Vor 45 Jahren trafen sich einige Frauen aus dem Aidhäuser Ortsteil Friesenhausen in der damaligen Dorfwirtschaft „Zum Weißen Lamm“ und gründeten auf Initiative von Wirtin Adolfine Berger (83), von allen nur Musch genannt, den „FC-Sonnenschein“. Das Kürzel FC steht nicht – wie man vermuten könnte – für Fußballclub, sondern für einen Frauenclub.
In der vergangenen Woche trafen sich die Mitglieder des Frauenclubs im Sportheim des FC Friesenhausen zu einem gemütlichen Abend. Bei einem opulenten Abendessen hielt man Rückschau auf die vergangenen Jahrzehnte seit der Gründung des FC im Jahr 1972. Die gelbe Sonnenblume ist das Erkennungszeichen des Frauenclubs und bestimmte die Tischdekoration an diesem Abend.
Stefan Conrad (Rottenstein) hatte für diesen Abend aus seinem Videofilmarchiv die Feierlichkeiten vom 40-jährigen FC-Jubiläum im Jahr 2012 mitgebracht. Unter anderem konnte man den damaligen ökumenischen Dankgottesdienst mit Pfarrer Merz und Pfarrer Klemm und dem Posaunenchor auf der Großleinwand mitverfolgen.
Skepsis bei den Männern
Das damals einzige Wirtshaus „Zum weißen Lamm“ war im Ort auch der Treffpunkt der Fußballspieler und später auch das Vereinssportheim des Fußballclubs. Bei der „Musch“ traf man sich, ob jung oder alt. Warum aber sollten die Frauen immer nur zuhause auf ihre Männer warten? „Es gab seinerzeit keine Möglichkeit für verheiratete junge Frauen in ihrer Freizeit, mal abseits der familiären Verpflichtungen von Haushalt und Kindererziehung, sich zu treffen und untereinander auszutauschen, berichtet die FC-Gründerin Adolfine Berger. „Was die Männer können, können wir auch machen“, war das Motto der Musch. Und mit einer Handvoll Frauen am Stammtisch fing es an. Der Frauenclub (FC) war gegründet und schon wenige Wochen später trafen sich regelmäßig alle vierzehn Tage bis zu zwei Dutzend Frauen im jungen und mittleren Alter bis zur Seniorin im „Lamm“.
Damals noch skeptisch beäugt durch die örtliche Männerwelt, gab man dem Frauenclub zum Überleben höchstens ein paar Wochen, bis das Ganze wieder in der Versenkung verwinden würde. Dem war aber nicht so, denn die Frauen verbinde eine große Freundschaft miteinander und das sogar konfessionsübergreifend. In Friesenhausen habe sich dadurch auch der Zusammenhalt in der Ökumene gefestigt.
Neben der Pflege der Geselligkeit im Dorf hat der FC Sonnenschein die Emanzipation und Selbstverwirklichung in der Gemeinschaft der Frauen damals angestoßen und ist auch im caritativen Bereich tätig. Man organisiere den Advent-Seniorennachmittag für die Gemeinde, daneben eigene Faschingsabende und zahlreiche Busausflüge, darunter sogar dreitägige Ausflugsfahrten. „Die Frauen halten zusammen wie Pech und Schwefel“, schwärmt die Musch. Beim Dorfjubiläum „1200 Jahre Friesenhausen-Rottenstein“ im vergangenen Jahr habe sich dies beim Dekanats-Seniorentreffen am Festwochenende im Juni positiv widergespiegelt. Seit 1978 habe man sogar eine eigene FC-Fahne, die man bei auswärtigen Festumzügen mitführt.
Junge Mitglieder willkommen
Jetzt nach 45 Jahren ist die Mitgliederstruktur des FC Sonnenschein schon etwas anders aufgestellt: „Bei uns gibt es die Ü 80 und die U 80“, meint Gertrud Schuhmann und lacht. Von den 26 Frauen ist das älteste Mitglied 89 Jahre alt. Für die Musch ist es eine Herzensangelegenheit, dass es mit dem FC weitergeht. Deshalb seien vor allem junge Frauen jederzeit willkommen.