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WEIKERSHEIM/NIEDERSTETTEN: Seelsorge als Konstante

WEIKERSHEIM/NIEDERSTETTEN

Seelsorge als Konstante

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    Leergeräumt: Pfarrer Stephan Aupperle und seine Familie verabschieden sich aus Ermershausen. Der Umzug nach Weikersheim ist schon über die Bühne gegangen.
    Leergeräumt: Pfarrer Stephan Aupperle und seine Familie verabschieden sich aus Ermershausen. Der Umzug nach Weikersheim ist schon über die Bühne gegangen. Foto: Foto: Beate Dahinten

    Der Blick geht durch den Flur in ein leeres Zimmer. Die Wohnung ist weitgehend ausgeräumt. Schlafsack und Matratze auf dem Boden im Pfarrbüro sprechen für sich. Keine Frage: Hier ist jemand auf dem Sprung. Den Umzug an ihren neuen Wohnort Weikersheim (Baden-Württemberg) haben Stephan Aupperle, seine Frau Sabine und ihre drei Töchter schon vor dem Urlaub durchgezogen.

    Der Gottesdienst zur Verabschiedung morgen am Sonntagnachmittag wird sein letzter an der bisherigen Wirkungsstätte sein: Pfarrer Stephan Aupperle wird am 1. Oktober sein neues Amt als Stützpunktgeistlicher in Niederstetten antreten. Zehn Jahre lang war er als Seelsorger der evangelischen Kirchengemeinden Ermershausen und Birkenfeld tätig – und sehr beliebt. Das zeigten auch die Reaktionen auf die Ankündigung seines Wechsels vor einigen Wochen (wir berichteten).

    Was wohl die Beweggründe für die Bewerbung Aupperles waren, das fragen sich und ihn seither viele Gemeindeglieder. „Ich gehe nur schweren Herzens von hier weg“, betont Stephan Aupperle im Gespräch mit dieser Redaktion. Sein Wechsel habe nichts mit seiner bisherigen Stelle zu tun. Die Bewerbung bei der Bundeswehr sei seine einzige gewesen, sagt Aupperle. Wenn das nichts geworden wäre, wäre er in Ermershausen geblieben. Dass er sich beworben hat, „hat nichts damit zu tun, dass ich weg wollte oder musste“. Der Beweggrund war schlicht und einfach: „Mich hat die Stelle gereizt.“ Und das vor allem wegen der Aufgabe, als Seelsorger für die Soldaten da zu sein, „und für die Familien, für die Kinder, das wird oft vergessen“.

    Gottesdienste und Andachten gehören auch bei der neuen Stelle zu den Aufgaben des Geistlichen, ebenso Freizeiten für die Soldaten und ihre Familien, nicht zu vergessen der „lebenskundliche Unterricht“, bei dem es um ethisch-moralische Fragen geht, vor allem aus dem Berufsalltag der Soldaten.

    Dabei wird Aupperle nicht nur in den Kasernen in Niederstetten und den umliegenden Standorten wie zum Beispiel Walldürrn und Ellwangen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen: Zwei Auslandseinsätze von jeweils vier Monaten gehören ebenfalls zu den Anforderungen der Stelle, die – erst mal – für sechs Jahre ausgeschrieben ist. „Das kann überall sein, wo die Bundeswehr gerade eingesetzt ist“, Afghanistan, Kosovo oder Mali beispielsweise.

    Aupperle selbst hat nicht gedient, war als Zivi in einem Kibbuz in Israel. „Die Bundeswehr ist für mich fremd, eine terra inkognita“, bekennt er. Aber gerade das „ist auch etwas, was mich reizt: ein völlig neues Aufgabenfeld im Beruf des Pfarrers“. Dabei besteht für ihn sein Werdegang nicht aus verschiedenen, abgebrochenen Wegen. „Ich sehe das alles als ein Kontinuum, das ergänzt sich.“

    Von der Ausbildung her Sozialpädagoge und Diakon, habe er die Sozialpädagogik „für mich nie als falschen Weg betrachtet“, sagt Aupperle. In den Pfarrberuf sei er hineingewachsen, zunächst durch die acht Jahre als Diakon in Paraguay und dann vor allem während seiner Zeit in Ermershausen und Birkenfeld, wo er im Juli 2005 die Pfarrstelle übernommen hatte.

    Nach den Höhepunkten in dieser Zeit gefragt, fällt es Aupperle schwer, etwas herauszugreifen. „Ich hab die Arbeit gerne gemacht, ich war gerne hier.“ Aber dann fällt ihm doch einiges ein. „Die Freundlichkeit der Menschen hier zu erleben“, so wie zuletzt in Gestalt der freiwilligen Helfer bei der – zum Abschied noch nicht ganz abgeschlossenen Außenrenovierung – der Ermershäuser Kirche, das war für Aupperle ein Highlight. Und vor allem der „außergewöhnliche“ Zusammenhalt hier in den Dörfern. „Ich bin ja Stadtmensch, da ist mir das unbekannt“, sagt der gebürtige Nürnberger.

    „Schon auch überwältigend“ war für ihn und seine Familie die breite Unterstützung, als 2007 seine Mutter vermisst wurde. Aufgrund beginnender Demenz hatte sie das Haus verlassen und sich im Wald verirrt. „Das ganze Dorf war komplett auf den Beinen und hat gesucht.“

    Überhaupt hat es Aupperle gut getan, „wie die Gemeinde mich, uns aufgenommen hat. auch mit meinen Eigenheiten und Unvollkommenheiten“. Die Zusammenarbeit mit Kirchenvorstand und Diakonieverein sei „tatsächlich sehr gut“ gewesen. Der Kirchenvorstand habe ihm „echten Rückhalt“ gegeben.

    Aber nicht nur die Menschen haben Familie Aupperle beeindruckt. „Die Haßberge sind sehr schön, ein wunderbares Naherholungsgebiet.“ Stephan Aupperle, der gerne Rad fährt, schwärmt regelrecht von der Natur vor der Haustür, vom Grünen Band und der Rhön. „Es gäbe keinen Grund, hier weg zu gehen“, sagt Aupperle mit Blick auf entsprechende Nachfragen von Gemeindegliedern.

    Übrigens: Von Ermershausen wird Aupperle an seinem neuen Dienstort gar nicht so weit weg sein. Die Rede ist von dem gleichnamigen Gemeindeteil von Niederstetten. Vielleicht nehmen das die Ermershäuser aus den Haßbergen zum Anlass, die Kontakte nach Baden-Württemberg aufzufrischen.

    Aber erst mal heißt es Abschied nehmen von Familie Aupperle: Nach dem Gottesdienst morgen um 14 Uhr in der Kirche von Ermershausen steht ein gemütliches Beisammensein in der Adolf-Höhn-Halle auf dem Programm, mit Grußworten und anderen Beiträgen.

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