Gleich vornweg: Wesentlich anders als eine Präsenzveranstaltung liefen die beiden Termine, die Bürgermeister Peter Kraus (CSU) am Dienstag für Gädheim und am Donnerstag für den kleinsten Gemeindeteil Greßhausen anbot, gar nicht. Zumindest nicht, wenn man den protokollarischen Ablauf betrachtet.
Wie üblich ließ der Bürgermeister nach dem für 19 Uhr anberaumten Beginn ein bisschen Zeit für Nachzügler, seine "offizielle" Online-Bürgerversammlungs-Premiere feierte Peter Kraus am Dienstag exakt um 19.04 Uhr. Umfassend referierte er kompetent und unterhaltsam über die Geschehnisse des vergangenen Jahres und blickte auf die Dinge voraus, die seine Bürgerinnen und Bürger in nächster Zeit bewegen werden. Er gestattete sich nur eine kurze Trinkpause, nach exakt 59 Minuten war er mit seinem Referat am Ende.
Dann war Zeit für die Stimmen aus der Einwohnerschaft. Die hielten sich am Dienstag für den Hauptort Gädheim sehr in Grenzen, lediglich zwei vertiefende Nachfragen durfte Kraus da beantworten. Beim zweiten Termin am Donnerstag für Greßhausen fiel das Referat etwas kürzer aus. Dafür entwickelte sich eine ausführlichere Fragerunde. Die unterschied sich inhaltlich aber nicht wirklich von den Themen, die auch bei einer Präsenzveranstaltung zur Sprache gekommen wären.
Die wenigsten User hatten ihre Kamera an
Mit seinem Experiment zeigte sich Bürgermeister Peter Kraus am Freitag gegenüber dieser Redaktion sehr zufrieden: "Ich persönlich fand's sehr gut, ich habe mich auch über die sehr Resonanz gefreut." Auch technisch habe alles bestens funktioniert.
Am Dienstag nahmen an der Video-Konferenz, die über die Plattform "Zoom" lief, in der Spitze bis zu 49 User teil, am Donnerstag in Greßhausen 35. Nahezu alle User in Gädheim hatten die Videofunktion abgeschaltet, in Greßhausen hatte ein Handvoll Zuhörer die Kamera angelassen. Da war zu erkennen, dass teilweise zwei oder mehr Zuhörer zuhause vor Laptop oder Tablet saßen. "Wenn man das hochrechnet, kommen wir auf rund 75 beziehungsweise 50 Zuhörer", freute sich Kraus.
Darunter auch Bürger, die er noch nie bei einer Präsenzveranstaltung gesehen hatte, "besonders aus der jüngeren Generation". Im Gegensatz dazu hat er den einen oder anderen vermisst, den er sonst live mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gesehen hätte. Verglichen mit vorherigen Bürgerversammlungen habe sich die Beteiligung in etwa die Waage gehalten, mit leichter Tendenz zur Steigerung: "Ich Greßhausen hätten wir nie 50 Leute in die Alte Schule bekommen."
Positives Feedback direkt am Bildschirm
Das Feedback, das Kraus im Nachgang erhalten habe, sei durchwegs positiv gewesen, es habe sich ihm gegenüber niemand geäußert, dass er sich ausgeschlossen gefühlt habe. Das gelte auch für die ältere Generation, die sich, wie er beobachtet habe, gerade durch Corona "verstärkt" mit Internet und der dazugehörigen Technik auseinandersetze. Zum Ende der beiden Termine (die Konferenz für Ottendorf fand am Freitagabend nach Redaktionsschluss statt) ließen es sich manche Teilnehmer nicht nehmen, ihre Zufriedenheit auszudrücken. "Gutes Format, durchaus sinnvolle Maßnahme, das so zu machen" war da ebenso zu lesen wie "Echt ne coole Sache" , "Top" oder "Das hast du alles sehr gut gemacht und organisiert" zu lesen.

"Eine Präsenzveranstaltung ist trotzdem etwas anderes", sagt Peter Kraus. Es wäre jedoch angesichts der immer weiter steigenden Corona-Infektionszahlen unverantwortlich oder gar fahrlässig gewesen, "wenn wir uns im Sportheim oder der Alten Schule getroffen hätten". Im kommenden Jahr soll es das aber - wenn irgendwie möglich - wieder geben. Dann möchte der Bürgermeister wieder in voller Größe vor seinen Gädheimern, Ottendorfern und Greßhäusern stehen - und nicht alleine in seinem Büro in den eigenen vier Wänden vor dem Computer sitzen.
Das soll nicht die letzte Online-Veranstaltung gewesen sein
Auf das Online-Format verzichten möchte Peter Kraus in Zukunft angesichts der jüngsten Erfahrung aber auch nicht. Ihm schwebt vor, 2021 vielleicht eine reale Bürgerversammlung, zum Beispiel aus dem SSV-Sportheim in Gädheim, live zu streamen, wenn das technisch möglich ist. Alternativ könnte er sich eine eigene Video-Fragestunde vorstellen, als Ergänzung.
Denn rein rechtlich gesehen darf sich die virtuelle Ausgabe nicht "Bürgerversammlung" nennen. Das sieht die Gemeindeordnung so nicht vor, berichtet Kraus. Es müsse sich dabei um eine Präsenzveranstaltung handeln. Eine ine Videokonferenz dürfe - darauf habe ihn die Regierung von Unterfranken vorsichtshalber hingewiesen - nur als "Bürgerinformation" bezeichnet werden.
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