
Wenn der Deutschen liebstes Weihnachtslied, „Stille Nacht“, als Zugabe eines Chorkonzerts erklingt, dann gibt es oft Kitsch und Sentimentalität pur. Ganz anders, wenn das der Amadeus-Chor aus Neuendettelsau am Samstagabend in der evangelischen Stadtkirche in Kitzingen macht.
Swingende, stille Nacht
Da wird die Stille Nacht ganz frisch, fast neu, mit einem kleinen Jazz-Einschlag, ohne zu swingen. Die bekannte Melodie ist da, sie rührt immer noch an, scheint gänzlich unverbraucht, das Zuhören macht einfach Spaß. Und der zog sich bis dahin durch fast 90 Minuten reiner weihnachtlicher Chormusik, unterbrochen nur durch zwei Orgeleinlagen des Hausherrn, Carl Friedrich Meyer.
Eine Reise durch die Weihnachtsgeschichte, das Programm aufgebaut wie ein Weg, von der ersten Begegnung Marias und Josefs, über die Beschwerlichkeit der Reise und der Menschwerdung Gottes, bis hin zum großen Jubel über die Geburt Jesu.
Ungewöhnlicher Auftakt
Das Konzert beginnt ganz modern, mit dem Ave Maria von Jaako Mäntyjärvi (geboren 1963). Zu den tiefen Männerstimmen vom Altarraum sprechen die Frauenstimmen von der Seite des Kirchenschiffs halb flüsternd, fast im Chaos, den Text. Diesem ungewöhnlichen Auftakt folgen teils fast unbekannte, aber auch immer wieder sehr bekannte weihnachtliche Weisen, alle in interessanten und modernen Arrangements, die alle Stücke in neuem, ungewöhnlichem Gewand erscheinen lassen und so für große Abwechslung sorgen.
Perfekte Intonation
Natürlich tragen zu diesem kurzweiligen Programm auch die Auswahl und das Arrangement der Lieder bei. Aber was nutzt das alles, wenn es ein Chor nicht umsetzen kann. Doch der Amadeus-Chor kann das in vorzüglicher Weise: Die Ausgewogenheit der Stimmgruppen, die perfekte Intonation, die klare Artikulation und die brillante technische Ausführung überzeugen durch das gesamte Programm. Wie sehr Chorleiter Nicol Matt seinen Chor an der kurzen Leine führt, zeigt auch das Verhalten in den Orgelpausen: Erst wenn Matt das Zeichen gibt, setzen sich die Sänger.
Am Ende noch ein Leckerbissen mit Lokalkolorit: Das expressive und von Schlagzeug begleitete Arrangement des „Little Drummer Boy“ stammt von Uwe Unger, selber Sänger im Chor und bekannt durch seine Chorarbeit in Mainstockheim.
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