Der ÖDP-Kreisverband Haßberge will sich mit dem Aus für den Fahrkartenschalter am Bahnhof in Haßfurt nicht abfinden. Die Partei befürchtet, dass die zum 1. Januar vollzogene Schließung des Reisezentrums zum endgültigen Wegfall der restlichen Infrastruktur wie Toiletten und Warteraum für die Reisenden führt. Deshalb will die ÖDP, dass sich Landkreis und Kreisstadt zusammen mit der Bahn als Eigentümerin des Bahnhofs für die Einrichtung eines Servicezentrums stark machen.
Barrierefrei, aber sonst kein Service?
Zwar wird der Bahnhof derzeit barrierefrei ausgebaut, aber die BahnTouristikReisebüro (BTR) hatte sich aus wirtschaftlichen Gründen dazu entschlossen, die Beratung und den Ticketverkauf von Mensch zu Mensch aufzugeben.
Fortan heißt es nun für Bahnreisende, sich die Fahrkarte online oder am Automaten zu kaufen. Das funktioniert aber nicht in jedem Fall, stellt die ÖDP in ihrem Antrag an den Kreistag fest. Pässe des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) zum Beispiel oder Schülerberechtigungskarten der Deutschen Bahn müssten analog beantragt und ausgestellt werden. "Hierfür war das Reisezentrum im Bahnhof der zentrale Anlaufpunkt."
Für ÖPNV-Drehkreuz "nicht hinnehmbar"
Rainer Baumgärtner, Fraktionsvorsitzender der ÖDP im Kreistag, der den Antrag unterzeichnet hat, denkt auch an Personen, die auf Beratung zu den Reiseverbindungen oder sonstige Hilfestellungen angewiesen sind. "Ganz abgesehen davon schätzt jeder Reisende ein Mindestmaß an Infrastruktur", schreibt der Lokalpolitiker. Dass nach dem bereits erfolgten Kahlschlag bei den kleineren Haltestellen jetzt dem Bahnhofsgebäude in Haßfurt Gleiches drohe, sei für den einzigen Halt von Regionalexpress-Zügen im Landkreis, dem ÖPNV-Drehkreuz im Kreisgebiet schlechthin, nicht hinnehmbar.
Die ÖDP will deshalb im Kreistag darüber Auskunft, ob es seitens des Landkreises Bemühungen gibt, die auf eine baldige Wiedereröffnung des Reisezentrums gerichtet sind und wie hoch man im Landratsamt die Aussichten einschätzt, dieses Zeil zu erreichen.
Die ÖDP, zu deren Kernthemen auch auf lokaler Ebene eine nachhaltige Mobilität zählt, hat dabei offensichtlich im Hinterkopf, dass der Landkreis in Sachen Bahnhof auf gemeinwirtschaftlicher Basis in die Breche springen könnte, wie dies etwa im Bereich der Abfallwirtschaft mit Möbel ZAK und den Wühlkisten der Fall ist. "Mit Blick auf die Entwicklung der Region und in ganz Bayern ist die Fraktion der ÖDP überzeugt, dass der Landkreis als Aufgabenträger im ÖPNV und im Interesse der Kreisentwicklung gefordert ist, unverzüglich zielgerichtete Schritte zu unternehmen, damit am Bahnhof Haßfurt ein angemessener Service und ein praktikables Dienstleistungsangebot sichergestellt sind", umreißt Baumgärtner seine Forderungen.
Die ÖDP hat sehr konkrete Vorstellungen
Und er lässt Landrat Wilhelm Schneider, die Kreisverwaltung und die Kollegen im Kreistag wissen, was sich seine Partei für den Bahnhof Haßfurt genau vorstellt: Ein Servicezentrum mit Personal für Verkehrs- und Tourismusinformation, mit Fahrkartenverkauf, Auskunft und Hilfestellung für benachteiligte Personengruppen, mit Toiletten, einer Wartezone und E-Mobilität, zum Beispiel in Form von E-Bike-Verleih.
Falls die Wiedereröffnung des Reisezentrums auf eigenwirtschaftlicher Grundlage bis Mitte des Jahres nicht möglich sei, soll also der Landkreis selbst tätig werden. Über den Stand der Dinge möchte die ÖPD in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr Auskunft, für die aber noch kein Termin feststeht.
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