Tourismus spielt im Heimatkreis laut Landrat Rudolf Handwerker eine wichtige Rolle, er sei eine „Pflanze, die wir pflegen müssen.“ Viele Pflänzchen mögen es aber nicht, wenn es so viel regnet und so kalt ist wie im ersten Halbjahr 2013, weswegen die positive Entwicklung im Beherbergungsgewerbe der letzten Jahre heuer wohl einen Dämpfer bekommt.
Dies war der leicht getrübte Ausblick von Gerhard Schmidt, dem Geschäftsführer des Landkreistourismus, der dem Kreisausschuss für Wirtschaft aber exzellente Tourismuszahlen für 2012 vorlegte. Knapp 332 000 Übernachtungen zählte das Beherbergungsgewerbe im Heimatkreis da, eine Größenordnung, die dem Laien zunächst wenig sagt. Hält man sich vor Augen, dass es 2009 grob 250 000 Übernachtungen waren, das Jahr darauf 266 000 und 2011 dann 290 000, ist auch für Außenstehende erkennbar: Der Tourismus boomt. Allein im letzten Jahr belief sich der Zuwachs auf 15,4 Prozent, „damit waren wir der Primus in ganz Franken“, verkündete Schmidt stolz.
Die offizielle Zahl der Übernachtungen liegt sogar noch deutlich höher als der oben genannte, vom Statistischen Landesamt übermittelte Wert. Denn letztere Größe berücksichtigt nicht all jene Gäste, die in Pensionen oder Privatquartieren nächtigen, die weniger als zehn Betten aufweisen – laut Tourismusexperte Schmidt waren dies hochgerechnet gut 14 000 Übernachtungen in 2012. Und auch all jene, die sich in Ferienwohnungen einquartieren, fließen nicht in die offizielle Statistik ein – Gerhard Schmidt zufolge sind das weitere knapp 28 500 Übernachtungen. Dem Tourismus-Geschäftsführer erscheint es deshalb – lässt man einmal den prognostizierten Knick für das laufende Jahr außer acht, realistisch, dass die Zahl der Übernachtungen im Heimatkreis in Zukunft die magische Zahl 400 000 erreicht.
Schmidt nannte weitere Zahlen, die interessant genug sind, sie sich einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Der durchschnittliche und in einem gewerblichen Betrieb (etwa einem Hotel) untergebrachte Gast gab 2012 rund 105 Euro brutto im Haßbergkreis aus, „all inclusive“ gewissermaßen, also von der Übernachtung über das Essen bis zu Kultur und Souvenirs. Der Otto-Normal-Gast in der privaten Vermietung zog 75 Euro aus dem Portemonnaie, der Campingplatzbesucher 32 Euro und der Tagestourist 15 Euro.
Der Bruttoumsatz im Bereich des Tourismus belief sich auf 61,6 Millionen Euro, mit dem Löwenanteil im Tagestourismus (28,4 Millionen Euro), gefolgt von den gewerblichen Beherbergungen (24,4), den Privatvermietungen (5,2) und den Dauer- sowie Tagescampern (3,6).
Allerdings wurde aus den Ausführungen von Gerhard Schmidt deutlich, dass der Tourismus kein Selbstläufer ist, der Landkreis, seine Naturparke und Attraktionen müsse kräftig die Werbetrommel rühren, um Auswärtige anzulocken. Schmidt und seine Mitstreiter waren 2012 auf bestimmt 20 Ausstellungen und Messen, ob in Berlin, München, Stuttgart, Essen oder Mannheim. Verkaufsfördernd sollen sich auch die Franken-Touren auswirken, das sind Werbefahrten der Region nach Karlsruhe, Wiesbaden, Darmstadt oder Pforzheim.
„Eine schöne Steigerung“ im Tourismus habe man in den letzten Jahren erzielt, stellte Schmidt zusammenfassend fest, dies sei umso erfreulicher, als die heimatlichen Gefilde nicht die gleichen günstigen Voraussetzungen haben wie die meisten Teile Frankens. Hauptmotor der Entwicklung sei nämlich der Städtetourismus respektive der Tourismus zu den dortigen besonderen Events. Bamberg etwa habe es 2012 auf 600 000 Übernachtungen gebracht. „Aber davon konnten wir leider nicht profitieren“, deutete der Experte an, dass der Heimatkreis manchmal eben doch etwas zu weit ab vom Schuss liegt.