
"Das ist eine Frage der Sicherheit"
Peter Rettinger Polizeiinspektion Karlstadt
Polizeikontrollen vor Faschingsumzügen sind normal. Peter Rettinger, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Karlstadt, wehrt sich deshalb nun gegen den Vorwurf der Gängelei oder Miesmacherei. "Das ist eine Frage der Sicherheit. Und um die zu gewährleisten, müssen wir auch mal durchgreifen", begründet er das Vorgehen. So habe man schon im vergangenen Jahr die Höhe des Himmelstadter Wagens beanstandet. "Geändert wurde aber nichts", sagt Rettinger.
Dabei seien die Auflagen des Landratsamtes viel konkreter formuliert als in den vergangenen Jahren - und den Vereinen auch bekannt. "Wo sollen wir anfangen - wo aufhören?", fragt Rettinger. "Wenn wir die Himmelstadter fahren lassen, andere aber nicht, gibt es auch wieder Ärger." Grundsätzlich gehe man behutsam vor. "So ein Wagen kostet viel Geld und Arbeit - natürlich drückt man da in all den Jahren auch mal ein Auge zu", so der Polizeichef. Der Spaß, das geben auch die Himmelstadter zu, hört aber natürlich auf, wenn Teilnehmer über die Stränge schlagen. "Es gab letztes Jahr welche aus einem Karlstadter Stadtteil, die haben sich vom Wagen aus an die Straßenlaternen und Ampeln gehängt - aber warum müssen wegen ein paar unbelehrbaren Jugendlichen jetzt alle büßen?", fragt der Elferrat Himmelstadt.
Dem ausrichtenden Verein Retzbach sind diese Vorgänge bekannt. Auch nach dem Umzug am Sonntag gab es Probleme. "Wir sind entsetzt. Teilweise wurde richtig randaliert. Da flogen Flaschen, da wurde den Leuten in die Vorgärten gepinkelt", empört sich Dieter Reuchlein vom Elferrat in Retzbach. Machen könne man da aber nichts. "Wenn man bestimmte Leute vom Umzug ausschließt, melden sie sich einfach über andere Teilnehmer im nächsten Jahr wieder an." Wie man mit den Quertreibern künftig umgehen will, kann man in Retzbach momentan noch nicht sagen. Genau vor diesem Hintergrund zeigen sich andere Vereine erstaunt darüber, warum die Polizei auf der Entfernung von zwei Gockeln besteht, während "andere Teilnehmer ungestört in den Straßen randalieren dürfen", so ein Augenzeuge. "Je höher der Wagen und der Schwerpunkt ist, desto instabiler und gefährlicher ist die ganze Sache", argumentiert dagegen Polizeichef Rettinger.
"Oder glaubt die Polizei, der Elferrat würde sich an Ampeln hängen?"
Mirja Hilpert Elferrat Himmelstadt
Sicherheitstechnisch, so heißt es indes beim Himmelstadter Verein, sei bei ihrem Wagen alles in Ordnung. Das wisse man deshalb so genau, weil der Verein für den Wagen des Elferrates schon im Vorfeld der Saison eigens ein TÜV-Gutachten habe erstellen lassen. Ergebnis: keinerlei Beanstandungen. "Und außerdem handelt es sich um den Wagen eines Elferrates - und nicht um durchgeknallte Jugendliche. Oder glaubt die Polizei, der Elferrat würde auf der dünnen Dekoration herumbalancieren und sich an Ampeln hängen?", fragt Mirja Hilpert vom Himmelstadter Verein noch immer fassungslos. In Stadt und Landkreis Würzburg beziehen sich die Kontrollen laut Peter Maske von der Polizeiinspektion Würzburg-Land hauptsächlich auf die Teilnehmer eines Umzuges. "Wir müssen aufpassen, dass die Leute auf einem Wagen nicht total betrunken sind - da hat Sicherheit absoluten Vorrang." Eine Messlatte haben seine Kollegen auch dabei.
Die kommt aber nur zum Einsatz, wenn ein Gefährt durch übermäßige Größe ins Auge sticht - oder Schilder abrasiert werden. "Im Fasching drücken wir in dieser Beziehung schon mal ein Auge zu", sagt Maske. Und während eines Umzuges sei die Verordnung ja ohnehin außer Kraft gesetzt. Der Faschingsverein Himmelstadt will seinen Gögern nun Scharniere verpassen. "Dann können wir sie auf dem Hin- und Rückweg einklappen", sagt Heinz Pappenberger vom Elferrat. Und muss nun doch lachen.
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