorfahren, unter denen Goldschmiede und Bildhauer waren. So ist es in seinem Buch „Reinhard Dachlauer – Leben und Werk“ zu lesen. Er wurde jedoch zunächst Schreiner und Werkzeugmacher – handwerkliche Grundlagen für das bildhauerische Schaffen. Dazu kam seine Liebe zu den Tieren. „Er sagte immer 'Menschen haben mich schon so oft enttäuscht, Tiere noch nie'“, erzählt seine Frau Else.
Erste Werke aus Holz
Die ersten Werke schuf der Autodidakt im Krieg – aus Holz. „Eine Akademie hat er nie besucht.“ Später goss er Plastiken in Bronze. „Allerdings nur aus Hobby“, erzählt Dachlauer. Bis er Kontakt zu Künstlern aufnahm. Dadurch wurden seine Hobbyarbeiten zur Kunst. „Aber groß geworden sei er durch Kritik“, habe er immer gesagt. Dachlauer begann auszustellen. Einmal in einer Galerie gegenüber der Frankfurter Börse. Die bescherte ihm schließlich seinen bekanntesten Auftrag: Bulle und Bär. „Die beiden kennt man wohl auf der ganzen Welt. Wer sie aber geschaffen hat, das wissen die Wenigsten“, ist sich Else Dachlauer sicher.
Einzelne Tiere hat Dachlauer selten gefertigt. Er wollte eine Kommunikation zwischen den Tieren, die er meist in lebendigen Gruppen zusammen stellte. Die Einführung des DAX (Deutscher Aktienindex) 1988 bescherte Dachlauer einen wahren Ansturm auf seine Dachs-Plastiken. „Er hat in einer Woche zwölf Dachse verkauft“, erinnert sich die Frau des Künstlers. Weitere seiner Werke sind im Berliner Zoo und auf dem ehemaligen Gelände der Würzburger Landesgartenschau zu finden. Aber auch in unmittelbarer Nähe. Am Eingang zur Kuratiekirche St. Josef in Wernarz: ein Opferstock mit stehendem Hahn darauf. 175 Plastiken hat der Künstler Dachlauer entworfen.
Sein bildhauerisches Schaffen wurde durch Reisen in die Tierreservate Afrikas, nach Griechenland und Ägypten geprägt, schreibt Dachlauer selbst in seinem Buch. Er wollte die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Er brachte das Gesehene nicht auf Papier sondern prägte es sich ein und setzte es in seinem Atelier in Kunst um. Er ließ Naturwahrheit mit Abstraktion verschmelzen und baute dadurch eine Spannung auf. Das war sein unverwechselbarer persönlicher Stil, der ihm in Künstler- und Kennerkreisen höchste Anerkennung brachte. Die Stadt Würzburg, in der er viele Jahre lebte, verlieh ihm 1989 den Kulturpreis.
Seine Jugendliebe Else traf der verwitwete Reinhard Dachlauer erst 1990 bei einem Klassentreffen wieder. Else zog daraufhin 1991 aus dem Taunus nach Würzburg. 1992 kauften sie ein Holzhaus in Eckarts und fanden hier eine zweite Heimat. Denn schnell hatten die beiden Anschluss im Dorf und mit der Familie Stoeck Freunde gefunden.
Kurzes Eheglück
1994 schließlich haben sich die beiden Eckartser Neubürger das Ja-Wort gegeben. Nur kurz dauerte das Glück. Im Februar 1995 verstarb Reinhard Dachlauer. Seine Urne wurde zunächst in Würzburg beigesetzt. Zehn Jahre später ließ Else Dachlauer ihren Mann nach Eckarts umbetten.
Ob auch sie etwas mit Kunst zu tun hat? „Ich habe meinen Mann kritisiert. Ich kann nur meine Meinung äußern: das gefällt mir oder nicht. Sachen, für die ich mich erst auf den Kopf stellen muss, um sie zu verstehen, sind für mich keine Kunst“, spricht sich Else Dachlauer für klare Formen aus. Auch in ihrem Haus und Garten wimmelt es nur so vor Tieren. Da begrüßt eine schleichende Katze den Besucher bereits vor der Türe, Bulle und Bär sitzen davor und scheinen auf Einlass zu warten. Und im Haus sitzt Muschi, Reinhard Dachlauers Lieblingskatze, in Bronze gegossen über dem Kaminsims. Nicht zu vergessen die Dachse, das Wildschwein, der Frosch, der Hahn . . .