Dem vorausgegangen war eine Veranstaltung, die an Dramatik kaum zu überbieten war. Das Prozedere, wie es in Paragraf 81, Absatz II. der Wahlordnung vorgesehen ist, ist bestens geeignet, die Spannung auf die Spitze zu treiben. Die Spannung lässt sich am ehesten mit der Situation vergleichen, wenn beim Endspiel zur Fußball WM das Elfmeterschießen kurz bevor steht.
Zunächst wurden aus den Reihen des Wahlausschusses diejenigen Personen ausgewählt, die die Wahlzettel vorbereiten und natürlich auch, wer Fortuna die Hand führt, indem er den entscheidenden Zettel zieht.
Von Hartmut Kallenbach erstellt, wurden die beiden Lose im historischen Zylinder in einen separaten Raum gebracht. An Engelbert Ruck lag es, die Glücksfee zu spielen und den künftigen Bürgermeister zu ziehen.
Die Kameras und Mikrofone zahlreicher Medien (Sat I, Bayerischer Rundfunk, Kabel, Antenne Bayern, sowie die Schweinfurter TV-Sender und einige weitere private Rundfunkanbieter waren vertreten) waren auf die beiden Kandidaten gerichtet, als Wahlleiter Hermann Dengel den Namen verkündete. "Der künftige Bürgermeister von Sulzdorf heißt Lorenz Albert", verlas er mit ruhiger Stimme. Von den Rängen des Gemeindezentrums gab es Beifall und kaum Pfiffe. Rund hundert Sulzdorfer hatten sich das historische Ereignis nicht entgehen lassen. Einige hatten sogar Urlaub genommen, um dabei zu sein, wenn ein Bürgermeister ausgelost wird.
Beiden Kandidaten war schon im Vorfeld anzumerken, dass sie sich vor allem darüber freuen, dass die ganze Sache bald vorbei sein wird. Nach der Entscheidung gab es Tränen auf beiden Seiten.
Die beiden Alberts gaben sich die Hand. Einem Sieger zu gratulieren war nicht das Gebot der Stunde, aber einem der in der Stunde der Entscheidung das Glück auf seiner Seite hatte.
Wahlleiter Hermann Dengel, der zusammen mit Vertretern von Behörden und dem Wahlausschuss die ganze Sache souverän leitete, mahnte nach der Verkündung beide Seiten es jetzt genug sein zu lassen mit Diffamierungen und teilweise auch Beleidigungen, denn die Gemeinde brauche Frieden und Zusammenhalt.
Auch Lorenz Albert stieß ins gleiche Horn. "Symbolisch möchte ich allen Gemeindemitgliedern eine Schaufel mit auf den Weg und in die Hand geben. Eine Schaufel, die ein Symbol sein soll, für die Arbeit, die wir gemeinsam anpacken sollen und müssen, aber auch ein Symbol dafür, dass es Gräben zuzuschütten gilt".
Ein Friedensangebot nachdem man sich im Wahlkampf nicht immer mit Glace-Handschuhen angefasst hatte.
Es gelte sich jetzt auf den Grundsatz "Wir sind eine Gemeinde" zu besinnen und so gemeinsam zu handeln. Im übrigen bezeichnete es Lorenz Albert als göttliche Fügung, dass er auf diese Art und Weise wieder ins Amts kommt. "Ich bin dreimal regulär wiedergewählt worden, heute hat eine anderer entschieden", verkündete er gerührt. Er gratulierte seinem Kontrahenten auch dazu, es nicht geworden zu sein, denn "es kommen schwierige Zeiten mit schwierigen Entscheidungen auf uns zu".
Ein langer Wahlkampf, ja ein Kuriosum in der Kommunalwahl-Geschichte, hat damit ein Ende. Nach der langen, manchmal harten Auseinandersetzung darf und muss jetzt wieder Politik gemacht werden, denn noch so viele Worte haben die lang vor sich her geschobene Abwasser-Problematik kein Stück weiter gebracht.