1100 Kilometer waren sie im Sattel unterwegs , dann wurde ihr großer Traum wahr: 54 Radpilgern der Pfarrgemeinde Oberschwappach sind nach Rom geradelt und haben unvergessliche Eindrücke von ihrer Pilgertour und aus der Ewigen Stadt mitgebracht.
Bereits vor 14 Jahren hat der Pfarrgemeinderat diese Wallfahrt ins Auge gefasst. Doch erst jetzt traute man sich diese Pilgerreise zu, wie Manfred Vogt in seinem Wallfahrtsbericht schreibt, den er der Heimatzeitung zur Verfügung stellte. Dabei teilten die Wallfahrer die große Strecke in zwei Etappen ein: 2011 bewältigten sie die Route bis Flüeli in der Schweiz. Und ebendort starteten sie jetzt, um Rom in Angriff zu nehmen.
Voller Elan machten sich die Pilger auf, um über 1100 Höhenmeter – teils in Serpentinen – Richtung Gotthardpass zu fahren. Trotz Regen, Schneeschauer und Hagel bei kühlen Außentemperaturen pilgerten die Radwallfahrer unentwegt dem Ziel entgegen. Trotz vieler Widrigkeiten des Wetters und trotz des vielen Verkehrs stärkten sich die Gläubigen immer wieder gegenseitig den Rücken. Über Como, Cremona, Modena und Bologna erreichte man endlich bei strahlendem Sonnenschein, nach einer herrlichen Abfahrt, die Stadt Florenz.
Die Nacht zuvor erlebten die Pilger in einer kleinen Berggemeinde eine unglaubliche Gastfreundschaft. Sie durften kostenlos in der großen Dreifachturnhalle von Loiano übernachten. Zur Begrüßung kamen der Bürgermeister und der Pfarrer. Da sie die Spende ausschlugen, die man ihnen zukommen lassen wollte, bedankten sich die Radpilger am nächsten Morgen mit einem Ständchen der Wallfahrtsmusikanten und dem Frankenliedmarsch.
In Florenz griff die Gemeinschaft die vielen Gebetsanliegen, die man von zuhause mitgenommen hatte, in einer intensiven Gebetsnacht auf. Dort in der Hauskapelle der Franziskanerschwestern von Florenz wurde in Gebetsstunden bis in den frühen Morgen für die Familien, Freunde, Bekannte und für viele weitere Anliegen gebetet, gesungen und in Stille gewacht.
Nach dem Ruhetag im Kloster und in Florenz stieß noch Arrigo zur Gruppe. Er stammt aus Zambana in Südtirol, aus einer Partnerblaskapelle von Oberschwappach und unterstützte die Pilger, vor allem sprachlich, auf ihrem Weg durch die Toskana und Umbrien bis nach Rom. Für das Organisationsteam war das eine große Unterstützung, vor allem weil der unkomplizierte Italiener Arrigo wie selbstverständlich in der Pilgergruppe seinen Platz fand.
Die erste Tagesetappe nach dem Ruhetag in Florenz war die Pilgerfahrt durch die Toskana. Mit 130 Kilometern war es einer der längsten und schwierigsten, aber auch eine der schönsten Etappen. Durch Olivenhaine entlang eines Bergkammes, zu einer Ölmühle, dort Besichtigungsstopp und leckerer italienischer Brunch. Dann weiter durch italienische Siedlungen mit mittelalterlichem Flair – dieser Pilgertag war ein Fest für alle Sinne.
Nach einem anstrengenden Aufstieg am Ende des Tages erreichten die Radpilger ihre Unterkunft. Sie befand sich in einem ehemaligen Priesterseminar, das als Tagungshotel umgebaut wurde. Manche besuchten die historische Altstadt von Cortona, die meisten aber gingen nach dem Abendimpuls, voll von Eindrücken, aber körperlich mitgenommen, ins Bett. Am nächsten Tag waren es nicht ganz so viele Kilometer, aber ein umso interessanteres Ziel: „Santa Maria degli Angeli“ am Fuße von Assisi. In der Portiuncola-Kirche des heiligen Franziskus wurde eine frohe Abendandacht gehalten. Ein Vortrag und ein Video beleuchteten das Leben und Wirken von Franziskus und Klara.
Dies setzte sich dann in Assisi am nächsten Tag fort, wo in der gigantischen Kirche „San Francesco“ eine beeindruckende Führung durch einen deutschen Franziskanerbruder stattfand. Inspiriert vom Geist des heiligen Franziskus und seiner Begleiterin, der heiligen Klara, erkundeten die Pilger das reizvolle Städtchen und die vielen Gedächtnisstätten der beiden Heiligen.
