Immer wieder gingen den ganzen Nachmittag über die besorgten Blicke nach oben in den Himmel. Hält das Wetter? Nein, tat es nicht. Zumindest anfangs war es leichter Regen, der auf die vielen hundert Zuschauer tröpfelte. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch. Ganz nach dem Motto: „Es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung“ hatten sich etliche Zuschauer wetterfest gekleidet. Und für den Rest hatten die Obernbreiter vorgesorgt: Regencapes gab es günstig zu kaufen.
Pathetische Musik leitete das Schauspiel ein, das fast mehr Revue als Theaterstück war, so abwechslungsreich zeigten sich die insgesamt elf Aktionen, die Gabriele Brunsch zu Papier und als Regisseurin auch auf die Bühne gebracht hatte.
Dunkel gekleidete Gestalten betreten die Bühne, bilden einen Halbkreis um das Sofa im Zentrum – und als das Halbrund sich öffnet, liegt Bernhard Brückner im weißen Nachthemd mit Schlafmütze schwer atmend unter der Decke.
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Schon die erste Szene zeigt: Das passiert nicht nur auf der Bühne. Da sind tatsächlich unheimlich viele Obernbreiter dabei. Sie machen mit und tragen ihren Teil dazu bei, das Rathaus zu feiern. Ein Blick hinter die Bühne, ins Rathausfoyer, bestätigt das dann auch: Gewusel, Gelächter, Aufregung, Lampenfiber.
Draußen nimmt das Geschehen seinen Lauf. In Obernbreit im Jahr 2010 wird das Jubiläum vorbereitet. Da hat das Mädchen Tessa die Idee, ein Lied über das Rathaus zu singen und Papa hilft dabei. Am Ende singen viele aus dem Publikum mit zur Melodie „Am Brunnen“.
Der selbst ernannte Jubiläumsausschuss mit lauter wichtigen Männern und Frauen aus dem Dorf, Alteingesessene und „Neigschmeckte“, hat natürlich kein Ergebnis und bietet den Hucklkätz aber die Gelegenheit, etwas über die Geschichte des Rathausneubaus vor 400 Jahren zu erzählen. Immerhin waren sie damals schon dabei. Mit einer Menschenpyramide schließen die Turner der TSV-Riege die Szene ab. Annika und Niklas, zwei Kinder aus dem Ort, erklären den geschichtlichen Hintergrund vor 400 Jahren.
Vor der Pause wird es besinnlich. Tessa hat noch einmal einen Auftritt, zusammen mit ihrer Schwester Lena, die auch einen Song über das Rathaus schreiben möchte. „So ein Rathaus hat doch eine Seele – und auch einen Charakter“, philosophiert sie und entlässt die Zuschauer mit einem nachdenklichen Lied über das Haus in die Pause.
Zwei Szenen reichen dann in die Vergangenheit. Die Waschweiber beklagen den Verlust ihres Waschplatzes am Bach, wenn dort das Rathaus gebaut werden soll: Die Magd, die Bäuerin, die Müllerin und die Kräuterfrau – Veränderungen machen ihnen Angst und soziale Unterschiede werden deutlich. Mit dem Auftritt des Oberschultheiß aus Creglingen werden die letzten Schritte zum Bau abgesprochen – in drei Jahren soll das neue Rathaus fertig sein.
Und dann stehen sie alle noch einmal auf der Bühne und feiern ihr Rathaus mit dem „Rathausjubiläumslied“: Die in historischen Gewändern feiern die Einweihung, unsere Zeitgenossen das Jubiläum – alle gemeinsam, zusammen mit den Feuerjongleuren, den Blumenkindern, den Cheerleader-Mädchen und all den anderen, die am Stück beteiligt waren.
Und dann blickt alles auf das Rathaus, und nach einigem Zögern ziehen auch tatsächlich die Feuerwerksraketen in den Himmel und mit Aahs und Oohs und viel Beifall endet der gelungene Abend.
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