Für ihr Projekt "Miteinander lernen, gemeinsam musizieren und anderen Menschen eine Freude machen" hat die Blaskapelle der Werkstatt für behinderte Menschen Augsfeld den Inklusionspreis des Bezirks Unterfranken erhalten. Und zwar in der Kategorie "Kultur, Natur und Umwelt". Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel überreichte am Dienstag bei einer kleinen Feierstunde den Preis an die Einrichtung, die unter der Trägerschaft der Lebenshilfe Schweinfurt steht.
Jury musste aus 28 Bewerbungen auswählen
Ausgelobt wird der Preis an sich in vier Kategorien, nämlich für die Bereiche: "Arbeit", "Bildung und Erziehung", "Kultur, Natur und Umwelt" sowie "Freizeit und Sport". Insgesamt 28 Bewerbungen machten es der Jury nicht leicht. Das Preisgericht, das Dotzel leitete und dem unter anderem die beiden unterfränkischen Behindertenbeauftragten Karin Renner (Bad Kissingen) und Christina Feiler (Veitshöchheim) sowie die Bezirksräte Rosa Behon (Ochsenfurt) und Bezirksrat Thomas Zöller (Mönchberg) angehörten, entschloss sich kurzerhand, in diesem Jahr noch einen Sonderpreis für "Vielfältiges Engagement für Inklusion" als fünfte Kategorie auszureichen. Als Preisgeld erhält jeder einzelne Gewinner 2500 Euro.

Sonst findet die Preisverleihung stets auf großer Bühne bei der Mainfrankenschau in Würzburg statt. In diesem Jahr reiste der Bezirkstagspräsident bedingt durch die Pandemie zu den einzelnen Preisträgern. "An einem konnte auch der Corona-Virus nichts ändern, nämlich, dass es bei der Inklusion darum geht, jedem Menschen die Möglichkeit zu eröffnen, sich vollständig und gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen oder öffentlichen Ereignissen zu beteiligen – und zwar völlig unabhängig von individuellen Fähigkeiten oder persönlichen Handicaps", sagte Dotzel.
Die Musikkapelle der Lebenshilfe Augsfeld wurde vor mehr als vierzig Jahren gegründet. Sie besteht derzeit aus 15 Musikern, dem Dirigenten Tobias Trunk, der Betreuerin Margarete Kurzeja und Ausbilder Konrad Schneider, der auch Vorstandsmitglied der Lebenshilfe Schweinfurt ist. Die Musiker arbeiten alle in der Werkstatt für behinderte Menschen Augsfeld.
Die Geehrten spielen teilweise in den örtlichen Blaskapellen mit
Auch die Augsfelder Lebenshilfe-Musiker spielen nach ganz "normalen" Noten und musizieren teilweise in den örtlichen Blaskapellen mit, wie Schneider betont. Von diesen bekomme man auch große Unterstützung, wenn mal ein Musiker der Lebenshilfe ausfällt und einer der rund 15 öffentlichen Auftritte im Jahr ansteht: "Die Bereitschaft der örtlichen Musiker ist groß, bei uns mal auszuhelfen". Schneider dankte vor allem dem Augsfelder Werkstattleiter Harald Waldhäuser, der die Blaskapelle immer unterstütze und stets ein offenes Ohr für deren Belange habe.
Ein großes Problem in der Zukunft sieht der Ausbilder jedoch in der Nachwuchsgewinnung. Er sehnt sich nach der Zeit zurück, als die Schülerinnen und Schüler bereits in der Schule ein Instrument lernten, wie es vor 40 Jahren der Fall war. Trotzdem ist Schneider hoch zufrieden mit seiner aktuellen Mannschaft, die ihr Können "hervorragend in das Team der Blasmusiker mit einbringt." Für den ehrenamtlich Tätigen ist es am Freitag bei den regelmäßigen Proben der größte Dank, wenn er die strahlenden und dankbaren Augen seiner Musiker sieht. "Außer wenn der FC Bayern verloren hat, dann ist die Stimmung nicht so gut", fügte Konrad Schneider augenzwinkernd hinzu.

Passend zum Anlass kamen die Ehrengäste in den Genuss, die Blaskapelle live erleben zu dürfen. Im großen Vorraum der Einrichtung spielten die musikbegeisterten Frauen und Männer "Mit Schwung und Elan" sowie die "SMS-Polka". Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro soll allen Aktiven der Kapelle zu Gute kommen. Wenn wieder alles normal läuft, ist ein großes Inklusionskonzert angedacht für alle Einrichtungen der Lebenshilfe Schweinfurt gemeinsam. Oder vielleicht geht es auch wieder einmal nach Rom zum Papst, wo die Augsfelder schon vor einigen Jahren auftreten durften. Dann wäre dank der zusätzlichen Finanzspritze auch eine Verlängerung der Reise denkbar, so Schneider.
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