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Hofheim: Erste Stolpersteine für Opfer der NS-Zeit in Hofheim: An diese 6 Menschen sollen sie erinnern

Hofheim

Erste Stolpersteine für Opfer der NS-Zeit in Hofheim: An diese 6 Menschen sollen sie erinnern

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    Ende September werden in Hofheim erstmals Stolpersteine verlegt. Sechs Stück an der Zahl. Sie sollen an das Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger der Stadt während des Nationalsozialismus erinnern.
    Ende September werden in Hofheim erstmals Stolpersteine verlegt. Sechs Stück an der Zahl. Sie sollen an das Schicksal jüdischer Bürgerinnen und Bürger der Stadt während des Nationalsozialismus erinnern. Foto: Rebecca Vogt

    Hofheim ist nach Haßfurt die zweite Stadt im Landkreis Haßberge, in der Stolpersteine verlegt werden, um an Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Für Sonntag, 29. September, hat der Verein Stolpersteine Haßberge um den Vorsitzenden Dr. Alex Klubertanz die Verlegung der Steine angekündigt. Erinnern sollen diese künftig an sechs jüdische Bürgerinnen und Bürger Hofheims, zu denen und deren Leben der Verein in den vergangenen Monaten Nachforschungen angestellt hat. Wer die Menschen, derer nun gedacht werden soll, waren und was über sie bekannt ist:

    1. Sali Stern

    Sali Stern kam 1871 als eine von acht Töchtern des Aidhäuser Landwirts Isaac Stern auf die Welt. Sie lebte bei ihrer Schwester Pauline in Hofheim. Deren Mann Simon führte am Marktplatz 6 (damals 4) ein Weißwarengeschäft für Wäsche. 1934 verkauften Simon und Pauline Mayer ihr Haus. Die Eheleute und Sali Stern flohen ins luxemburgische Echternach. Dort war der Sohn der Mayers, Julius, verheiratet. Ihm gelang die Flucht in die Dominikanische Republik. Seine Eltern wurden 1942 in Treblinka ermordet. Sali Stern hatte sich bereits 1939 angesichts der immer bedrohlicher werdenden Judenverfolgung das Leben genommen.

    Das Weißwarengeschäft von Simon Mayer, dem Schwager von Sali Stern, war in Hofheim am Marktplatz 6 (damals 4) beheimatet.
    Das Weißwarengeschäft von Simon Mayer, dem Schwager von Sali Stern, war in Hofheim am Marktplatz 6 (damals 4) beheimatet. Foto: Archiv Cordula Kappner

    2. David, Irma und Heinz Sündermann

    David Sündermann, Jahrgang 1884, stammte gebürtig aus Westheim. Seine Frau Irma, Jahrgang 1894, war eine geborene Fleischmann. 1930 erblickte der gemeinsame Sohn Heinz das Licht der Welt. Ab 1937 besuchte dieser die Volksschule in Hofheim. Seine Eltern hatten ein Schuhgeschäft in der Oberen Torstraße 2 (damals Marktplatz 6) inne. In der Pogromnacht vom 9. November 1938 wurde der Laden der Sündermanns verwüstet und geplündert.

    Heinz Sündermann, der Sohn von David und Irma Sündermann. Sein Foto ist das Einzige, das von den sechs Jüdinnen und Juden, für die jetzt Stolpersteine verlegt werden, überliefert ist.
    Heinz Sündermann, der Sohn von David und Irma Sündermann. Sein Foto ist das Einzige, das von den sechs Jüdinnen und Juden, für die jetzt Stolpersteine verlegt werden, überliefert ist. Foto: Archiv Main-Post

    David Sündermann wurde damals zudem eine Woche im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Ein Jahr später zog die Familie nach Nürnberg und von dort schließlich nach Berlin. Hier lebte sie unter erbärmlichen Verhältnissen in der Weißenburger Straße. David Sündermann starb am 14. März 1941 in Berlin. Seine Frau und sein Sohn wurden am 2. April 1942 ins Warschauer Ghetto deportiert und dort ermordet.

    Wo heute die Sparkasse zu finden ist, stand in Hofheim einst das Haus der Familie Sündermann, die ein Schuhgeschäft innehatte.
    Wo heute die Sparkasse zu finden ist, stand in Hofheim einst das Haus der Familie Sündermann, die ein Schuhgeschäft innehatte. Foto: Archiv Main-Post

    3. Isaak und Sara Rosenbach

    Der 1858 geborene Isaak Rosenbach war Viehhändler und in zweiter Ehe verheiratet. Seine Frau Sara, eine geborene Thormann, hatte 1864 das Licht der Welt erblickt. Isaak Rosenbach kämpfte im Ersten Weltkrieg, sein Sohn Julius fiel dort 1916. Das Ehepaar Rosenbach, das in Hofheim in der Hauptstraße 2 (damals Langstraße 82) sein Zuhause hatte, musste 1939 in das jüdische Altersheim nach Würzburg umziehen. Dieses war in der Dürerstraße 20 beheimatet. Von dort wurden Isaak und Sara Rosenbach am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Kurze Zeit später, im Oktober 1942, wurden die beiden ermordet.

    Stolperstein-Verlegung samt Kunstprojekt in HofheimDie Verlegung der Stolpersteine in Hofheim findet am Sonntag, 29. September, statt. Um 14 Uhr werden beginnend von der Hauptstraße aus Steine für das Ehepaar Rosenbach, die Familie Sündermann und Sali Stern verlegt. Begleitet wird die Veranstaltung unter anderem von zwei Musikern. Im Anschluss sind alle Interessierten in den katholischen Pfarrsaal zu Kaffee und Kuchen eingeladen, wie der Vorsitzende des Vereins Stolpersteine Haßberge, Dr. Alex Klubertanz, informiert.Eine Serie grafischer Drucke der Hofheimer Künstlerin Jannina Hector ist anlässlich der Stolperstein-Verlegung von Donnerstag, 5. September, bis Freitag, 27. September, im Anbau des Interkommunalen Bürgerzentrums zu sehen. Die Drucke sollen an die Menschen hinter den Steinen erinnern, da kaum noch Zeugnisse aus deren Leben vorhanden sind. Gäste der Stolperstein-Verlegung haben dann die Möglichkeit, Teilstücke der Drucke als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen.Zum Gedenken an Pauline und Simon Mayer, die Schwester und den Schwager von Sali Stern, gibt es bereits Stolpersteine. Diese wurden in Luxemburg verlegt, was ungewöhnlich ist, wie Alex Klubertanz erklärt. Denn die Stolpersteine sollen, so der Gedanke der europaweiten Stolperstein-Initiative, eigentlich immer vor dem letzten, aus freien Stücken gewählten Wohnort der Betroffenen verlegt werden.bex

    Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche konnten die Rechteinhaber der Archivbilder nicht ermittelt werden. Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.

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