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Die Stute tobte wie die wilde Sau

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Die Stute tobte wie die wilde Sau

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    Anna Schwemmlein schmust mit einem bunten Pferd. Ihre Mutter züchtet Pintos und hat ein großes Gestüt.
    Anna Schwemmlein schmust mit einem bunten Pferd. Ihre Mutter züchtet Pintos und hat ein großes Gestüt. Foto: FOTO MARCUS HAAS

    Hundegebell. Die beiden Hütehunde bewachen auch den Hof bei Schwemmleins und haben das, was Pintos so begehrt macht: Flecken am ganzen Körper. "Ruhig jetzt", befiehlt Günther Schwemmlein den bellenden Wächtern, der seine Frau bei der Pferdezucht unterstützt.

    Pferdegewieher. Tochter Anna, eine von fünf Kindern, bindet gerade ein großes Pferd fest. "Bleib jetzt endlich stehn", fordert sie die unruhige Stute auf. Sie spritzt das 1,50 Meter hohe Tier dann mit einem Wasserschlauch ab. Den Körper zieren große weiße Flecken, die 16-Jährige nimmt eine Bürste und bringt die noch schöner raus. "Pinto kommt aus dem Spanischen und bedeutet bunt beziehungsweise gescheckt", erzählt Margarete Schwemmlein, die gerade von der Koppel kommt.

    In der Hand hält sich noch einen Eimer mit Kraftfutter. Ihre Zucht begann mit einem Pinto-Hengst, den sie auf einer Zuchtschau in Haßfurt sah und haben musste. Da kam die eingangs erwähnte Forderung der damals sechsjährigen Tochter Anna gerade recht. Pintos bilden keine eigene Rasse. Den Pinto-Hengst kreuzte Schwemmlein mit einer Haflinger Stute und heraus kamen auch bunte Fohlen.

    "Pintos sind allerdings weniger bunt, sondern haben Flecken", erklärt die gelernte Fleischereifachverkäuferin, die seit dem zehnten Lebensjahr Pferde hat. Die Flecken oder Schecken sitzen an den Augen oder über den Beinen, müssen bestimmte Größen haben und bestimmen den Wert des Tieres. "Das ist ähnlich wie mit den Farben bei den Koikarpfen. Je schöner die Flecken der Pferde, desto mehr Geld bringen sie", bringt ihr Mann einen Vergleich aus der Fischzucht. Wieviel Geld? "Der liegt bei einem schönen bunten Fohlen zwischen 2500 und 3500 Euro", macht die 38-Jährige deutlich.

    Das macht die Geburt der Fohlen besonders spannend, denn nicht immer setzen sich die Flecken durch. Einfarbig oder bunt beziehungsweise gescheckt lautet dann die Frage. Doch der Wert ihrer derzeit 20 Pintos zeigt sich auch woanders, denn die haben öfter mal einen Arbeitseinsatz. Sie verbinden die Leidenschaften zwischen Margarete und Günther Schwemmlein.

    Der Nebenerwerbslandwirt besitzt nämlich Angus-Rinder, um die sich die Pinto-Pferde seiner Frau kümmern. Vom Pferderücken werden dann die Rinder zusammengetrieben, wenn sie auf den Lkw oder auf eine andere Weide sollen. "Die wollen arbeiten, geben ganz schön Gas und machen die schnellen Wendungen mit dem Rind mit. Wenn du da nicht aufpasst, dann reitet das Pferd allein weiter", erzählt die 38-Jährige.

    Die redet mit ihren Tieren Englisch oder lenkt per Körperhaltung. Ein "easy" bedeutet langsamer und wenn sich die Züchterin im Sattel nach vorne beugt, dann stoppt das Pferd. Drückt sie mit dem linken Fuß gegen den Körper, dann geht das Pferd nach rechts weg.

    Was schätzt sie an ihren Pintos noch? "Ihre Zuverlässigkeit, wenn ich da an meine Haflinger denk. Die haben dagegen einen richtigen Dickschädel", erzählt sie. Ihr absoluter Liebling derzeit kommt allerdings aus Argentinien und ist eher einfarbig, genauer crémefarben mit lauter kleinen roten Haaren drin. Dabei sah das Anfangs nach allem anderen, aber nur nicht nach Liebe aus. Die Criollo-Stute stand bei einem bekannten Pferdehändler und wurde von der Bereiterin auf die möglichen neuen Besitzer vorbereitet. Ein Anruf bei Margarete Schwemmlein genügte und die setzte sich gespannt und neugierig ins Auto. Doch bei der ersten Begegnung "tobte die Stute zunächst wie die wilde Sau".

    Zu gefährlich lautete das Urteil und das Pferd musste wieder in den Stall. Der Grund: Reisestress. Das Tier stand mit 3000 weiteren Pferden im Schiffsbauch und kam so von Argentinien nach Deutschland, weiter ging's im Lkw und der Stute ans Nervenkostüm. Nach zwei weiteren Wochen sah's dann anders aus und das Pferd kam mit nach Hainert. "Die wird jeden Tag besser. Lässt sich auf der Koppel nur von mir fangen", freut sich die Züchterin, die vom wachsenden Zutrauen fasziniert ist und nun erstmal einige Runden reiten wird.

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