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OBERTHULBA: Steuerzahlerbund: Wildbrücke über die Rhönautobahn angeprangert

OBERTHULBA

Steuerzahlerbund: Wildbrücke über die Rhönautobahn angeprangert

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    Georg Stürzenberger (73), ehemaliger Lehrer aus dem Hammelburger Stadtteil Diebach, geht seit 53 Jahren auf die Jagd. Hirsche hat er zwar gesehen und bewundert. Geschossen hat er sie bislang aber immer „nur platonisch“, wie er sagt. Als Vorsitzender der Hammelburger Jägerschaft war Stürzenberger einer jener, die sich starkgemacht haben für eine Wildbrücke über die Rhönautobahn. Vor einem Jahr wurde sie fertiggestellt. Nun prangert der Bund der Steuerzahler die 50 Meter breite und fünf Millionen teure Grünbrücke bei Oberthulba als Steuerverschwendung an.

    Stürzenberger, der sein Amt mittlerweile in jüngere Hände übergeben hat, kann darüber nur den Kopf schütteln. „Aus dem ehemaligen stolzen Rothirsch ist ein Bettler geworden, der nur noch in einem armseligen Ghetto lebt“, verdeutlicht er. Dem Rotwild stehe in Bayern nur zwölf Prozent der gesamten Waldfläche zu. Außerhalb dieser Reviere dürfe es jederzeit geschossen werden. Die bestehenden Reviere würden durch Autobahnen voneinander abgeschnürt. Die Brücke verbinde nun die Wälder von Rhön und Spessart und ermögliche damit wieder einen „genetischen Blutaustausch“.

    Den politischen Weg zur Vernetzung von Biotopen, die in diesem Fall künstlich durch Autobahntrassen zerschnitten sind, markierten zwei Meilensteine: Seit 1998 ist sie als Ziel im Bayerischen Naturschutzgesetz verankert, 2008 beschloss der bayerische Ministerrat die „Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Bayern“.

    Der Bund der Steuerzahler allerdings bezeichnet die 50 Meter breite Grünbrücke im Neuwirtshauser als Schildbürgerstreich. Die 100 Meter südlich gelegene Brücke für einen vier Meter breiten Wirtschaftsweg, so argumentieren die Kritiker, erfülle denselben Zweck. Stürzenberger widerspricht: „Da geht net amal a Has drüber.“ Das Wild scheue die nächtlichen Scheinwerfer der Autos auf der Autobahn. Deshalb die hohen Mauern beiderseits des Wildkorridors. Speziell Rotwild sei „sehr sensibel“, sagt Stürzenberger, zumal „im Hinblick auf Menschengeruch“. Es könne sein, dass Hirsche den neuen Korridor erst in drei bis fünf Jahren nutzen.

    Hinweise auf Rotwild in der Nähe der Brücke gab es im ersten Jahr noch nicht. Reh, Sau, Hase und Fuchs hingegen haben schon Spuren hinterlassen – aber auch Pilzsucher, Quad- und Motorradfahrer, sehr zum Verdruss der Naturschützer. „Wo der Mensch drüber geht, geht das Wild nicht“, betont auch Hubert Kerzel (Roding), Vorsitzender des Ausschusses für Revier- und Wildschutz des Landesjagdverbands Bayern.

    Die bisher vier Wildbrücken in Nordbayern seien im Hinblick auf den Biotopverbund „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Fertiggestellt sind – neben der bei Oberthulba – die Korridore im Guttenberger Forst (20 Meter breit, 1,3 Millionen Euro teuer), bei Münnerstadt und bei Hof. Geplant sind zwei weitere über die Autobahn A 3 im Spessart und im Steigerwald.

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