Am späten Nachmittag fuhr man dann mit den Rädern die kürzeste Tagesetappe der Wallfahrt. Nach 50 km gelangte man nach Spoleto in die Villa Redenta mit einem großen parkähnlichen Garten. Hier wurde mitten im Freien wieder Andacht gehalten. Je nach Situation fanden die Andachten und Gottesdienste täglich morgens bzw. mittags und jeden Abend entweder in Gottes freier Natur oder in Kirchen oder Kapellen statt. Dank der gefühlvollen Musik von Monika Thierstein an der Gitarre und Christina Müller an der Querflöte oder auch von den Wallfahrtsmusikanten mit ihren Blasinstrumenten unter der Leitung von Hugo Barthel waren diese Impulse immer der Höhepunkt eines Pilgertages. Die liturgischen Leiterinnen Martina Schierling und Traudi Oppelt hatten in monatelanger Arbeit tiefgründige Gebetseinheiten und Gottesdienste vorbereitet.
Wie ein Wimpernschlag vergingen die körperlich anstrengenden, aber für den Geist so erholsamen und erfahrungsreichen Wallfahrtstage. Und so befand man sich schon am Vorabend der Ankunft von Rom. In einem rustikal-edlen Lokal mit herrlich italienischem Flair genoss man die letzten Stunden vor der Abschlusspilgeretappe mit einem bunten Abend. Vom Theaterstück „Wildsau mit Eiche“ bis zu den Pilger-Schnaderhüpferln, von leisen Zeilen bis hin zum Pfarrer Nüsslein – viele Interpreten gaben ihre Arrangements zum Besten. Joachim Kunzmann bedankte sich im Namen aller Radpilger für die gute Organisation und für viele eindrucksvolle Kilometer, Tage, Impulse und bei allen, die in irgendeiner Weise bei dieser einmaligen, bisher so nie durchgeführten Rom-Pilgerreise, ihren Anteil hatten.
Ein großer Dank galt vor allem Werner Gegner aus Gerolzhofen, der in wochenlanger Kleinarbeit die optimale Route geplant hatte. Ebenso Matthias Schmelzer und Klaus Beckert, die als Tourguides immer wieder die richtigen Einmündungen, Schlaglochumfahrungen und „natürlichen Damenklos“ suchten und fanden. Ein herzliches Vergelt's Gott wurde auch den Teams der Begleitfahrzeuge ausgesprochen, allen voran Michaela Köhler, Stefan Kamm und Barbara Johannes, die neben vielen anderen Arbeiten Brotzeiten, Obst und Kuchen aufgetischt hatten. Konrad Pfister war es zu verdanken, dass zwei Begleitfahrzeuge beinahe umsonst zur Verfügung standen. Daneben waren seine ärztliche und logistische Unterstützung unverzichtbar.
Der vielfältigen Helferschar von der „Finanzministerin“ Brigitte Müller, den Absperrern bis hin zum Mechaniker Florian Köhler , den Kaffeekochern und dem Organisationsteam mit Manfred Vogt an der Spitze, der diese Wallfahrt über eineinhalb Jahre mit viel Herzblut geplant hatte, wurde minutenlang Applaus gespendet.
Doch dann hieß es erstmal Kraft bei der Nachtruhe tanken, um die letzte anstrengende und vor allem verkehrsmäßig gefährliche Route in die Heilige Stadt in Angriff zu nehmen. Die Gegensätze könnten nicht größer sein: Frohgemut mit einem Pilgerlied auf den Lippen merkte man bei der Mittagsrast, dass man am Straßenstrich der römischen Vororte gelandet ist. Doch unbeirrt ging es weiter auf die letzten Kilometer, die dann zum Glück durch einen Radweg entlang des Tibers erleichtert wurden.
Als die Pilger ihre Räder die Treppe vom Tiber zur Prachtstraße Richtung Vatikan hochtrugen, wurde ihnen ganz mulmig. Das Ziel war in greifbarer Nähe. Die Straße war abgesperrt und der letzte Kilometer trat die Pilgerschar ganz langsam in die Pedale. Applaus brandete von allen Seiten auf. Mit Tränen in den Augen erlebten die Radwallfahrer auf dem Petersplatz einen herzlichen und unvergesslichen Empfang durch die Buspilger aus Oberschwappach und Umgebung.
„Unglaublich wir haben es alle geschafft – kein Sturz, keine Verletzungen, keine Krankheit. Wie durch ein Wunder sind wir alle wohlbehalten und glücklich in Rom angekommen“, freute sich Manfred Vogt. Das große Ziel war erreicht: Und die Pilger aus Oberschwappach, Ebelsbach, Fatschenbrunn, Happertshausen, Knetzgau, Schweinfurt und Waldsachsen durften in den Petersdom einziehen. Hier sprachen sie in der Kathedra, im heiligsten Teil, ein Segensgebet, ehe sie mit dem Rektor des Campo Santo Teutonico den Ankommensgottesdienst im Vatikan feierten.