„Elektrizität ist für die meisten Menschen so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln, eine Kraft, die der Normalbürger nicht richtig versteht. Sie aber sind jetzt Experten in Sachen Elektrizität geworden – in den Augen vieler Bürger die Herrscher über Volt, Watt und Ohm, die Bändiger der Elektronen.“ Dies betonte der stellvertretende Landrat Michael Ziegler bei der Freisprechungsfeier der Innung für Elektro- und Informationstechnik am Freitag in Sand, bei der auch verdiente Elektromeister mit dem „Goldenen Meisterbrief“ ausgezeichnet wurden.
Einst bis zu 15 Stunden Arbeit am Tag
Ralf Jooß, Obermeister der Elektroinnung, erinnerte daran, dass die erste Freisprechung aus dem 13. Jahrhundert bekannt sei und die Lehre damals drei bis sechs Jahre gedauert. habe. Die Eltern hätten dazu ihre Kinder in die Obhut des Meisters gegeben. Die Arbeitszeit habe sechs Tage die Woche und 12 bis 15 Stunden am Tag betragen. Seitdem seien viele Jahrhunderte ins Land gezogen. Die Lehrmeister zahlten ihren Auszubildenden Lehrgeld, es gebe die Fünf-Tage-Woche mit täglich acht Stunden Arbeit.
Gerd Prokein, stellvertretender Schulleiter der Dr.-Georg-Schäfer-Schule, bezeichnete die Freisprechungsfeier als Höhepunkt der Ausbildung. Die Lehrkräfte hätten versucht, ihren Berufsschülern viele Kenntnisse und Fähigkeiten mitzugeben. Die Arbeit habe sich gelohnt und nach getaner Arbeit sei auch Ausruhen notwendig. „Wer sich aber nicht neuen Herausforderungen stellt und Ziele setzt, wird vom Fortschritt überholt.“ Gerade in der Elektrotechnik ist das Gelernte von heute morgen schon überholt.
„Jeder braucht Strom“
„Jeder braucht Strom und deswegen brauchen wir unsere Profis, die ausgebildeten Fachleute aus der Elektro- und Informationstechnik“, machte stellvertretender Landrat Michael Ziegler klar. „Ihr Zeugnis eröffnet Ihnen viele Chancen und Möglichkeiten für die weitere berufliche Laufbahn. Gute Handwerker werden auch in Zukunft gebraucht. Auch als Umweltexperten seien sie gefragte Leute, wenn es um Steuerung und Regelungen zur Energieeinsparung oder High-Tech-Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie gehe. „In Ihrem Beruf steckt also ganz viel Zukunfts-Technik.“ Ziegler sprach dem Elektrohandwerk und dem Handwerk insgesamt im Landkreis seine Anerkennung aus, dass sie seit Jahren zuverlässig Lehrstellen anbieten. „Ich bin sehr froh, dass es in unserem Landkreis immer noch viele Meister gibt, die Lehrlinge einstellen und ihre Kenntnisse an den Nachwuchs weiter reichen.“
Thilo Schirmer Prüfungsbester
Auch Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner gratulierte den Junggesellen, von denen Thilo Schirmer mit einem Notendurchschnitt von 1,8 bester Prüfling war, zur bestandenen Prüfung. Er bemerkte dabei aber auch, dass es nicht einfach sei, die Innung am Leben zu erhalten. Zurzeit zeige sich dies bei der Sanierung der Heinrich-Thein-Berufsschule, wo während des Umbaus die Elektroinnung keine Bleibe mehr habe. Die Innung habe sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Unterricht in Haßfurt aufrecht zu erhalten. Dazu habe man sogar Räume angemietet. „Dies war ein schwerer Kampf und wir haben Bretter bis nach München gebohrt.“
Damit spannte Häfner den Bogen zu verdienten alten Handwerksmeistern: „Heute geht kein Elektriker ohne Hilti aus der Werkstatt. Früher war aber in der Werkstatt für acht Beschäftigte nur ein Bohrer vorhanden. Auch wir haben noch viele Löcher geklopft und dann später mit Setzeisen und Dübeln gearbeitet.“ Man könne sich heute nicht mehr vorstellen, wie viel größer die körperliche Anstrengung damals gewesen sei. Demgegenüber seien heute sind die psychische Belastung und der Druck von außen viel größer.
Überbetriebliche Ausbildung
Sein Dank galt den Altmeistern, die in der Innung und Ausbildung den Weg bereitet hätten. „Für jeden Schüler haben wir einen Laptop angeschafft und modernste Messgeräte zur Verfügung gestellt, damit unsere jungen Leute in der Schule für die Zukunft fit gemacht werden.“ Mittlerweile schicke man die Azubis auch in eine überbetriebliche Ausbildung und könne sich deswegen mit der Ausbildung in der Industrie mehr als messen. Im Handwerk stehe man eben nicht jeden Tag vor der gleichen Maschine, sondern treffe immer wieder auf andere Aufgaben und andere Kunden. Das bringe einen viel weiter im Leben.
Die HWK erkannte auch die Arbeit der langjährigen Meister an, die vor 40 bis 53 Jahren ihre Prüfung abgelegt hatten und teilweise heute noch aktiv sind. Sie erhielten aus der Hand von Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner den „Goldenen Meisterbrief“ mit der goldenen Plakette sowie dem Siegel und der goldenen Ehrennadel der Handwerkskammer Unterfranken.
Die Junggesellen: Die freigesprochenen Junggesellen im Elektrohandwerk sind: Dennis Dauer, Eltmann (Elektrotechnik Häfner, Eltmann); Leon Niebling, Zeil (Elektro Krapf, Haßfurt); Manuel Obermeyer, Ostheim (Hümmer Elektrotechnik, Rügheim); Michael Oehm, Hellingen (Elektrotechnik Jooß, Hofheim); Fabian Pohli, Oberlauringen (Elektrotechnik Schenk, Knetzgau); Dominik Raab, Unterpreppach (Elektro Dietz, Ebern); Benedikt Riemer, Rügheim (Elektrotechnik Geuppert, Hofheim); Thilo Schirmer, Hofheim (Hümmer Elektrotechnik, Rügheim); Patrick Schmid, Sailershausen (Elektro Kestler, Haßfurt); Nicolas Schmitt, Hofheim (Elektrotechnik Geuppert, Hofheim).
Goldener Meisterbrief Mit dem „Goldenen Meisterbrief“ wurden ausgezeichnet: Walter Kestler, Haßfurt; Emil Klopf, Aidhausen; Georg Diroll, Oberaurach; Ludwig Lips, Oberaurach; Eugen Schorr, Haßfurt; Martin Fertsch, Ebern; Manfred Suhl, Haßfurt; Georg Klarmann, Eltmann; Wolfgang Seyfried, Rauhenebrach.