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Bamberg: Stolperstein für den Bamberger Hans Buxbaum in Bochum

Bamberg

Stolperstein für den Bamberger Hans Buxbaum in Bochum

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    Damit der gebürtige Bamberger Hans Buxbaum nicht vergessen wird, gibt es seit Dezember 2021 diesen Stolperstein in Bochum, wo er in den 1930er Jahren lebte.
    Damit der gebürtige Bamberger Hans Buxbaum nicht vergessen wird, gibt es seit Dezember 2021 diesen Stolperstein in Bochum, wo er in den 1930er Jahren lebte. Foto: Alexa Kuszlik

    Gerade einmal 60 Stolpersteine für die in der NS-Zeit verfolgten Homosexuellen gibt es in Deutschland. Einer davon ist seit Dezember 2021 Hans Buxbaum gewidmet, einem gebürtigen Bamberger. Der Künstler Gunter Demnig, Initiator der europaweit bekannten Erinnerungssteine für Verfolgte des Nazi-Regimes, platzierte das Messingklötzchen mit dem Namen Buxbaums auf dem Hans-Schalla-Platz in Bochum, zum Andenken an den ehemaligen stellvertretenden Intendanten und Oberregisseur des dortigen Schauspielhauses.

    „Trotz seiner Verdienste für das Theater ist Hans Buxbaum aus der Erinnerung der Stadt Bochum weitestgehend verschwunden“, sagt Jürgen Wenke im Gespräch mit dieser Redaktion. Wenke, langjähriger Vorsitzender der „Rosa Strippe“, der Bochumer Beratungsstelle zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, hat die Lebensgeschichte Buxbaums erforscht und den Stolperstein angeregt. „Als Jude, Sozialdemokrat und Homosexueller war Hans Buxbaum gleich dreifach bedroht“, erklärt Wenke. Da habe es in der vorherrschenden Nazi-Ideologie nichts genützt, dass die von ihm in Szene gesetzten klassischen Theaterstücke bis 1933 herausragende Rezensionen erhielten und „herzlichen Beifall“ vom Publikum einspielten. Im März 1933 erfolgte Buxbaums Rauswurf wegen „nicht-arischer Abstammung“.

    Meldekarteikarten im Bamberger Stadtarchiv

    Über Straßburg und Hamburg gelangte Buxbaum nach London, wo er als Mitarbeiter der BBC die Bombenangriffe der deutschen Kriegsmaschinerie auf die englische Hauptstadt überlebte. Nach 1945 kam er mit dem britischen Militär kurz nach Bochum zurück, fand „sein Theater“ in Trümmern – wie die ganze Stadt. Mochte der Bühnenmensch mit Leib und Seele auch Zukunftspläne in einem „befreiten Deutschland“ gehabt haben: „Umsetzen konnte er sie nicht“, so Jürgen Wenke. Am 24. Juni 1947 starb Hans Buxbaum erst 53-jährige an einem Herzinfarkt.

    Ein Puzzlestück nach dem anderen hat Stolperstein-Initiator Wenke zum Lebensbild von Buxbaum zusammengetragen. Hilfreich sei vor allem die Recherche im Bamberger Stadtarchiv gewesen. Denn darin würden die „Meldekarteikarten“ – Geburtsurkunden, Heiratsurkunden und so weiter – der Bamberger aufbewahrt: „Die Quellenlage ist gut“, freut sich Jürgen Wenke.

    Hans Buxbaum wurde am 10. Dezember 1893 in Bamberg geboren. Als erwachsener Mann blieb er ledig, ging auch keine „Agreement-Ehe“ ein, um sich vor Anfeindungen und möglichen gesellschaftlichen Nachteilen als schwuler Mann zu schützen. Seine Eltern waren Gustav (1839-1914) und Jutta Buxbaum, geborene Güttermann (1850-1914). Vater Gustav war Großhandelskaufmann und Kommerzienrat, betrieb eine Hopfengroßhandlung mit Darre in der Hainstraße 20. Die Meldekarten der Familienmitglieder - es zählte der ältere Sohn Julius dazu – verzeichnen unter der Rubrik Religion „israelitisch“. Doch „über die Religionsausübung der Familie gibt es keine gesicherten Erkenntnisse“, bedauert Wenke.

    Der promovierte Jurist zog einen kreativen Beruf vor

    Hans Buxbaum besuchte das Gymnasium in Bamberg und studierte anschließend in München und Bamberg Jura. Den Abschluss des Studiums mit Promotion im Frühjahr 1915 erlebten seine Eltern nicht mehr. Und daher auch nicht, dass der Sohn einen kreativen Beruf vorzog und Theatermann wurde. Bruder Julius übernahm die Firma des Vaters in Bamberg, wo er 1936 verstarb. Er und seine Ehefrau Elsa Henriette erlebten noch den Beginn der Judenverfolgung in der NS-Zeit. Er erfuhr auch noch, dass Bruder Hans wegen der jüdischen Herkunft seine Anstellung am Bochumer Theater verloren hatte.

    Hans Buxbaum war nur einer von mehreren Tausend Männern, die während der NS-Zeit wegen Homosexualität bedroht, verfolgt, ermordet wurden. Trotz der Mehrfachstigmatisierung in der NS-Zeit als Sozialdemokrat, schwuler Mann und Jude entkam Buxbaum der tödlichen Verfolgung. Für viele homosexuelle Männer war ein anderer Weg vorgezeichnet: Verhöre, Folterungen, Kastrationen, Zuchthaus und KZ-Deportationen oder Verbringung in Euthanasie-Anstalten überlebten sie nicht. Oder sie starben den „sozialen Tod“ im beruflichen und privaten Umfeld durch ein „Outing“.

    Mit zwei Urenkeln von Julius Buxbaum, die in den USA leben, steht Jürgen Wenke in brieflichem Kontakt. Allerdings weiß er derzeit nicht, ob diese Nachkommen der Familie Buxbaum eines Tages ihre Wurzeln auch in Bamberg direkt aufsuchen wollen.

    Damit Hans Buxbaum nicht vergessen wird, gibt es seit Dezember 2021 diesen Stolperstein in  Bochum.
    Damit Hans Buxbaum nicht vergessen wird, gibt es seit Dezember 2021 diesen Stolperstein in  Bochum. Foto: Jürgen Wenke
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